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Schutzfaktoren entwickeln

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Das möchte ich am Beispiel der Resilienz konkretisieren. Wenn wir darüber nachdenken, wie ein mündiger Glaube aussehen könnte, ist es sinnvoll, einen Seitenblick auf die Ergebnisse der Resilienzforschung zu werfen.8 Resilienz steht für die psychische Widerstandsfähigkeit eines Menschen. Das Wort stammt ursprünglich aus der Materialkunde und bedeutet wörtlich Elastizität, Spannkraft, Strapazierfähigkeit. Man begann, sich mit diesem Thema zu beschäftigen, als man durch Langzeitstudien die Entwicklung von Menschen über einen langen Zeitraum (bis zu mehreren Jahrzehnten) untersuchte. Vor allem ging es darum zu erforschen, inwiefern sich widrige Bedingungen in der Kindheit auf die weitere Entwicklung auswirken. So fand man heraus, dass von den Kindern, die unter sehr belastenden Umständen aufgewachsen waren, ein gewisser Anteil (der je nach Untersuchung zwischen 10 und 30 Prozent schwankt) als Erwachsene gesund war. Es gibt also Situationen und Prägungen, die die Widerstandskraft eines Menschen fördern, und es gibt auch das Gegenteil, sogenannte Risikofaktoren. Diese erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer negativen Entwicklung, also der Entstehung von Lern- oder Entwicklungsstörungen oder des Ausbruchs psychischer Krankheiten. Dazu gehören beispielsweise eine unsichere Bindung zu frühen Bezugspersonen, Armut, das Aufwachsen in Wohngegenden mit hohem Kriminalitätsanteil, dauerhafte familiäre Disharmonie, ungünstige Erziehungspraktiken der Eltern, häufige Umzüge und Schulwechsel, Verlust eines Geschwisterteils oder engen Freundes etc., aber auch personale Faktoren wie ein niedriger Intelligenzquotient, Wahrnehmungsstörungen oder ein schwieriges Temperament. Interessanter noch sind jedoch die Schutzfaktoren. Teils haben sie allgemein einen positiven Einfluss auf die Entwicklung, teils entfalten sie ihren Schutzschirm erst in Krisensituationen bzw. beim Zusammenwirken verschiedener Risikofaktoren. Der eindeutig wichtigste Schutzfaktor ist dabei eine dauerhafte, gute Beziehung zu mindestens einer primären Bezugsperson, also meist zu einem Elternteil. Weitere gut belegte Schutzfaktoren sind unter anderem Stabilität und konstruktive Kommunikation in der Familie, enge Geschwisterbindungen, ein hohes Bildungsniveau der Eltern sowie kompetente und fürsorgliche Erwachsene außerhalb der Familie. Und auch hier gibt es personale Faktoren, wie z. B. ein robustes, aktives und kontaktfreudiges Temperament zu haben oder das erstgeborene Kind zu sein.

Religiösen Machtmissbrauch verhindern

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