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ОглавлениеDas wahre Licht
Epiphanias Fest der Erscheinung des Herrn
Die Wurzeln des Epiphanias-Festes liegen in Ägypten, wo man um den 6. Januar herum dem Sonnengott Äon huldigte und heilbringendes Wasser aus dem Nil schöpfte. Diesem Brauch wollte die dortige Kirche ein eigenes Fest entgegensetzen, das bis heute als Fest der Epiphanie (Erscheinung Gottes) in Jesus Christus heimisch ist.
Aus dem Evangelium von den Weisen aus dem Morgenland hat sich insbesondere die Tradition des Sternsingens herausgebildet. Kleine Gruppen (meist von Kindern) ziehen als Könige oder Sterndeuter verkleidet von Haus zu Haus, singen, sammeln Spenden und schreiben den Segen auf den Türrahmen: »Christus mansionem benedicat« (Christus segne dieses Haus), abgekürzt »C * M * B«, was zugleich als Initialen der Namen gelesen werden kann, die den drei Weisen zugeschrieben werden: Caspar, Melchior und Balthasar.
Wenn in Jesus Gottes Herrlichkeit erscheint, dann bleibt nichts wie es war: Dann wird die Finsternis licht, dann brechen Könige und Völker auf, um diese Herrlichkeit mit eigenen Augen zu sehen, dann verkehren sich Machtverhältnisse: Könige fallen nieder und ein neugeborenes Kind im unbedeutenden Bethlehem trägt die Verheißung, der wahre Fürst zu sein.
Die große »Völkerwallfahrt« aus Jesaja 60 (alttestamentliche Lesung) ist ein großes Hoffnungsbild für das Volk Israel in doppelter Weise: Israel kehrt aus der Zerstreuung des babylonischen Exils zurück und fremde Völker nähern sich ihm. Diesmal aber kommen sie nicht – wie so oft erlebt – in kriegerischer, sondern in friedlicher Absicht. Sie bringen Gaben und Geschenke und folgen dem Licht, das Gott über Israel hat aufgehen lassen.
Das Evangelium (Mt 2) kann als die Konkretion einer solchen Völkerwallfahrt gelesen werden. Auch die Sterndeuter brechen aus fernen Ländern auf, sie folgen dem Licht in Form eines Sternes, auch sie bringen Geschenke. Dass sie den verheißenen König allerdings nicht am Hof des amtierenden Königs Herodes finden, ist die Pointe des Evangeliums. »Hocherfreut« beten die Weisen das Kind an und akzeptieren die politische Vorrangstellung des Neugeborenen. Das Lied des Tages Stern über Bethlehem (EG.E 1) erzählt dieses Geschehen und überträgt es in die Gegenwart.
Die Epistel (Eph 3) fasst diese Motive unter dem Begriff des Geheimnisses zusammen. Menschen dürfen hineinschauen in die geheimen Ratschlüsse Gottes. Seine Verheißung und Gnade werden nicht allein dem Volk Israel, sondern allen »(Heiden)-Völkern« zuteil. Mit der Geburt Jesus Christi kommt die Völkerwallfahrt nach christlichem Verständnis zum Ziel.
In Zeiten von Globalisierung und weltweiten Migrationsbewegungen erhält das Motiv der Völkerwallfahrt neue Aktualität. Sind wir bereit, diejenigen »Völker«, die nach Europa und in unser Land kommen, tatsächlich als Geschwister anzunehmen und als Miterben nicht nur der geistigen, sondern auch der materiellen Güter zu betrachten? Und erkennen wir die Geschenke, die sie uns mitbringen, die sie selber für uns sind?
Wort des Tages
Die Finsternis vergeht und das wahre Licht scheint jetzt.
1. Johannes 2,8
Lieder des Tages
Wie schön leuchtet der Morgenstern (EG 70)
oder: Stern über Bethlehem (EG.E 1)
Psalm
Psalm 72,1–3.10–12.17b–19
Liturgische Farbe
weiß
Lesung aus dem Alten Testament | Jesaja 60,1–6
Draußen müssten wir’s hören.
Ohne Autolärm, ohne die Grundgeräusche des Alltags.
Die Sinne atmen lassen.
Das Gesicht dem Segen entgegenstrecken.
Vom Glück Gottes durchrieselt werden.
Einfach nur genießen.
Beschienen von seinem Licht hält uns kein Dunkel mehr.
Diese Worte einatmen.
Hören wir die Stimme Gottes: Jesaja 60,1–6.
Epistel | Epheser 3,1–7
Geheimnisse locken die Phantasie.
Die Phantasie braucht Bilder, braucht Menschen, braucht Worte.
Komm, höre, sehe.
Mich, Paulus. Geheimnisträger.
Beauftragter zur Entschlüsselung.
Nun werden die Bilder, die Worte, Christus selbst in der Epistel zu:
»Ach so! ja, klar! Das ist es!«
Und trotzdem bleibt »In Christus Sein« immer etwas
Verborgenes.
Ein Geheimnis.
Und Geheimnisse entschlüsseln sich immer darin, wo noch keiner war.
Was für ein geheimnisvoller Text – Epheser 3.
Evangelium | Matthäus 2,1–12
Könige beten. Fallen nieder.
Unsere Könige am Heiligen Abend waren schön verkleidet.
Kinder.
Es war ein Spiel. Ein zu Herzen gehendes.
Im Evangelium heute läuft ein Königsfilm.
Mit Herz, Schmerz und Happy End.
Sehen und hören wir den Film vom hellen Licht im dunklen Lande in Matthäus 2,1–12.
Joachim Köhler