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7. Widerstandsfähig glauben lernen. Mündiger Glaube als Schutzfaktor
ОглавлениеEin Mensch mit einem mündigen Glauben befindet sich in einer Entwicklung, in der er immer weniger darauf angewiesen ist, sich selbst und anderen etwas vorzumachen. Ein mündiger Glaube meint auch den Verlust einer falschen Abhängigkeit von Gott. Gemeint ist der oben beschriebene Missbrauch Gottes als Kompensation für Charakterschwäche und die Weigerung, die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Gott dient hier letztlich dazu, uns Entscheidungen und Nachdenken abzunehmen und unser persönlicher Problemlöser zu sein. Ein mündiger Glaube meint somit, die volle Selbstverantwortung für das eigene Leben zu übernehmen, so als ob es Gott nicht gebe, und sich gleichzeitig wie ein Kind Gott voll und ganz in die Arme zu schmeißen und ihm kindlich zu vertrauen. Was bedeutet das nun aber für die Auseinandersetzung mit der eigenen Prägung? Wie das Wort „Aus-ein-ander-setzung“ schon andeutet, braucht es dazu eine gewisse Distanz zu mir selbst. Weil wir uns jedoch niemals vollständig von uns selbst entfernen können, ist dies immer nur stück- und schrittweise möglich. Wir können uns und unsere Prägung niemals vollständig aufdecken, unser Innerstes und unsere Vergangenheit sind uns niemals ganz zugänglich. Wir brauchen dazu oft andere, in deren Spiegel wir uns erst erkennen können (und auch dann immer nur bruchstückhaft). Was kann aus diesen Erfahrungen für einen mündigen Glauben gelernt werden?