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Pathophysiologie Antikörper gegen Oberflächen-Antigene
ОглавлениеEin NMDAR-Antikörper kreuzvernetzt zwei Rezeptoren. Der so entstehende Komplex wird von der Zelle internalisiert, ohne dass diese zerstört wird. Nach Verschwinden der Antikörper können die NMDAR wieder gebildet werden (Hughes et al. 2010). Für die Entstehung epileptischer Anfälle muss man sich diesen Mechanismus vor allem auf inhibitorischen Interneuronen vorstellen. Auch AMPAR-Ak reduzieren die Rezeptoren auf der Nervenzelloberfläche, ohne die Gesamtdichte exzitatorischer Synapsen herabzusetzen (Peng et al. 2015). Komplizierter ist die Pathophysiologie bei den LGI1-Antikörpern. Ihr Antigen wird sezerniert und bindet von außen an die Nervenzellmembran. LGI1 stabilisiert die Verbindung zwischen ADAM 23 und ADAM 22 in der Nachbarschaft spannungsabhängiger Kaliumkanäle in der präsynaptischen und AMPAR in der postsynaptischen Membran (Benarroch 2012). Die Antikörper stören die Verbindung zwischen ihrem Antigen LGI1 und ADAM 22, was postsynaptisch (auf nicht ganz geklärte Weise) zu einer Reduktion der Dichte von AMPAR führt (Ohkawa et al. 2013, Petit-Pedrol et al. 2018). Die epileptischen Anfälle bei Anti-LGI1-Enzephalitis wären erklärbar, wenn dies vorzugsweise auf inhibitorischen Zwischenneuronen geschähe. Präsynaptische Effekte sind wahrscheinlich ebenfalls vorhanden. Eine solche Antikörper-vermittelte Funktionsstörung erklärt gut das Ansprechen der Anfälle unter Immuntherapie, nicht aber die bleibenden Gedächtnisstörungen durch hippokampale Atrophie, wie sie bei limbischen Enzephalitiden mit LGI1-Antikörpern häufig ist (Finke et al. 2017). Die Untersuchung von Hirnbiopsaten von Patienten mit LGI1- oder CASPR2-Ak zeigte eine irreversible Aktivierung der klassischen Komplementkaskade mit Neuronensterben als Erklärung für diesen irreversiblen Anteil der Pathogenese (Bien et al. 2012, Körtvelyessy et al. 2015).