Читать книгу Unterstützte Kommunikation - Группа авторов - Страница 40

Das diagnostische Vorgehen im Konzept der entwicklungsorientierten Sprachdiagnostik und -förderung

Оглавление

Um herauszufinden, an welchem Punkt in der Kommunikations- und Sprachentwicklung ein Kind steht und welche Entwicklungsschritte in seiner »Zone der nächsten Entwicklung« liegen, sind eine sorgfältige Diagnostik sowie die Integration vieler Einzelbefunde zu einem Gesamtbild notwendig. Hierfür müssen bei jedem Kind geeignete diagnostische Verfahren ausgewählt werden, die im Hinblick auf den Inhaltsbereich und auf den Schwierigkeitsgrad der Aufgaben für das Kind relevant sind. So ist es wenig sinnvoll, bei einem Kind, das bereits gut verständlich spricht, nach der Imitation von Lauten zu fragen, oder bei einem minimal verbalen Kind die Satzproduktion zu überprüfen.

Das Konzept der entwicklungsorientierten Sprachdiagnostik von Aktas (2012b) bietet einen Handlungsrahmen, der das diagnostische Vorgehen strukturiert und die Auswahl von geeigneten diagnostischen Verfahren erleichtert. Das diagnostische Vorgehen erfolgt bei jedem Kind – unabhängig von seinem Alter und Entwicklungsstand – in 6 Schritten, die in Tabelle 1 zusammengefasst sind.

Tab. 1: Ablaufschema zum diagnostischen Leitfaden nach Aktas (2012b)


Die Diagnostik beginnt mit einem Anamnesegespräch mit den Eltern (Schritt 1), bei dem diese zu demographischen Angaben, zur Familiensprache, zu bisherigen Fördermaßnahmen sowie zum vorsprachlichen und sprachlichen Kommunikationsverhalten befragt werden (s. auch Interviewleitfaden von Aktas, 2012a). Ferner werden in diesem Schritt Vorbefunde gesichtet (z. B. Intelligenztestergebnisse).

Zentraler Baustein des diagnostischen Vorgehens ist die (möglichst standardisierte) Untersuchung der kommunikativ-sprachlichen Fähigkeiten des Kindes (Schritt 2).

Für diese Untersuchung werden verschiedene Subtests aus standardisierten Elternfragebögen und Sprachentwicklungstests individuell zusammengestellt und durch systematische Beobachtungen ergänzt1. Aktas (2004, 2012b) hat für diese Auswahl einen Entscheidungsbaum entwickelt, der Empfehlungen für die Aufgabenwahl enthält ( Abb. 3).


Abb. 3: Der diagnostische Leitfaden (Aktas, 2004, 2012b)

Der Entscheidungsbaum sieht vor, dass das zu untersuchende Kind zunächst mit einem Wortschatztest untersucht wird (Subtest »Produktion I: Wörter« aus dem SETK-2, Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder, Grimm, 2000/2016). Ggf. werden die Eltern ergänzend zum produktiven Wortschatz des Kindes befragt (Elternfragebogen zur Früherkennung von Risikokindern – ELFRA, Grimm & Doil, 2006). In Abhängigkeit von diesen Ergebnissen wird das Kommunikationsniveau des Kindes einer der drei folgenden Gruppen zugeordnet:

• überwiegend vorsprachlich kommunizierende Kinder (minimal verbale Kinder)

• beginnend sprachlich kommunizierende Kinder

• verbal-sprachlich kommunizierende Kinder.

Für jede der drei Gruppen sieht der Leitfaden ein anderes diagnostisches Vorgehen für die weitere Untersuchung des Kindes vor (vgl. Aktas, 2012b).

Die Auswertung erfolgt dann zweistufig: Zunächst werden die Test- und Fragebogenergebnisse quantitativ-normorientiert ausgewertet (Schritt 3). Hierfür wird für jeden Subtest-Rohwert anhand der Normtabellen der Verfahren bestimmt, in welchem Alter ein solches Ergebnis dem »Durchschnittsbereich« entsprechen würde (ebd). So können ein ungefähres Entwicklungsalter in verschiedenen Sprachkomponenten und Asynchronien im Entwicklungsprofil festgestellt werden, z. B. erhebliche Diskrepanzen zwischen rezeptiven und produktiven Fähigkeiten.

Es folgt die qualitativ-theoriegeleitete Auswertung der Ergebnisse (Schritt 4). Dazu werden die wörtlichen Antworten der Kinder, ihre Antwortversuche und mögliche »Fehler« genauer betrachtet. Zusätzlich wird die Testsituation als standardisierte Beobachtungssituation genutzt oder (bei minimal verbalen Kindern) ergänzend eine strukturierte Beobachtung zum Kommunikationsverhalten vorgenommen. Betrachtet werden das Interaktionsverhalten der Kinder mit der Interaktionspartnerin/dem Interaktionspartner sowie spontane sprachliche und nicht-sprachliche Äußerungen.

In Schritt 5 werden alle Ergebnisse zusammengefasst und der Entwicklungsstand des Kindes im theoretischen Modell eingeordnet: »Das diagnostische Puzzle [muss] nun zusammengesetzt werden. Die unterschiedlichen Informationen aus den verschiedenen Quellen (Anamnese, Elternbefragung, normorientierte Testergebnisse und qualitative Analysen, Beobachtungen) müssen zusammengetragen und in der Zusammenschau theoriegeleitet interpretiert werden« (Aktas, 2012b, S. 80). Die Zuordnung des Kindes zu einer Phase des Modells lässt erkennen, welche Entwicklungsaufgaben das Kind als nächstes zu bewältigen hat (Schritt 6).

Auf der Grundlage der Ergebnisse dieses diagnostischen Prozesses kann schließlich der Förderplan erstellt werden: Bei den Entwicklungsaufgaben, die das Kind aktuell zu bewältigen hat, gilt es nun, einen oder mehrere Förderschwerpunkte zu setzen (Schritt 7). Für jeden Schwerpunkt werden Förderziele aus der Zone der nächsten Entwicklung abgeleitet (Schritt 8). Schließlich sind für jedes Ziel ganz praktische Förderangebote zu entwickeln, für die das Setting, die konkrete (Spiel-) Aktivität und die dabei gewählten Förderstrategien festgelegt werden (Schritt 9).

Unterstützte Kommunikation

Подняться наверх