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Die Weltkriege, ein Goldenes Zeitalter

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Im Verlauf der beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts wurden Millionen von Menschen mobilisiert, manchmal binnen kürzester Zeit, was komplizierte Fragen hinsichtlich Gerechtigkeit und Gleichheit aufwarf. Es war das Goldene Zeitalter der Massenbürgerarmeen. 1914 blieben die Nationen noch ihren Traditionen und etablierten Praktiken treu, obwohl sie sich mit einem beispiellosen Rekrutierungsbedarf konfrontiert sahen. In Frankreich wie in Deutschland ließ sich das Modell einer aus Wehrpflichtigen zusammengesetzten Armee durchführen, da die Ideale der Staatsbürgerlichkeit und der Gleichheit hinsichtlich des erbrachten Opfers tief im Nationalbewusstsein verankert waren. Großbritannien hingegen hielt an der Auffassung fest, dass die Wehrpflicht im Wesentlichen eine »kontinentale«, der britischen Militärtradition fremde Praxis sei, die ohne Frage die Kampffähigkeit seiner Armee schwächen werde. Außerdem schien der reine Appell an den Patriotismus zum Erfolg zu führen. Zwischen dem 4. August und dem 12. September 1914, also innerhalb von fünf Monaten, meldeten sich 480 000 Männer, davon allein 33 204 am 3. September, was mehr als dem jährlichen Mittel vor dem Krieg entsprach. Für viele Briten lag der Unterschied zwischen einer Freiwilligenarmee und einer Wehrpflichtigenarmee in der überlegenen Moral der Ersteren. Die zwei großen politischen Parteien des Landes waren sich darüber einig, dass der Freiwilligendienst ein symbolischer staatsbürgerlicher Akt war, den es zu bewahren galt, während der Trades Union Congress, die Dachorganisation der britischen Gewerkschaften, sich gegen jeden Zwang aussprach. Eine bestimmte Anzahl von Abgeordneten warnte die Regierung, dass Unruhen in Irland ausbrechen würden, wenn London die Wehrpflicht durchsetzte. Zwei Jahre später hatte sich die politische Landschaft radikal verändert: Die ungeheuren Verluste vom Beginn des Konflikts, der Abnutzungskrieg an der Westfront und die monatlich abnehmenden Freiwilligenmeldungen schwächten die Position der Verfechter des freien Willens. 1916 glaubte niemand mehr an den Erfolg dieses Konzepts; die britischen Behörden gaben widerstrebend zu, dass man in einem Krieg solchen Ausmaßes auf eine notgedrungen zwangsweise ausgehobene Massenarmee nicht verzichten und den Militärdienst nicht allein vom guten Willen des individuellen Gewissens abhängig machen konnte. Das sollte übrigens dann für den größten Teil des 20. Jahrhunderts auch nicht der Fall sein.

Die Verpflichtung, seinen Militärdienst zu leisten, ist fast immer auf männliche Bürger beschränkt gewesen, vor allem in den Gesellschaften, in denen die hergebrachten Geschlechterrollen die Aufgabe der Landesverteidigung allein den Männern zuschreiben. In Frankreich beispielsweise versuchten die Jakobiner ausdrücklich, die Frauen von jeder Rolle als Kombattantinnen auszuschließen. Dieser Ausschluss wurde durch die republikanische Tradition in Frankreich fortgeschrieben und wird erst heute mit der zunehmend bedeutenden Präsenz von Frauen in der Armee infrage gestellt (eine durchschnittliche Rate von 10 Prozent im Jahr 2016). In den Revolutionen des 20. Jahrhunderts erwies sich die Zuweisung der Geschlechterrollen allerdings mitunter als flexibel. In Russland schuf Kriegsminister Alexander Kerenski im März 1917 die erste rein weibliche Kampfeinheit, die er dem Befehl Maria Botschkarewas unterstellte und die an ihrem Höhepunkt 2000 Kombattantinnen zählte. Andere ausschließlich aus Frauen bestehende Gruppierungen wurden nach dem Sieg der Bolschewiken im Oktober 1917 geschaffen, und Frauen kämpften auch an vorderster Front im Zweiten Weltkrieg. Zu dieser Zeit war die Rote Armee eine gigantische Wehrpflichtigenarmee mit zwei Millionen Mitgliedern in Friedenszeiten und sechs Millionen zu Kriegszeiten. Doch nach den Säuberungen, die Stalin unter den Offizieren vornehmen ließ, fehlte ihr die Effizienz, und 1940 waren viele ihrer Einheiten nach der Erniedrigung, die sie im Winterkrieg gegen Finnland erfahren hatten, demoralisiert.

Daher wurde eine riesige Rekrutierungskampagne gestartet, bei der sich eine große Zahl an Frauen freiwillig meldete. Im Unterschied zu den Männern wurden sie nie zwangsweise eingegliedert; im Gegenteil stießen viele der Frauen, die kämpfen wollten, zu Hause auf Missbilligung und bei den Offizieren in der Armee und den Repräsentanten des Komsomol auf Zurückhaltung, als es darum ging, ihnen zu erlauben, ihr Leben aufs Spiel zu setzen oder Versehrungen im Kampf zu riskieren. Manchen gelang es dennoch, in die Armee einzutreten, und einige wurden für ihre Leistungen als Pilotinnen, Fallschirmspringerinnen oder auch Scharfschützinnen gefeiert. Doch viele wurden als dienstuntauglich angesehen oder gezwungen, Kompromisse einzugehen und als Krankenschwestern oder Sanitäterinnen zu dienen. Dies entsprach mehr den Absichten des Staates, zumal das allgemeine Wehrpflichtgesetz von 1939 den Wehrpflichtigen als einen »jungen Mann« statt mit einem mehrdeutigeren Wort als »Bürger« definierte. Die angeworbenen Frauen wurden weitgehend auf eine Funktion als Nichtkombattantinnen beschränkt: in der medizinischen Betreuung, als Veterinärinnen oder Technikerinnen. Wie zuvor Frankreich während der Revolution versuchte die Sowjetunion, eine Geschlechtertrennung auf dem Schlachtfeld aufrechtzuerhalten. Aus ihrer Sicht hing die Disziplin davon ab.

Eine Geschichte des Krieges

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