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Diagnostisches Vorgehen bei minimal verbalen Kindern

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Das von Aktas (2004, 2012b) beschriebene diagnostische Vorgehen ist von Müller (2013) für die Gruppe der überwiegend vorsprachlich kommunizierenden Kinder um differenziertere Fragestellungen, geeignete Untersuchungsinstrumente und weitere Beobachtungskriterien für die qualitativ-theoriegeleitete Auswertung erweitert worden.

Schritt 1: Anamnesegespräch und Sichten von Vorbefunden

Bei minimal verbalen Kindern sind ergänzend Fragen zu den sozial-kognitiven Fähigkeiten des Kindes zu stellen: Beteiligt es sich an Spielen? Ahmt es seine InteraktionspartnerInnen spontan nach? Kann es seinen Aufmerksamkeitsfokus mit dem einer anderen Person koordinieren u. v. m.? Hilfreich ist hier der Fragenkatalog »Ergänzende Fragen zur Erfassung basaler sozial-kognitiver Fähigkeiten« (in Aktas, 2012a). Ferner werden die Eltern zum spontanen (non-verbalen) Kommunikationsverhalten ihres Kindes befragt.

Schritt 2: Untersuchung der (vor-)sprachlich-kommunikativen Fähigkeiten des Kindes

Gemäß dem Leitfaden wird bei allen Kindern, die bereits bei einem Test kooperieren können, mit dem Einstiegstest, einem Wortschatztest, begonnen. (Wird dieser auf Video aufgezeichnet, kann er in Schritt 4 qualitativ ausgewertet werden.) Anschließend sind bei minimal verbalen Kindern nun solche Verfahren einzusetzen, die die Kompetenzen in den oben beschriebenen vier vorsprachlichen Entwicklungssträngen genauer erfassen. Idealerweise sollte ein Teil dieser Verfahren standardisiert sein, um auch eine quantitativ-normorientierte Auswertung zu ermöglichen. Das Sprachverständnis sollte – sofern mit dem Kind möglich – stets mit einem Sprachentwicklungstest untersucht werden, da sich rezeptive Fähigkeiten allein aus der Beobachtung heraus schwer beurteilen lassen und bei minimal verbalen Kindern erheblich besser entwickelt sein können als die produktiven Fähigkeiten vermuten lassen. In Abbildung 4 werden aus unserer Sicht geeignete Verfahren für die Gruppe der minimal verbalen Kinder genannt. (Eine Beschreibung der Instrumente sowie eine Übersichtstabelle (Tab. 3) findet sich am Ende des Kapitels.)

Schritte 3 und 4: Auswertung

Manche der Verfahren erlauben eine quantitativ-normorientierte Auswertung ( Tab. 3), an die sich die qualitativ-theoriegeleitete Auswertung aller Verfahren anschließt. Die analyseleitenden Fragestellungen bei minimal verbalen Kindern sind in Tabelle 2 zusammengefasst.


Abb. 4: Präzision der Durchführung für minimal verbale Kinder (Gruppe 1)

Tab. 2: Zentrale Fragestellungen bei der Auswertung der diagnostischen Erhebungen



EntwicklungsbereichFragestellungen

Schritte 5 und 6: Zusammenfassung, Einordnung im theoretischen Modell und Zuordnung der Entwicklungsaufgaben

Alle Untersuchungsergebnisse werden zu einem Gesamtbild integriert und die Kompetenzen des minimal verbalen Kindes auf den vier Entwicklungssträngen des theoretischen Modells eingeordnet. Es lässt sich ablesen, in welcher Phase und an welcher Stelle im Spracherwerbsverlauf sich das Kind aktuell befindet und welche Entwicklungsaufgaben nun im Zentrum stehen.

Schritte 7 – 9: Erstellung des Förderplans

Da minimal verbale Kinder oft in mehreren vorsprachlichen Bereichen noch am Anfang ihrer Entwicklung stehen, stellt sich die Frage, welchem Förderschwerpunkt Priorität eingeräumt werden soll. Wir empfehlen, den Aufbau basaler sozial-kognitiver Fähigkeiten und die Förderung des intentionalen Gebrauchs einfacher Kommunikationsmittel in den Vordergrund der Intervention zu stellen, wenn diese Entwicklungsaufgaben noch nicht zuverlässig bewältigt sind (vgl. Müller, 2016).

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