Читать книгу Durch die Hölle in die Freiheit - Gregor Kocot - Страница 17
Der neue, treue Begleiter
ОглавлениеMeine Schwester Barbara war eine sehr gesellige Person und hatte daher viele nette Freundinnen. Da sie um ein Jahr jünger als ich war, öffneten sich für mich unzählige Möglichkeiten, neue Mädels kennenzulernen. Zu diesen Zeiten pflegte ich mit Barbara eine enge Freundschaft. Wir gingen zusammen auf Partys und in Discos.
Eines Tages gingen wir zu ihrer Freundin. Ich wollte sie genauer kennenlernen, weil sie mir gut gefiel. Am Anfang bot mir ihr Vater ein 100 ml Schnapsglas zu meinem Wohl an. Als wir den Gläsern leer tranken, brannte es mir mächtig in der Kehle, und ich konnte die Luft nicht mehr einatmen. Nach einer Weile, als ich schon zu mir kam, fragte ich den Landwirt diskret, ob es Spiritus gewesen war. Er nickte mir zu. Ich antwortete: „Danke, dass Sie mich nicht vorwarnten, weil ich dachte, dass ich Schnaps trinke. Spiritus trank ich noch nie. Ich wäre beinahe erstickt“. Der Landwirt gluckste vor Vergnügen, anscheinend, weil er sich dadurch überlegen fühlte. Aber konnte er in der Tat stolz darauf sein, dass er sich nach und nach zur Selbstvernichtung führte? Er freute sich, dass er trinkfester als der Achtzehnjährige war.
Einige Jahre später trank ich bewusst ein 100 ml Glas Spiritus und konnte dabei meine Atmung kontrollieren. Ich war gespannt zu sehen, wie ich zum zweiten Mal dieses Feuer spürte. Diesmal lief es problemlos, aber ich trank nie mehr reinen Spiritus. Wenn schon, war er mit Wasser verdünnt.
Ab achtzehn wurde Alkohol auf Partys für mich zum Alltag. Normalerweise trank ich Bier und Wein, manchmal Schnaps. Ich war kein Fan von starken Spirituosen, aber ab und zu bekam ich Lust auf etwas Stärkeres. Ich trank weder viel noch allzu oft, aber Alkohol wurde allmählich zu einem wichtigen Teil meiner Freizeit. Im Laufe der Zeit konnte ich mir eine Party ohne Alkohol kaum vorstellen.
Ich muss zugeben, dass ich ein eifriger Biertrinker war. Ich war der Meinung, dass das einfach eine gute Sache war, ab und zu ein Bierchen zu trinken, besonders in der Gesellschaft von Mädels. Die Stimmung war dadurch anders. Es fiel so viel einfacher, die Mädchen anzusprechen. Manchmal verabredete ich mich mit Mädels, die es nicht ertragen konnten, wenn sich der Mann betrank. Es reichte, wenn ich mich einmal betrank, und ich war dann in ihren Augen ein für alle Mal verloren. Ich entdeckte gewisse Nachteile des Trinkens, aber ich erklärte mir es so, dass man für den Spaß einen bestimmten Preis bezahlen muss. Jeder nahm das in Kauf, und ich war keine Ausnahme.
Dass man sich ohne Alkohol nicht gut amüsieren konnte, war natürlich nicht wahr. Die Kinder trinken doch gar nicht, und an ihren Gesichtern ist manchmal viel mehr Freunde zu finden als bei den Erwachsenen, die auf verschiede „Glücksmittel“ zugreifen. Es ist tatsächlich erschreckend, wie sehr die jungen Menschen zum Alkohol neigen – sie lassen sich so einfach verlocken wie die Wespen zum Kuchen und sehen in diesem Gift das Heilmittel für alle ihre Probleme. Wie viele junge Leute kommen endlich zur Vernunft und begreifen, mit welchem Stoff sie es zu tun haben, ohne dies zuvor am eigenen Leib zu erfahren? Kaum einer. Wenn sie schon die Konsequenzen von ihrem Trinken spüren und in die Fänge der Sucht geraten, ist es für eventuelle Rettungsmaßnahmen in vielen Fällen schon zu spät. Dann ist der Mensch von Alkohol besessen, und es ist schwierig der Tragödie zu entkommen. Man kann nicht mehr nur dann trinken, wenn man Lust darauf hat. Man muss trinken, wenn der Alkohol selbst das verlangt. Das Gefühl, dass man eigene Entscheidungen ganz eigenständig trifft, wird deutlich beeinträchtigt. Man weiß nie mehr, ob man nun trinken möchte oder muss.
Diejenigen, die den dunklen Abgrund des Alkohol-Vergnügens erlebt haben und infolgedessen peinliche Schicksalsschläge erleiden mussten, beobachten voller Mitleid, wie die nächste Generation junger Leute in ihre Fußstapfen tritt. Wie viele Jugendliche nehmen unsere Ratschläge ernst und retten ihr Leben? Wie vielen jungen Menschen gelingt es, sich aus diesem Sumpf herauszuziehen und dem sicheren Tod zu entkommen? Wenn man Alkohol moderat trinkt, dann kann er die Seele richtig erfreuen. Es liegt oft an unseren Vorfahren, und zwar daran, ob wir die Widerstandsfähigkeit gegenüber Alkohol mit der Muttermilch aufgesogen haben. Wenn nicht, dann sind wir von Geburt an Alkoholiker. In diesem Fall, auch wenn wir den Alkohol nur ab und zu in kleinen Mengen kosten, so werden wir ihm allmählich zum Opfer fallen – im Gegensatz zu den Personen, die von Geburt an mit einer „guten Sicherung“ geschützt sind. Das Problem mit Alkohol muss nicht über Nacht auftauchen. Wir können jahrelang daran arbeiten, bis wir merken, dass etwas in unserem Leben nicht stimmt. Niemand kann hundertprozentig sagen, welcher der zwei Gruppen er angehört und wer er in diesem Hinblick tatsächlich ist, wenn er die „Alkohol-Probe“ nicht durchmacht und die Wirkung dieses Giftes nicht am eigenen Leibe erfährt. Das ist aber ein heikles Spiel. Wenn wir unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Alkohol vorsätzlich an uns testen, so spielen wir mit dem Teufel. Man weiß nie genau, wann die entscheidende Versuchung kommt. Und auch wenn es nicht so schlimm ist: Ist die Angst vor dem Tod nicht schlimmer als der Tod selbst? Wäre es nicht eine Lösung, erst gar nicht zur Flasche zu greifen? Niemand von uns kennt die Grenzen seiner Widerstandsfähigkeit genau. Jeder kann sich aber vorstellen, was passieren kann, wenn diese Grenze überschritten wird.
In vielen Fällen fallen die Leute, die jahrelang in Maßen getrunken haben, irgendwann dem Alkohol zum Opfer und lassen sich nicht retten. Ihren Leben können wir entnehmen, dass Alkohol unberechenbar ist und jeden, auch den Stärksten „beherrschen“ kann. Und den Weg aus einer solchen Sucht herauszufinden, gleicht einem Wunder. Wenn der Mensch keine Macht mehr hat mit der Alkoholabhängigkeit aufzuhören, so ist sein Leben zu diesem Zeitpunkt mehr als verloren. Es wäre für solch einen Menschen besser zu sterben, weil er die Welt verschmutzt, Ekel erregt und seine Familie blamiert. Man sollte das aber nicht so verstehen, dass ich zum Selbstmord aufrufe. Auf keinem Fall. Sich das Leben zu nehmen wäre ein unverzeihlicher Fehler. Man muss alles Mögliche unternehmen, um sich aus den Fängen der Sucht zu befreien.
Jedes System, egal wie stark es sein mag, lässt sich zerstören. Und jede, auch eine sehr schwache Struktur lässt sich wiederaufbauen. Wenn wir unsere Sucht besiegen, obwohl unsere Lage schon aussichtlos war, heißt es gar nicht, dass wir das alleine geleistet haben. Manchmal ist unsere Willenskraft nur im geringsten Maße daran beteiligt. Was tatsächlich darüber entscheidet, sind psychische und spirituelle Kräfte. Allerdings hat ein durchschnittlicher Mensch gar keine Ahnung bzw. Vorstellung davon, wie diese Mechanismen funktionieren.
Als ich jung war, war auch mir dieses Wissen nicht bekannt. Daher spielte ich mit dem Teufel, und das bereitete mir viel Leid und vereitelte viele Lebenspläne, die ich schmiedete. Dass ich in der Lage war, mich von diesem Glücksspiel zu befreien, verdanke ich nur Jesus Christus. Ich selbst war nicht in der Lage, den Weg aus dieser Hölle zu finden, obwohl ich darum sehr bemüht war. Ich konnte nur mal längere, mal kürzere Abstinenzperiode aushalten, aber das hatte kaum etwas mit Freiheit zu tun. Die Freiheit bekam ich von Gott geschenkt. Die Bibel warnt uns ausdrücklich vor dem Alkoholkonsum und zeigt wo die richtige Quelle der Freude zu finden ist:
Und trinkt euch keinen Rausch an, denn übermäßiger Weingenuss führt zu zügellosem Verhalten. Lasst euch vielmehr vom Geist Gottes erfüllen.
(Epheser 5:18, Neue Genfer Übersetzung).
Die gleiche Bibelstelle ist etwas anders formuliert in einer anderen deutschen Übersetzung. Und diese zweite Fassung gibt genau das wieder, was ich vermitteln möchte. Die Heilige Schrift macht hier klar, dass wir uns vom Heiligen Geist erfüllen lassen sollten, wenn wir von den Versuchungen frei sein wollen, die der Alkohol mit sich bringt. Den Heiligen Geist finden wir nur in Jesus Christus. Wenn Er handelt, ist Er so wirksam, dass es für uns schon keine Versuchung mehr darstellt sich zu betrinken. Diese zweite Fassung klingt folgendermaßen:
Betrinkt euch nicht mit Wein; sonst ruiniert ihr damit euer Leben. Lasst euch stattdessen vom Heiligen Geist erfüllen
(Epheser 5:18, Neues Leben Bibel).
Es geht hier also nicht bloß um die Unzüchtigkeit, sondern um etwas viel Schlimmeres, und zwar um die Gefahr, dass man sein Leben ruinieren kann. Das ist also kein harmloses Spiel. Sich mit dem Heiligen Geist erfüllen zu lassen heißt so viel, wie unserem Gott Spielraum zu geben und Ihn in uns wirken zu lassen. Wenn wir so handeln, dann können wir nüchtern denken, und das ist notwendig, um mit unserem Schöpfer in Berührung zu kommen. Interessanterweise sind wir auf diesem Weg in der Lage ganz und gar auf Alkohol zu verzichten. Gott empfiehlt uns tatsächlich das zu tun, weil die Sucht unsere Beziehung zu Ihm beeinträchtigt. Auch der Herr strebt danach und hilft uns dabei, uns vom Alkohol zu befreien, weil er in uns und zu unserem Wohl wirken will.
Als ich auf Alkohol setzte und ihn zu meinem Tröster und Lebensbegleiter machte, verlor ich für viele Jahre meine Freiheit und erlebte eine Vorstufe der Hölle. Meine Freiheit bekam ich erst dann zurück, als ich nach mehreren gescheiterten Befreiungsversuchen, Versuchen mich aus meiner äußerst schwierigen Situation heraus zu retten, alle Hoffnung aufgab. Dann öffnete ich ganz unbewusst mein Herzen für Jesus Christus, den lebendigen Gott – die einzige reale Kraft, die in dem Universum heilsam wirkt, die uns befreit, schützt und führt. Ich hatte dann gar keine Ahnung, dass ich die schönste Sache im Leben machte. Darauf folgten die großen Wunder, die mein Leben grundsätzlich veränderten. Die Wunder, die man sich nur in den besten Träumen vorstellen konnte.