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Glaube kann mündig werden
ОглавлениеPaulus schreibt seinen Geschwistern in Korinth. Sie waren eine ausgesprochen geistliche Gemeinde, reich an Geistesgaben und Wundern – und doch wirft Paulus ihnen Unmündigkeit vor und sagt, dass sie nur Milch statt fester Nahrung zu sich nehmen.
Allerdings konnte ich mit euch, liebe Geschwister, nicht wie mit geistlich reifen Menschen reden. Ihr habt euch von den Vorstellungen und Wünschen eurer eigenen Natur bestimmen lassen, sodass ihr euch, was euren Glauben an Christus betrifft, wie unmündige Kinder verhalten habt. Milch habe ich euch gegeben, keine feste Nahrung, weil ihr die noch nicht vertragen konntet. Selbst heute könnt ihr sie noch nicht vertragen, denn ihr lasst euch immer noch von eurer eigenen Natur bestimmen. Oder wird euer Leben etwa vom Geist Gottes regiert, solange noch Rivalität und Streit unter euch herrschen? Beweist ein solches Verhalten nicht vielmehr, dass ihr euch nach dem richtet, was unter den Menschen üblich ist? (1Kor 3,1-43)
Paulus nennt die Korinther Heilige, Vorbilder, und doch kritisiert er ihr Verhalten. Geistliche Gaben setzen weder einen mündigen Glauben voraus noch sind sie ein Garant dafür. Das Wirken des Heiligen Geistes zeigt sich in unserem Leben ganz praktisch daran, wie wir uns verhalten gegenüber unseren Mitmenschen verhalten, wie wir mit Rivalität oder Streit umgehen oder wie Paulus das auch in Galater 5,22-23 beschreibt: „Die Frucht hingegen, die der Geist Gottes hervorbringt, besteht in Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Rücksichtnahme und Selbstbeherrschung.“ Hier wird noch einmal deutlich, dass reifer und mündiger Glaube sich ganz praktisch in unseren sozialen Beziehungen des Alltags zeigt. Im weiteren Vorgehen zeige ich nun verschiedene Kriterien eines mündigen Glaubens auf.4