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Der theoretische Rahmen: Entwicklungsaufgaben im frühen Spracherwerb

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Kinder mit Entwicklungsproblemen müssen im Prinzip dieselben Entwicklungsaufgaben wie typisch entwickelte Kinder bewältigen. Auch folgen sie den entwicklungslogischen Meilensteinen im Wesentlichen in derselben Reihenfolge. Für die Förderplanung ist es daher wichtig zu wissen, welche Entwicklungsaufgaben das Kind bereits bewältigt und welche Aufgaben sich in der »Zone der nächsten Entwicklung« befinden. Diese »Zone« bezeichnet – in Anlehnung an Wygotski (1987) – den Entwicklungsbereich, der sich zwischen dem aktuellen Stand eines Kindes und der nächsthöheren Entwicklungsstufe befindet. Nach dem Konzept der entwicklungsorientierten Sprachdiagnostik und -förderung sind Interventionen dann am wirksamsten, wenn sie auf Kompetenzen ausgerichtet sind, die sich in dieser Zone befinden.

Das Konzept enthält daher ein theoretisches Rahmenmodell, das die Einordnung des kommunikativ-sprachlichen Entwicklungsstandes eines Kindes und eine Ableitung der relevanten Entwicklungsaufgaben ermöglicht. Die im Folgenden dargestellte Version des Modells ist eine Weiterentwicklung des von Aktas (2004, 2012c) entwickelten »Erweiterten Modells der sprachlichen Repräsentationsveränderungen« ( Abb. 1). Das Modell geht im Ursprung auf Arbeiten von Karmiloff-Smith (1992) zurück.

Das Modell beschreibt die kommunikativ-sprachlichen Repräsentationsveränderungen, die den beobachtbaren Fortschritten in der Sprachentwicklung zugrunde liegen. Es wird angenommen, dass der Spracherwerb nicht nur durch einen stetigen Zuwachs an sprachlichem Wissen voranschreitet, sondern dass dieses Wissen zu bestimmten Zeitpunkten in der Entwicklung immer wieder grundsätzlich reorganisiert wird (Repräsentationsveränderungen). Phasen der quantitativen Zunahme von Wissen (z. B. Wortschatzzuwachs) wechseln mit Phasen qualitativer Veränderungen ab. Ein solcher qualitativer Sprung in der


Abb. 1: Das erweiterte Modell der sprachlichen Repräsentationsveränderungen (verändert nach Aktas, 2004, 2012c)

Verarbeitung liegt z. B. vor, wenn das Kind beginnt zu verstehen, dass Symbole für einen Referenten stehen können.

Das Modell beschreibt vier Kompetenzniveaus oder Entwicklungsphasen im Spracherwerb, die vom vorsymbolischen Handeln (Phase 1) bis zum expliziten Sprachwissen (Phase 4) reichen. Im Verlauf der ersten beiden Entwicklungsphasen lernen Kinder, non-verbal zu kommunizieren, zunächst mit vorsymbolischen Mitteln und später mit symbolischen Mitteln. Mit dem Übergang in Phase 3 beginnen die Kinder dann üblicherweise, lautsprachliche Symbole (Wörter)kommunikativ einzusetzen. Im Verlauf dieser Phase des impliziten Sprachwis-


Abb. 2: Die vier zentralen Entwicklungsstränge für den Übergang in die produktive Sprachentwicklung (Phasen 1 bis 3)

sens wird der Wortschatz weiter ausgebaut, es werden erste Wortkombinationen eingesetzt und grammatische Regeln erworben. Dabei leiten die Kinder die Regeln ihrer Muttersprache intuitiv ab, sie bauen also implizites Wissen auf. Erst mit fünf bis sechs Jahren sind Kinder in der Lage, grammatische Regeln zu erklären und zu beurteilen, ob eine Äußerung grammatisch korrekt ist oder nicht. Sie haben dann die Phase des expliziten Sprachwissens (Phase 4) erreicht.

Für Kinder, die den Übergang in die Lautsprache für eine längere Zeit oder dauerhaft nicht bewältigen, sind Methoden der unterstützten Kommunikation eine wichtige Hilfe. Diese Mittel ermöglichen es den Kindern, einen parallelen Entwicklungsweg zu beschreiten, der ebenfalls in zunehmend kompetentere Kommunikation führt.

Im Folgenden legen wir eine Art »Lupe« auf die ersten drei Entwicklungsphasen, da diese für die Zielgruppe der minimal verbalen Kinder zentral sind:

Bevor Kinder die ersten Wörter äußern, lassen sich bereits eine Reihe von Kompetenzen beobachten, die als Vorausläuferfähigkeiten für den produktiven Spracherwerb gelten (Aktas, 2012c; Müller, 2013). Im Modell der erweiterten Repräsentationsveränderungen werden diese zentralen Vorausläuferfähigkeiten den folgenden vier Entwicklungssträngen zugeordnet: (1) sozial-kognitive Entwicklung, (2) produktive kommunikativ-sprachliche Entwicklung, (3) Entwicklung eines ersten Sprachverständnisses und (4) frühe Lautbildung. Für jeden dieser Entwicklungsstränge gilt es herauszufinden, an welcher Stelle im Entwicklungsverlauf das Kind gerade steht.

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