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Unverzichtbar für den Sturz Saddam Husseins

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Im Gegensatz zum Söldner des Kalten Krieges hat sich sein postmodernes Pendant von politischen Intrigen ferngehalten. Durch Mundpropaganda aus dem Umkreis der Spezialeinheiten oder Elitetruppen direkt rekrutiert, wirken sie im Schatten der Außenpolitik ihres Landes, indem sie die Sicherheit von Funktionär*innen gewährleisten, Armeen in der Dritten Welt militärisch ausbilden oder Unternehmen schützen, deren Angestellte Gefahr laufen, von kriminellen Banden, Terrorist*innen oder Milizen angegriffen oder entführt zu werden.

Die Entstehung einer neuen Form von Söldnertum war allerdings ein langwieriger Prozess. 1993 zog Executive Outcomes (EO), ein vier Jahre zuvor gegründetes privates Militärunternehmen aus Südafrika, seine ersten Kontrakte an Land, zunächst bei Ölkonzernen, was Erinnerungen an die Wandersöldner aufkommen ließ. Die Beschäftigten waren ehemalige Berufssoldaten, die daran beteiligt gewesen waren, in Angola und dann in Sierra Leone vorübergehend Frieden herzustellen, und später ihre Dienste Ruanda angeboten hatten, um den Völkermord zu beenden. Wie Kofi Annan, damals als Undersecretary General für die friedenssichernden Einsätze der Vereinten Nationen zuständig, erklärte: »Die Welt ist vielleicht nicht bereit für den privatisierten Frieden.«1 Executive Outcomes verschwand aufgrund eines Gesetzes von 1998, demzufolge Südafrikaner*innen nur mit vorheriger Genehmigung ihrer Regierung im Ausland kämpfen durften. 1997 durchbrach das private Militärunternehmen Sandline International, das Anfang der 1990er Jahre vom ehemaligen Oberstleutnant der britischen Armee Timothy Spicer gegründet worden war, ein von der UN verhängtes Embargo, indem es Waffen nach Sierra Leone importierte, um dem im guineischen Exil befindlichen früheren Präsidenten Kabbah wieder zur Macht zu verhelfen. Die Verantwortlichen bei Sandline beteuerten daraufhin, die Zustimmung des Foreign Office erhalten zu haben, was die britische Regierung aber dementierte.

Während der 11. September 2001 schon einen Aufschwung privater Sicherheitsunternehmen anstieß, wurde ihre Bedeutung für den Feldeinsatz durch die amerikanische Militärintervention im Irak 2003 nachhaltig konsolidiert. Auf dem Höhepunkt des Aufstandes befanden sich Schätzungen zufolge zwischen 25 000 und 40 000 Söldner*innen aus aller Welt im Land, viele von ihnen ehemalige Berufssoldat*innen aus Eliteeinheiten oder aus Bürgerkriegsländern. Die Unternehmen, die diese Söldner*innen beschäftigten, waren hauptsächlich aus Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Sie deckten ein ganzes Spektrum an Diensten ab, neben dem Personenschutz und der Geländesicherung auch die Absicherung von Konvois bis hin zur Ausbildung von Personal im Militär-, Polizei- und Geheimdienst, in erster Linie für das Außen- und das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten und das britische Foreign Office, aber auch für andere Regierungen und zahlreiche mit dem Wiederaufbau betraute Unternehmen. Sobald die amerikanischen und britischen Truppen in den Irak einmarschiert waren, wurde mit der rapiden Verschlechterung der Sicherheitslage vor Ort deutlich, dass die Vereinigten Staaten ohne diese privaten Unternehmen mindestens 100 000 zusätzlich Soldat*innen hätten mobilisieren müssen, um die entsprechenden Aufgaben abdecken zu können. Die amerikanische Außenpolitik war von privaten Unternehmen abhängig geworden, ohne sie wäre die Bush-Administration nicht in der Lage gewesen, Saddam Hussein zu stürzen.

Es lässt sich kaum mit Sicherheit sagen, ob die privaten Sicherheitsunternehmen während der amerikanischen Besatzung im Allgemeinen ordnungsgemäß funktioniert haben. Ein Unternehmen jedenfalls hat sich nicht durch Effizienz, sondern durch seine desaströse Einstellung gegenüber dem irakischen Volk hervorgetan. Blackwater USA wurde 1997 von Erik Prince, einem früheren Angehörigen der SEALs, der Spezialkräfte der US-Navy, und Al Clark gegründet und trat ursprünglich als Subunternehmer für Militärausbildung auf. Am Tag nach dem Schul-Amoklauf in Columbine (Colorado) am 20. April 1999 schloss das Unternehmen Verträge über die Ausbildung von Polizist*innen für Einsätze in Schulen ab. Zwei Jahre später ging es als erstes privates Militärunternehmen nach Afghanistan und später auch in den Irak. Es wurde stark dafür kritisiert, dass sein allgemein schwer bewaffnetes Personal die Tendenz hatte, beim kleinsten Zwischenfall nach den Waffen zu greifen. Am 31. März 2014 gerieten vier seiner Söldner, die sich auf dem Weg durch Falludscha verirrt hatten, in einen Hinterhalt und wurden gelyncht. Die Männer hatten sich geweigert, ihre Fahrt mit den in diesem Sektor stationierten amerikanischen Marines abzusprechen, was jeden Rettungsversuch unmöglich machte. Der Vorfall löste viel Empörung aus, als die Bilder der von einer Euphrat-Brücke hängenden verbrannten Leichen im Internet kursierten. Kurze Zeit später startete die amerikanische Armee eine brutale Offensive (Operation Vigilant Resolve), um ihre Entschlossenheit zu demonstrieren und Falludscha von den Aufständischen zurückzuerobern.

Das Unternehmen stand erneut im Mittelpunkt einer Kontroverse, als eines seiner Kommandos am 16. September 2007 siebzehn irakische Zivilist*innen auf dem Nisour-Platz in Bagdad tötete. Das Unternehmen behauptete, dass seine Männer in einen Hinterhalt geraten seien und keine andere Wahl gehabt hätten, als den Angriff zu erwidern. Bei einer Untersuchung des FBI kam jedoch heraus, dass vierzehn der siebzehn Opfer grundlos beschossen worden waren. Der Vorfall brachte eine Reihe von Unzulänglichkeiten in der Art, wie die amerikanische Regierung ihre Beziehungen zu den privaten Sicherheitsunternehmen im Irak gestaltete, ans Licht. Häufig wusste die amerikanische Armee nicht, was die für das State Department arbeitenden Unternehmen genau taten, was unter anderem ihre Militäreinsätze potenziell gefährdete. Während die Armee versuchte, das Gewaltniveau im Land zu reduzieren, verschlechterten die Sicherheitsunternehmen durch ihr Handeln die Lage. Da beide Gruppen Uniform trugen, wurde die amerikanische Armee häufig Ziel der Vergeltungsschläge der Aufständischen. Wenn zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen notwendig wurden, waren es dennoch die privaten Unternehmen, die dafür herangezogen wurden: Die Besatzungskräfte hätten ohne ihre Mitwirkung nicht dieselben Ergebnisse erzielen können.

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