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ОглавлениеChristus in dir geboren
Christfest I
»Das Wort ward Fleisch«. Gott wird Mensch. Am ersten Feiertag wird die Geburt Christi im Horizont des Johannesevangeliums gedeutet, am zweiten im Sinne des Matthäusevangeliums. »Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich« – Psalm 96 schlägt den Grundton des Christfestes an. Singen ist angesagt, wenn Gott kommt. Weltweit ist die Resonanz. Der Kosmos ist in Bewegung, selbst die Bäume im Wald jauchzen. Der kleine Rahmen von Bethlehem ist gesprengt.
Das Evangelium aus Johannes 1 (Prolog) greift auf den ersten Anfang der Schöpfung zurück (1 Mose 1,1). Es sieht das menschgewordene Wort von Anfang an bei Gott. In ihm hat die Fülle von Schöpfung und Erlösung ihren Ursprung. Doch Gottes Geschichte fordert den Kosmos heraus. Selbst die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wer aber in Jesus von Nazareth, dem Menschen aus Fleisch und Blut, Gott erkennt, wird selbst Gottes Kind und schöpft aus der Fülle.
Das Lied des Tages Gelobet seist du, Jesu Christ (EG 23) greift diese Motive auf. Anschaulich entfaltet Martin Luther die Menschwerdung Gottes: Das Unendliche, der Ewige, findet Platz im Schoß einer Frau, nicht aber in seiner Welt. In ihr ist er nur Gast. Die Nacht in Bethlehem und die Finsternis des Kosmos werden durchdrungen, wenn das ewig Licht hereingeht, die Nacht erleuchtet und »der Welt ein’ neuen Schein« gibt.
Auch die Epistel (Tit 3) schlägt in einem einzigen Satz den Bogen von der Geburt zur »Wiedergeburt«, von Weihnachten zur Taufe. Die Erscheinung Gottes ist nicht nur eine Wende in der Menschheitsgeschichte, sondern in jedem Christenleben. In der Taufe zieht Jesus unser Leben in sein Leben hinein und erneuert es mit seiner Freundlichkeit und Menschenliebe.
Von denen, die den Retter ansagen, spricht die alttestamentliche Lesung (Jes 52). Schon die leichten Schritte seiner Vorboten lassen ahnen, was nun in Bewegung kommt: Verlassene Orte werden neu besiedelt, versteinerte Verhältnisse zum Tanzen gebracht. Das Heil wird allen sichtbar. Wir werden aufgefordert, in den Jubel einzustimmen.
Spruch des Tages
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Johannes 1,14a
Lieder des Tages
Gelobet seist du, Jesu Christ (EG 23)
oder: Herbei, o ihr Gläub’gen (EG 45)
Psalm
Psalm 96,1–3.7–13
Liturgische Farbe
weiß
Lesung aus dem Alten Testament | Jesaja 52,7–10
»Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird …«
So klingt die Weihnachtsbotschaft aus dem Mund eines Engels.
Doch andere Freudenboten sind dem Engel schon vorausgegangen.
Sie verkündigen Heil und Frieden für Jerusalem.
Sie feiern die Heimkehr eines ganzen Volkes aus der
Gefangenschaft.
Wo sehen wir etwas davon, hier und jetzt?
Hören wir hin.
Epistel | Titus 3,4–7
Was hat Weihachten mit der Taufe zu tun?
Die Antwort liegt nahe.
Ein kleines Kind zeigt uns Gottes Menschenliebe.
Und schon als kleine Kinder können wir diese
Menschenfreundlichkeit erfahren.
Das schöne Bild vom Bad der Wiedergeburt macht es deutlich:
Gott badet und begabt mich mit seinem Geist.
So kommt Christus zu mir.
Evangelium | Johannes 1,1–5.9–14.(16–18)
Große Ereignisse brauchen große Worte.
Wenn das Wort selbst Fleisch wird, braucht es dafür ein Lied.
Ein uraltes Weihnachtslied, das schon in der Bibel zitiert wird.
Johannes eröffnet damit sein Evangelium.
Es ist der Hymnus von Schöpfung und Erlösung, vom ewigen Wort und vom Mensch gewordenen Christus.
Er kommt zu uns. Auch heute.
Nehmen wir ihn auf?
Jochen Arnold