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Kasuistik: Entwicklungsorientierte Sprachdiagnostik bei Luis (5 Jahre)

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Das hier vorgeschlagene diagnostische Vorgehen soll im Folgenden anhand eines Fallbeispiels veranschaulicht werden:

Luis wird kurz nach seinem 5. Geburtstag auf Empfehlung des behandelnden Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) in einem Autismusförderzentrum vorgestellt. Er lebt zusammen mit seiner jüngeren Schwester bei seinen Eltern und wächst einsprachig deutsch auf. Der Junge besucht seit 1½ Jahren einen Heilpädagogischen Kindergarten. Beim Erstkontakt äußern die Eltern, dass sie sich vor allem über die ausbleibende Sprachentwicklung ihres Sohnes Sorgen machen würden sowie über seine stereotypen Spielinteressen, seine Schwierigkeiten im gemeinsamen Spiel mit anderen Kindern und über Wutanfälle bei Frustrationen oder Abweichungen vom Gewohnten.

Im Förderzentrum wird eine autismusspezifische Therapie für Luis begonnen. Aufgrund der starken sprachlichen Defizite erfolgt am Anfang eine ausführliche diagnostische Abklärung des (vor)sprachlich-kommunikativen Entwicklungsstandes nach dem o. g. diagnostischen Leitfaden durch die begleitende Psychologin.

Schritt 1: Anamnesegespräch und Vorbefunde (Auszug)

Die Mutter berichtet im Anamnesegespräch, dass sich Luis von Geburt an langsamer entwickelt habe als gleichaltrige Kinder. Bei der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung U7 mit 2 Jahren sei aufgefallen, dass Luis noch keine Wörter sprechen konnte. Daraufhin seien eine Frühfördermaßnahme sowie die Anbindung an ein SPZ eingeleitet worden. Bei der letzten Vorstellung im SPZ seien eine allgemeine Entwicklungsverzögerung mit einer schweren expressiven Sprachstörung und autistischen Zügen festgestellt worden. Organische Begleitprobleme würden nicht vorliegen. Eine testpsychologische Untersuchung mit einem sprachfreien Intelligenztest habe abgebrochen werden müssen, da Luis – nach anfänglich guter Kooperation – bald das Interesse verloren und nicht mehr kooperiert habe. Es werde aber eine geistige Behinderung vermutet.

Nach Einschätzung der Mutter mache Luis langsame, aber kontinuierliche Fortschritte in fast allen Entwicklungsbereichen, die sprachliche Entwicklung stagniere jedoch. Luis könne sich auch ohne Sprache recht gut mitteilen, indem er auffordernde Laute von sich gebe, Gegenstände bringe oder auf etwas zeige. Manchmal versuche er, bestimmte Laute für eine Bedeutung zu verwenden (z. B. »aua« für alle Fahrzeuge mit Sirenen). Luis verstehe nach Einschätzung der Mutter sehr viel.

Luis interessiere sich besonders für Fahrzeuge, spiele gerne mit Spielzeugautos oder schaue sich zusammen mit den Eltern Bücher oder youtube-Videos über Fahrzeuge an. Ansonsten sei es schwierig, gemeinsam mit ihm zu spielen.

Schritt 2: Untersuchung der (vor-)sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten des Kindes

Luis wird gemeinsam mit seiner Mutter zu einem separaten Termin in das Förderzentrum eingeladen. Er lässt sich bereitwillig auf die Testsituation am Tisch ein und wird aufgefordert, Objekte und Bildkarten des Subtests »Produktion I: Wörter« aus dem SETK-2 zu benennen. Dabei wird deutlich, dass Luis lediglich ein Objekt (»Ba« für Ball) und eine Bildkarte (»Auda« für Auto) annähernd benennen kann. Im Elternfragebogen ELFRA-1 hat die Mutter einen produktiven Wortschatz von 3 Wörtern für Luis angegeben (»Mama«, »Papa«, »Ball«). Damit bestätigt sich, dass Luis zur Gruppe der minimal verbalen Kinder gehört, so dass das diagnostische Vorgehen für diese Gruppe für die weitere Untersuchung gewählt wird ( Abb. 3 und 4). Entsprechend werden die beiden Subtests »Verstehen I: Wörter« und »Verstehen II: Sätze« aus dem SETK-2 sofort in Anschluss durchgeführt.

Danach erfolgt eine strukturierte Verhaltensbeobachtung des Kindes in verschiedenen kommunikationsauslösenden Interaktionssituationen. Die bei Luis gewählten Situationen sind in folgendem Kasten aufgeführt.

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