Читать книгу Die besten 10 Liebesromane November 2021: Romanpaket - Glenn Stirling - Страница 40
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Am nächsten Tag fuhr Katie in die Stadt und suchte zuerst Dr. Stewart auf. Der sah sich als Erstes ihre Verletzung am Bein an und nickte zufrieden.
"Das sieht gut aus. Die Wunde ist bereits trocken und heilt schnell ab. Aber wie schon gesagt: Es werden Narben bleiben. Die verblassen zwar mit der Zeit, doch ganz werden sie nicht verschwinden."
Katie winkte ab.
"Ich will mich ja nicht als Model bewerben. Was mir noch zu schaffen macht, sind die geprellten Rippen."
"Tja, da müssen Sie Geduld haben, Miss Driver. Ich gebe Ihnen ein Salbe mit. Die tragen Sie dann morgens und abends auf die Stellen. Das wird den Schmerz auch etwas lindern." Dann besah er sich ihre rechte Seite, die nun sehr farbig war. Dunkelblau war vorherrschend.
"Einen wirklich klassischen Bluterguss haben sie dort", stellte er stirnrunzelnd fest. "Am besten, ich röntge das zur Sicherheit. Ich will nun doch ausschließen, ob da was gebrochen ist."
Aber zum Glück war das nicht der Fall, wie auf dem Röntgenbild ersichtlich.
Nach ihrem Arztbesuch ging sie zum Haus des Anwalts. Er begrüßte sie wieder sehr herzlich, als wäre sie eine gute Bekannte. Sogleich führte er sie in sein Büro und forderte sie auf, sich zu setzen.
"Miss Driver, wie sieht es aus? Soll ich Ihnen das Testament vorlegen?", fragte er.
"Ja, darum bin ich hier. Aber ich habe auch eine Menge an Fragen."
"Das kann ich mir gut vorstellen", meinte er schmunzelnd.
"Und ich denke, dass Sie mir auch antworten können. Mister Collins verriet mir, dass Sie und mein Großonkel befreundet waren. Also kennen Sie gewiss auch einige von seinen Geheimnissen."
"Könnte sein", hielt er sich zurück.
"Wir werden sehen", sagte Katie. "Fangen wir damit an: Ich habe beim Durchstöbern der Schränke mehrere Ordner gefunden, die mir Aufschluss darüber gaben, wie mein Großonkel sein Geld verdiente. Ich habe mir jedoch noch nicht die Mühe gemacht, alle zu sichten. Ich verstehe eine Menge von Finanzen, denn ich war mehrere Jahre in diesem Bereich tätig. Aber ich denke, das wissen sie bereits." Brown deutete ein Nicken an. "Doch nach diesem verfluchten Crash bin ich meinen Job los und auf der Suche nach einem vergleichbaren, was sich gerade etwas schwierig gestaltet. Nur zur vollständigen Info. - Ich habe auch in Erfahrung bringen können, dass die Pferdezucht für den Onkel so etwas wie sein Lebenswerk war. Dorthin floss also viel Geld, aber etwas mehr, wie es scheint, floss auch zurück. Meine erste Frage: Woran ist Onkel Archer überhaupt gestorben?"
"An Krebs. Er hatte Darmkrebs", antwortete Russel Brown.
"Oh!", flüsterte Katie teilnahmsvoll.
"Er hatte ab und an Beschwerden, die er jedoch abtat.”
“Ich verstehe.”
“Als er dann endlich unseren Doktor aufsuchte und der ihn zur Koloskopie schickte, war es bereits zu spät. Behandlungen lehnte er ab, denn dann hätte er sich ins Krankenhaus begeben müssen. Er sagte: ,Sterben muss ich jetzt sowieso. Aber bevor ich zu meiner Lilly gehe, habe ich noch allerhand zu regeln.‘"
"Da kommt meine nächste Frage: Wer ist Lilly?"
"Seine verstorbene Frau, die er über alles geliebt hat. Er hat aus diesem Grund und einem weiteren nie wieder geheiratet."
"Auch danach mit keiner anderen Frau zusammengelebt?", wunderte Katie sich.
"Nein."
"Wie ist sie gestorben?"
"Kurz nach der Geburt der Tochter. Innere Blutungen, die man nicht stillen konnte."
"Was ist aus dem Kind geworden?", wollte Katie nun wissen, denn der Anwalt sprach von einem weiteren Grund. War es etwa auch gestorben?
"Eine wunderschöne junge und kluge Frau", bekam sie jedoch zur Antwort.
"Mister Brown, sie haben meine Frage garantiert richtig interpretiert", hielt Katie ihm vor.
Er nickte und sah sie ein paar Augenblicke ernst an. Weil er sich jedoch nicht anschickte, auf ihre Bemerkung zu reagieren und ihre Frage richtig zu beantworten, erzählte sie ihm von ihrer Entdeckung.
"Ich habe bei den Ordnern auch ein Fotoalbum entdeckt. Schon merkwürdig, dass fast alle Fotos eine Person darstellen. Und diese Person bin ich. Wie kann das sein? Von wem hat Onkel Archer all diese Fotos bekommen? Und zu welchem Zweck? Ich verstehe das nicht."
Anwalt Brown wischte sich mit beiden Händen über sein Gesicht und schüttelte dann den Kopf mit geschlossenen Augen, als wollte er sich von etwas befreien, was ihm unangenehm war oder missfiel.
"Liebe Miss Driver ... Katie ..., bevor ich in diese Richtung Ihre Fragen beantworte und Ihnen dazu Erklärungen abgebe, muss ich Ihnen das Testament vorlegen. Ihr Großonkel hat dieses Versprechen von mir eingefordert. Und ich bin gewillt, das nach seinem Willen zu erfüllen", sagte er in einem sehr ernsten Ton.
"Gut, dann erst das Testament", stimmte sie zu.
Anwalt Russel Brown zog einen dünnen Ordner zu sich herüber und schlug ihn auf. Dann begann er vorzulesen, was dort geschrieben stand.
"... vermache mein gesamtes Eigentum Katie Driver, ..."
Als er Katies Geburtsdatum nannte, sah er sie kurz an, las dann aber gleich weiter vor.
"Ist schon merkwürdig, dass seine Tochter am gleichen Tag geboren ist wie ich", merkte Katie an. "Aber ich denke, dass das wohl eher ein Zufall ist. Viele Kinder sind am gleichen Tag wie ich geboren ..."
"Ja, Miss Driver, dem ist wohl so." Er schob ihr einen Umschlag zu. "Der ist für sie, Katie."
"Von wem ist er?", fragte sie.
"Von Ihrem ... äm ... von dem Verstorbenen", antwortete der Anwalt.
"Muss ich den hier lesen?", fragte sie.
"Ihre Entscheidung", sagte er und lächelte. "Aber da ist noch etwas. Ich muss sie darüber informieren, dass, wenn Sie das Erbe annehmen, Sie ins Grundbuch eingetragen werden müssen. Zu der Ranch und dem Gelände drumherum gehören auch noch weitere 100 000 Hektar Land. Auch auf dem Konto ihres Großonkels befindet sich ein Betrag von circa 20 000 Dollar ..."
"Wie bitte?", unterbrach Katie den Anwalt. "Das verstehe ich nun gar nicht. Warum hat Onkel Archer denn dieses Geld nicht dafür genutzt, um das Ranchhaus zu renovieren. Zumindest das Dach, denn da regnet es doch garantiert schon durch. Und ob es dem nächsten Sturm standhält, ist auch fraglich."
"Ach, Katie, er hatte es sich so fest vorgenommen, doch leider hat er es nicht mehr geschafft", sagte er in einem bedauernden und von Trauer getragenen Ton. "Seine Krankheit hat es nicht zugelassen. Sie können sich bestimmt nicht vorstellen, wie sehr ihn das gewurmt hat. Fragen Sie mal Mister Collins! Aber er hat immer wieder davon gesprochen und dabei seine Hoffnung zum Ausdruck gebracht, dass Sie, Katie, sein Erbe annehmen und die Ranch weiterführen. Aus diesem Grund schlage ich vor, dass Sie erst einmal den Brief lesen. Nehmen Sie ihn mit zur Ranch! Erst danach sollten wir wieder ein Treffen vereinbaren. Oder wollen Sie mir jetzt schon Ihre Entscheidung mitteilen?"
"Nein, das will ich nicht. Ich muss über alles nachdenken", gab sie zur Antwort. "Und wer weiß, welche Überraschungen noch auf mich lauern."
Diese Bemerkung überging der Anwalt. Dafür wechselte er das Thema.
"Ich habe gehört, dass Sie einen Unfall hatten."
"Unfall", brüskierte Katie sich. "Wenn das ein Unfall gewesen sein soll, dann frage ich mich, warum jemand so NETT war, und die Stufen angesägt hat. Vielleicht trug derjenige sich mit der Absicht, es wie ein Unfall aussehen zu lassen. Aber warum? Gibt es hier in der Stadt Personen, die mich hier nicht dulden?"
Anwalt Brown schüttelte seinen Kopf.
"Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Wenn man die Leute reden hört – und das tun sie -, dann stellen sie sich die Frage, ob sie bleiben und die Ranch übernehmen. Sie wollen keine Fremden, die das Grundstück weiter verhökern oder vielleicht alles verkommen lassen."
"Aber ich bin doch auch eine Fremde für die Leute hier in Medicine Bow", hielt Katie dagegen.
"Das sehen die Menschen hier anders. Für die sind Sie die Nichte Ihres Onkels."
"Großnichte meinen Sie wohl", verbesserte Katie ihn.
Der Anwalt winkte ab. "Das spielt keine Rolle."
Katie nahm den Brief an sich und steckt ihn in Ihre Handtasche.
"Ich muss jetzt noch ins Büro des Sheriffs – das Protokoll unterschreiben", sagte sie und erhob sich.
Auch Anwalt Brown stand auf und kam um den Schreibtisch herum, um Katie hinauszubegleiten.
"Eine Frage habe ich noch. Hat der Großonkel denn keine weiteren Verwandten?"
"Er hat nie jemanden erwähnt."
"Und von der Seite seiner Frau? Gibt oder gab es da niemanden?"
"Wie gesagt: Er hat mir nie davon etwas berichtet. Seine Frau Lilly ist seit fünfundzwanzig Jahren tot. Und soweit ich das beurteilen kann, hat er zu der familiären Seite seiner verstorbenen Frau keine Verbindungen gepflegt. Soll ich das für Sie recherchieren?"
"Ich weiß nicht. Nein, ich denke eher nicht. Ich muss mich selbst erst zu einer Entscheidung durchringen", meinte sie.
Katie verabschiedete sich und fuhr nun zum Büro des Sheriffs.