Читать книгу DER COLT IST IHR GESETZ – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte - Glenn Stirling - Страница 13

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9. Kapitel

Eine halbe Stunde später standen Clint Farrox und Hal Wyman in den Boxen, in denen ihre Gäule untergebracht waren, und legten ihren Pferden die Sättel auf.

»Clint!«, sagte Hal langsam. »Du willst tatsächlich die Verfolgung erneut aufnehmen?«

»Sicher, Amigo!«, bestätigte Clint und zog die Sattelgurte fest. »Kommst du mit?«

Das schmale, sonst so unternehmungslustige Gesicht des dunkelhaarigen Reiters zeigte einen ungewöhnlichen Ernst.

»Clint«, sagte er, »ich verstehe dich nicht mehr! Du hast doch das Geld zurückbekommen, das diese Schufte Carroll Keeneys Vater abnahmen. Reanow hatte einen Teil bei sich, und den anderen Teil nahm man Shunter ab, ehe er fliehen konnte. Es fehlen nur zweihundert Dollars, die Shunter und Reanow im Saloon verspielten und vertranken. Warum ist dir das nicht genug?«

Clint richtete sich auf und stützte beide Fäuste auf den Rücken seines Braunen. Über das Pferd hinweg blickte er Hal nachdenklich an.

»Hal, ich bin nicht nur des geraubten Geldes wegen hinter Shunter und Reanow hergeritten. Überlege doch einmal, was dieser Shunter schon alles auf dem Gewissen hat. Und dann mach dir klar, dass dieser Bandit wieder Verbrechen begehen wird, solange er auf freiem Fuße ist.«

Hal lachte bitter auf.

»Clint, du solltest in den Osten gehen und dich als Sheriff betätigen.«

Clint zuckte ruhig die Schultern.

»Verlass dich darauf, Hal, auch hier in den Westen, in dieses weite und wilde Land, wird einmal das Gesetz kommen. Vielleicht dauert es gar nicht mehr allzu lange. Aber bis dahin soll es nicht so sein, dass jeder Bandit ungehindert morden kann.«

»Man sollte meinen, Clint, du hättest bereits eine Lehre erhalten!«, lächelte Hal freudlos und wies auf den dicken Verband, der sich unter Clint Farrox’ Hemd an der linken Schulter abhob. Er selber trug einen weißen Verband um den Kopf geschlungen und hatte darüber seinen Stetson gestülpt.

»Ich werde dir nicht böse sein, Hal, wenn du nicht mitreitest!«, sagte Clint ruhig.

Wieder wurde Hal Wymans Gesicht ernst. Er trat um sein Pferd herum und blieb dicht vor Clint stehen. Seine Worte kamen leise über die Lippen: »Nein, Clint! Diesmal komme ich wirklich nicht mit!«

Nichts in der Miene des blonden Texaners deutete darauf hin, dass ihn diese Worte seines Freundes besonders getroffen hätten.

»Es ist gut, Hal! Dann müssen wir bald Abschied nehmen.«

Als wäre nichts geschehen, legte er seinem Braunen das Zaumzeug an. Hal trat hinter ihn.

»Clint, du musst mich verstehen!«, stieß er heftig hervor. »Ich kann mir doch nicht meine ganze Zukunft verbauen lassen, nur weil du einer Idee von Gerechtigkeit nachrennst. Denk doch an das Gold! Alle Welt zieht hinauf in die Rockies – und du, du jagst hinter einem Verbrecher her, als führte er alle Schätze der Erde in seinen Satteltaschen mit sich!«

Clint Farrox hielt in seiner Arbeit inne.

»Jaaa, das Gold!«, murmelte er versonnen. Dann drehte er sich zu seinem Freund herum. Ein leichtes Lächeln spielte um seinen Mund.

»Es ist merkwürdig, Hal! In den letzten Tagen habe ich überhaupt nicht mehr an das Gold gedacht! Sicher, ich war wie du unterwegs zum Pikes Peak. Aber das, was auf der Prärie vor Thunderville geschah, das muss irgendetwas in mir zum Ausbruch gebracht haben. Ich kann das selber nicht genau erklären. Aber wenn ich an das blonde Mädchen denke, an den Ausdruck in ihren Augen, an die beiden frischen Grabhügel… Well, Hal, dann lässt es mir keine Ruhe mehr, dass so skrupellose Schufte wie dieser Perry Shunter frei und ungehindert über die Prärie reiten! Das Gold? Nein, das Gold bedeutet mir nichts mehr!«

Hal Wyman hatte seinem Freund verwundert gelauscht. Jetzt schüttelte er den Kopf.

»Aber mir, Clint«, flüsterte er rau. »Mir bedeutet es viel!« Und seine dunklen Augen richteten sich wieder wie träumerisch in eine Unwirkliche Ferne.

»Ich habe gehört, dass die Karawane heute loszieht, Hal«, sagte Clint gleichmütig. »Willst du dich ihr anschließen?«

»Sicher!«, nickte Hal, aus seinen Gedanken gerissen. »Das werde ich tun. Man sagt, weiter droben im Nordwesten seien die Ute-Indianer unruhig geworden. Deshalb reisen die Goldgräber alle in geschlossenen Formationen. Ich will keine Ausnahme bilden.«

Clint hatte inzwischen den Braunen reitfertig gemacht und band ihn nun los.

»Du darfst nicht glauben, dass ich dich einfach im Stich lassen will, Clint!«, erklärte Hal plötzlich mit Bitterkeit in der Stimme. »Du sollst nicht denken, dass mich das gelbe Metall verrückt gemacht hat. Nein, das sollst du nicht denken! Bevor wir auseinandergehen und jeder von uns in eine andere Himmelsrichtung reitet, will ich dir sagen, warum ich so sehr darauf brenne, zum Pikes Peak, zu kommen und dort reich zu werden. Ich hoffe, du hast noch einige Minuten Zeit für meine Worte.«

Clint ließ die Pferdezügel los und lehnte sich neben Hal an die dicke Bohlenwand der Box.

»Also, rede nur, Hal!«, forderte er den Freund ruhig auf.

Dieser zögerte kurz. Schließlich sog er scharf den Atem ein und begann dann.

»Well, ich will es kurz machen, Clint! – Ich stamme aus Missouri. Und dort verliebte ich mich in das bezauberndste Mädel der Welt. Well, ich will nicht lange über diese Liebe reden. Tatsache ist, dass ich ein armer Schlucker war, der nichts besaß als ein Pferd und zwei schnelle Colts. Sie mochte mich schon, das sagte sie mir auch. Aber ein Pferd und zwei schnelle Eisen sind doch zu wenig, um damit eine Zukunft aufzubauen, nicht wahr? Ich wollte als Cowboy reiten. Aber du weißt ja selber, was man dabei verdient. Gerade viel genug, um selber leben zu können. Well, dann kam die große Nachricht aus dem Westen. Ich sattelte meinen Rappen, schnallte meine Eisen um und sagte meinem Mädel »Lebewohl« und versprach ihr, als reicher Mann zurückzukommen! Well, Clint, das ist eigentlich alles. Vielleicht verstehst du mich nun?«

»Natürlich Hal, ich verstehe dich!«, nickte Clint und legte ihm die Rechte auf die Schulter.

Er begriff nun die Unruhe, die in Hal Wyman immer mehr gewachsen war, je mehr sie sich auf Shunters Fährte von ihrem anfänglichen Ziel entfernt hatten. Er begriff nun manches…

»Well, Amigo!«, sagte Clint bewegt. »Ich wünsche dir viel Glück! Viel Glück am Pikes Peak und viel Glück mit deinem Mädel in Missouri!«

Und dann nahm er seinen Braunen an den Zügeln, drückte Hal Wyman kräftig die Hand und blickte nochmals seinem Freund in die dunklen Augen.

»So long, Hal!«

»So long, Clint!«

Das war ihr Abschied.

Wenige Minuten später ritt Clint Farrox wieder über die Prärie nach Süden, wie an den vorhergegangenen Tagen – nur mit dem Unterschied, dass er diesmal alleine ritt…

DER COLT IST IHR GESETZ – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte

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