Читать книгу DER COLT IST IHR GESETZ – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte - Glenn Stirling - Страница 19
Оглавление15. Kapitel
Clint Farrox saß in einer Ecke des geräumigen Saloons und wartete auf den Einbruch der Nacht. Er hatte gegessen, und vor ihm stand nun ein Glas, das noch halb mit Brandy gefüllt war. Er saß nur hier, weil es nichts anderes für ihn gab als warten! Er wusste, dass Harvey Madding seine Drohung wahr machen würde. Sicher hatte er seinen Passwächtern längst den Auftrag erteilt, auf den blonden, fremden Texaner zu schießen, wenn dieser das New-Hope-Valley verlassen wollte, und Clint war nicht der Mann, der sich überschätzte. Allein und bei Tageslicht hatte er keine Chance gegen ein paar gefährliche Burschen, die hinter den Felsen lauerten. Deshalb wartete er auf die Nacht. Er dachte nicht im Geringsten daran, Maddings Angebot anzunehmen. Er war entschlossen, sich nicht von Shunters Fährte abbringen zu lassen. Im Schutze der Finsternis wollte er es riskieren, gegen die Männer vorzugehen, die Harvey Madding zur Bewachung des Passes eingesetzt hatte.
Es waren Banditen, das war Clint klargeworden. Und Harvey Madding musste ebenfalls ein Bandit sein, wenn er sich dazu aufschwang, den Beherrscher dieses Tales zu spielen und den einzigen Zugang unter Kontrolle zu halten. Was bezweckte er damit? Was hatte dieser Mann vor? Es musste ein gefährlicher Plan sein.
Nachdenklich ließ der große Texaner seine Blicke über die versammelten Goldgräber schweifen. Immer mehr Männer kamen in den Saloon, denn draußen ging der helle Herbsttag bereits in graue Dämmerung über. Sie alle waren durstig und hungrig. Aber irgendetwas war hier anders als in den Diggercamps, durch die Clint vorher geritten war. Dort war überall gelacht und geschrien, gestritten und gesungen worden, auch Schüsse waren aufgeblitzt. Aber hier war es anders. Es gab hier kein Lachen, keine Ausgelassenheit nach der harten Tagesarbeit auf den Claims. Es gab aber auch keinen Streit. Alles wirkte verhalten, beinahe dumpf. Sie alle schauten zwar oft zu ihm her, hielten sich aber merkwürdig fern von ihm, und Clint ahnte, dass daran die drei Gestalten schuld waren, die dicht neben der Tür saßen und ebenfalls ab und zu Blicke zu ihm herüberschossen. An ihrer Kleidung und an ihren Waffen erkannte Clint, dass diese drei Burschen zur Mannschaft Harvey Maddings gehörten.
Eine Gruppe Männer, die an der Theke gestanden hatten, verließ stumm und mit düsteren Gesichtern den dämmrigen Raum. Der letzte von ihnen war ein kleiner Mann mit einem verbeulten Filzhut auf dem strähnigen, vom Alter gebleichten Haar. Er machte einen kleinen Umweg und kam nahe an Clint vorbei. Ganz deutlich hörte Clint das schnelle Raunen des Alten: »Fremder, ich warte draußen auf Sie!«
Das war alles – kein Wort mehr oder weniger! Clint hob überrascht den Kopf und begegnete dem Augenzwinkern des Graubarts. Dann wandte sich der Alte wie unbeteiligt der Tür zu. Auch Clint tat nun, als habe er nichts gehört. Die drei Revolvermänner Maddings sollten keinen Verdacht schöpfen.
Er ließ eine geraume Weile verstreichen, dann erhob er sich lässig, trat an die Theke und zahlte. Ohne Eile schlenderte er zur Tür und stieß sie auf. Er trat ins Freie. In New Hope flammten allmählich Lichter auf. Als Clint die Tür hinter sich zuschlagen hörte, löste sich seine lässige Haltung. Mit ein paar schnellen Schritten bog er um die Ecke des Saloongebäudes. Immerhin konnte es ja möglich sein, dass ihm die drei Madding-Männer aus dem Saloon folgten. Hinter dem Saloon herrschte fast undurchdringliche Finsternis. Clint sah die Männergestalt erst, als er nur noch drei Yards von ihr entfernt war. Seine Faust sauste blitzschnell zur Hüfte. Dann hielt er inne, es war die ruhige Stimme des graubärtigen Alten, die sich jetzt vernehmen ließ.
»Keine Sorge, Fremder! Ich bin es – Tom Price. Es freut mich, dass Sie gekommen sind.«
Clint trat dicht an den Mann heran.
»Well, Price, fassen Sie sich kurz. Was wollen Sie von mir?«
»Oh!«, lächelte der Graubart verhalten. »Das ist nicht so schnell gesagt. Aber kommen Sie mit in mein Zelt. Dort sind wir sicher und können alles besprechen.«
Die Eindringlichkeit in den Worten Prices ließ Clint aufhorchen. Er zögerte noch etwas, aber dann folgte er dem Alten durch das Gewirr der Hütten und Zelte.
»Ich habe auch Longfield, Shorthill und Caston kommen lassen«, murmelte der Alte. »Aber die werden Sie schon kennenlernen.«
Bevor Clint Farrox irgendeine diesbezügliche Frage stellen konnte, blieb der alte Tom Price vor einem großen, steilen Zelt stehen. »Da wären wir also!«, sagte er und schlug die Leinwandklappe zur Seite.