Читать книгу DER COLT IST IHR GESETZ – Western-Sonderedition: Drei Romane und eine Kurzgeschichte - Glenn Stirling - Страница 20
Оглавление16. Kapitel
Beim Schein einer Petroleumlampe, die an einer der Zeltstangen hing, lernte Clint Farrox die drei Männer kennen, die der alte Digger ebenfalls in sein Zelt gerufen hatte.
Longfield war ein schmaler, mittelgroßer Mann, dessen städtische Kleidung gar nicht in dieses raue Camp zu passen schien. Shorthill und Caston dagegen wirkten wie echte Digger – groß und kräftig und mit struppigen Bärten. Sie alle sahen Clint ernst und erwartungsvoll an, nachdem sie ihn begrüßt hatten.
»Well, Gents«, sagte Clint etwas verwundert, »ich kann mir nicht denken, warum Sie mich kommen ließen.«
Tom Price wandte sich an Longfield: »Richter, vielleicht übernehmen Sie das Wort. Sie verstehen das besser.«
Clint wandte sich Longfield zu: »Sie sind Richter?«
»Ja, das bin ich – oder vielmehr ich war es«, lächelte der schmale Mann in der städtischen Kleidung verhalten. »Ich komme aus Santa Fe. Mein Bruder hielt sich hier im Camp auf, und ich wollte ihn zurückholen, da seine Frau im Sterben lag. Leider kam ich zu spät. Er selber lebte ebenfalls nicht mehr, als ich in New Hope ankam.«
»Ja, er fiel unter den Kugeln von Maddings Leuten!«, knurrte Shorthill.
»Jedenfalls bin ich jetzt hier«, fuhr Richter Longfield fort, »und muss hierbleiben, da Madding niemand das Tal verlassen lässt.«
»Davon habe ich bereits gehört!«, nickte Clint grimmig.
»Well, nun zur eigentlichen Sache«, räusperte sich Longfield. »Tom Price erzählte uns, Madding habe Ihnen ein Angebot gemacht, in seine Mannschaft einzutreten.«
»Das stimmt!«, lächelte Clint hart. »Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich dieses Angebot nicht annehme!«
Richter Longfield sah Clint Farrox ernst an. »Ihre Worte überzeugen mich davon, dass Sie für uns der richtige Mann sind, Farrox.«
»Wieso der richtige Mann?«, fragte Clint erstaunt.
»Well, Madding hat Ihnen ein Angebot gemacht, und Sie wollen es ablehnen. Nun werden wir Ihnen ein Angebot machen.«
»Na ja«, mischte sich Tom Price eifrig ein, »wir haben alle gesehen, wie fix Sie mit dem Eisen sind, und wir haben nunmehr auch festgestellt, dass Sie ein anständiger und ehrlicher Reiter sind. Und solch einen Mann brauchen wir.«
Clints Mund wurde hart. »Ich beginne langsam zu verstehen!«, dehnte er.
»Ich werde Ihnen alles der Reihe nach erzählen«, erklärte Longfield.
»Vor ungefähr fünf Wochen war es, dass Madding mit seiner Banditenhorde in New Hope auftauchte. Und mit diesem Tage begann dieses Tal, für alle Bewohner zu einer Todesfalle zu werden. Madding und seine Leute versuchten gar nicht erst, sich den Anschein von Goldgräbern zu geben. Sie errichteten sich abseits von New Hope ein eigenes Camp in einem Tannenwäldchen, und dort hausen sie alle miteinander – einschließlich des Mädchens, das Madding mitgebracht hat.«
»Ein Mädchen?«, fragte Clint verblüfft.
»Ja, Betty Loudson nennt sie sich. Sie ist die Braut des Bandenführers. Ein Teufel von einer Frau!« Longfield machte eine kleine Pause und berichtete dann weiter.
»Mit dem Auftauchen dieser Banditen setzten plötzlich nächtliche Überfälle auf erfolgreiche Digger ein. Es verging fast keine Woche, in der wir nicht drei oder vier Tote unter die Erde bringen mussten. Die Digger wollten das natürlich nicht hinnehmen und rotteten sich zusammen. Ein Vigilance-Komitee wurde gebildet – ähnlich den Vigilanten auf den kalifornischen Goldfeldern und in San Franzisko. Der beste Mann im Camp wurde der Anführer. Es war Jim Price, Old Toms einziger Sohn. Am Tag darauf fielen er und mit ihm drei andere Vigilanten unter den Kugeln von Maddings Revolverleuten. Und damit löste sich die Vereinigung auf. Kein neuer Mann fand sich bereit und war geeignet genug, die Führung über die Goldgräbermiliz zu übernehmen. Harvey Madding riegelte den Pass ab und ließ niemand mehr aus dem Tal heraus. Obwohl viele Digger abziehen wollten – erstens der Banditen wegen und zweitens, weil sich die Goldfunde nicht mehr lohnten. Aber Madding zwang sie, zu bleiben und weiterzuarbeiten. Die Überfälle hörten zwar in den letzten zwei Wochen gänzlich und unerwartet auf. Aber wir ahnen, was das zu bedeuten hat.«
»Er will uns arbeiten lassen, solange es geht und uns dann mit einem Schlag unsere gesamte Goldausbeute abnehmen!«, ließ sich Caston heftig vernehmen.
»Ja, so ist es!«, nickte Richter Longfield ernst. »Wir alle befinden uns in tödlicher Gefahr. Noch einmal wollen sich die Digger zu einer Vigilanten Gruppe sammeln. Aber sie brauchen einen Mann, der sie führt. Und dieser Mann muss ein Kämpfer sein, Mister Farrox. Ich glaube, Sie begreifen mich nun.«
»Das kann man wohl sagen!«, lächelte Clint hart. »Ich soll wohl dieser Mann sein, nicht wahr?«
Die anderen stimmten zu.
»Wir haben beschlossen, Ihnen die Hälfte unserer gesamten Goldausbeute zur Verfügung zu stellen, wenn Sie diese Aufgabe übernehmen!«, erklärte Old Tom Price eindringlich.
Clint schüttelte bitter den Kopf. »Sie verlangen zu viel von mir!«
»Das wissen wir!«, mischte sich Shorthill ein. »Wir wissen, wie gefährlich und riskant diese Sache ist. Aber bedenken Sie…« Clint unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
»Nein, das ist es nicht! Aber ich bin hierhergekommen, um einen Mann zu stellen. Dieser Mann gehörte anscheinend auch zu Harvey Maddings Verein. Und dieser Mann hat vor ein paar Stunden auf der Flucht vor mir dieses Tal verlassen. Wenn ich jetzt nicht bald die Verfolgung aufnehme, werde ich ihn nie mehr zu fassen bekommen.«
»Aber Sie können ohnehin das Tal nicht verlassen«, warf Caston ein. »Maddings Leute sitzen droben am Pass.«
»Ich verstehe zu kämpfen, Mister Caston!«, lächelte Clint bedeutungsvoll und klopfte gegen seinen tiefgeschnallten Colt.
Lonfield ließ sich wieder vernehmen: »Well, Farrox, wir können Sie nicht dazu zwingen, uns zu helfen. Sie müssen sich selbst entscheiden!
Clint hatte die Stirn gerunzelt. Seine grauen Augen schienen, die vier Männer in dem Zelt nicht mehr wahrzunehmen. Sein sonnengebräuntes Gesicht war gestrafft, und die Lippen hielt er fest zusammengepresst. Keiner der übrigen Männer wagte es, ihn in seinen Gedanken zu stören.
Clint dachte an Shunter, den er hier in New Hope wiedergefunden hatte. Seit jener denkwürdigen Nacht auf der Prärie vor Thunderville hatte er sich entschlossen, für das Gesetz zu reiten, das es hier im Westen kaum gab. Er war entschlossen gewesen, Perry Shunter, dem Mörder, das Handwerk zu legen und hatte wochen- und monatelang nach diesem Verbrecher gesucht. Nun stand er vor einer neuen Entscheidung, die fast so schwerwiegend war, wie jene in Thunderville! Aber durfte er die Goldgräber im Stich lassen? Sie brauchten einen Führer, einen Mann, der schnell und hart war. Sonst würden sie alle zugrunde gehen!
Clints Blick schien aus weiter Ferne zurückzukehren. Mit einem Schulterzucken wandte er sich den vier erwartungsvollen Männern zu.
»Es ist nun einmal so, dass es nicht nur einen Banditen in diesem rauen Lande gibt. Ich schätze, dass das New-Hope-Valley die Gerechtigkeit in diesen Tagen mehr benötigt, als mancher andere Landstrich.«
»Sie wollen also bleiben?«, fragte Richter Longfield schnell.
»Ja, ich werde bleiben!«, nickte Clint schwer.