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Produktive kommunikativ-sprachliche Entwicklung
ОглавлениеKinder reagieren schon früh auf die Interaktionsangebote ihrer Bezugspersonen, z. B. über Blicke, Körperbewegungen oder Laute. Es handelt sich dabei aber noch nicht um absichtsvoll eingesetzte Signale, das Verhalten ist daher noch präintentional. Im Rahmen dyadischer und triadischer Interaktionen lernen die Kinder allmählich, die Aufmerksamkeitsausrichtung und das Verhalten ihrer Interaktionspartner mit einfachen Kommunikationsmitteln gezielt zu beeinflussen. Anfangs lässt sich nicht immer eindeutig abgrenzen, ob ein kommunikatives Verhalten (z. B. Blickkontakt oder ein Laut) lediglich von den Bezugspersonen als solches interpretiert wird oder ob es bereits vom Kind absichtsvoll eingesetzt wird. Gegen Ende des ersten Lebensjahres sind die meisten typisch entwickelten Kinder aber recht eindeutig in der Lage, viele ihrer Wünsche und Bedürfnisse absichtsvoll mitzuteilen (Bruinsma, Koegel & Koegel, 2004). Sie haben damit eine entscheidende Entwicklungsaufgabe bewältigt: die Fähigkeit zur intentionalen Kommunikation (Liszkowski, 2011).
Die Kinder nutzen hierfür zunächst einfache vorsymbolische Kommunikationsmittel, wie das Anlächeln, den Blickkontakt und ritualisierte Gesten (z. B. Entgegenstrecken der Arme, um hochgehoben zu werden). Mit etwa 10 Monaten beginnen Kinder dann sog. deiktische Gesten einzusetzen: Sie zeigen Objekte vor (showing), reichen Objekte (giving) und verwenden kurz darauf die Zeigegeste (pointing).
Die intentionale Kommunikation mit non-verbalen Mitteln scheint Kindern den Weg in den Spracherwerb zu ebnen (vgl. Iverson & Goldin-Meadow, 2005). Vermutlich spielt die Entwicklung deiktischer Gesten hierbei eine ganz zentrale Rolle (z. B. Liszkowski, 2010, 2011).
Im weiteren Verlauf differenzieren die Kinder ihre non-verbalen Kommunikationsfähigkeiten weiter aus (Capone & McGregor 2004; Liszkowski 2010; Bruinsma et al. 2004): Sie nutzen ihre non-verbalen Mittel (insbesondere die deiktischen Gesten) immer häufiger und flexibler und setzen sie zunehmend koordiniert ein (z. B. Zeigegeste + Blickkontakt + Laut). Ferner wird das Spektrum der Fähigkeiten um symbolische Kommunikationsmittel wie repräsentationale Gesten oder Wörter erweitert (Heller & Rohlfing, 2017). Damit wird die Phase 2 des impliziten Symbolwissens erreicht. Auch Lautmalereien (z. B. »uuh« für »Hupe«) oder Protowörter (z. B. »lala« für Schokolade) stellen symbolische Mittel dar, wenn sie vom Kind zuverlässig für eine bestimmte Bedeutung genutzt werden.
Anders als ritualisierte oder deiktische Gesten stellen repräsentationale Gesten Referenten für eine ganz bestimmte Bedeutung dar (z. B. Flatterbewegung für »Vogel« oder Kopfschütteln für Ablehnung). Ihr semantischer Gehalt bleibt in unterschiedlichen Situationen derselbe, so dass sie unabhängig vom unmittelbaren Kontext zu verstehen sind. Die ersten repräsentationalen Gesten tauchen bei typisch entwickelten Kindern etwa zeitgleich mit der Produktion der ersten Wörter auf, also zu Beginn des 2. Lebensjahres (vgl. Doil, 2002). Es erfolgt in der typischen Entwicklung somit ein schneller Übergang in die Phase des impliziten Sprachwissens (Phase 3).