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Das Warten lohnt

1. Sonntag nach dem Christfest

Die Texte des Sonntags betonen, dass sich Gottes Menschwerdung sinnlich erfassen lässt. Mit eigenen Augen, Ohren und Händen haben Menschen den Heiland der Welt erfahren. Davon singt das Lied der Woche (EG 36,7).

Das Evangelium (Lk 2) erzählt, wie zwei alte Menschen den Säugling Jesus als den Heiland erkennen. Nach der Geburt und der Beschneidung Jesu findet getreu dem jüdischen Gesetz die Heiligung des Erstgeborenen statt (vgl. 2 Mose 13,13ff.). Seine Mutter bringt das Reinigungsopfer (vgl. 3 Mose 12) dar. Dabei nimmt der alte Simeon das Jesuskind auf den Arm, sieht es an und spricht – jubelnd und getröstet – ein Bekenntnis aus. Er preist in hymnischen Tönen den Retter der Welt. Das Lied der Woche Freuet euch, ihr Christen alle (EG 34) nimmt das auf. Ganz ähnlich die Prophetin Hanna: Sie sieht Jesus und preist Gott, »Der Heiland ist da! Der Messias ist geboren!«

Wie wichtig das Sehen, Hören und Anfassen für den Glauben ist, lesen wir auch in der Epistel (1 Joh 1): Gottes Herrlichkeit wird in seinem Sohn sichtbar. Der Mensch nimmt dies durch Hören, Sehen, Betrachten und Betasten als das »Wort des Lebens« wahr. In der alttestamentlichen Lesung (Jes 49) tröstet Gott eigenhändig sein Volk, weil es Angst hat, vergessen zu werden: »Siehe, in die Hände habe ich dich gezeichnet«, ich vergesse dich nicht. Geht es sinnlicher?

Gottes Wort nimmt menschliche Gestalt an und kann nicht nur gehört, sondern auch geschaut werden. Das Geheimnis des Evangeliums ist: Glaubende sehen Gott in seiner unerkannten Herrlichkeit. Sie sehen Gott in einem Säugling, in der Armut, in der Geste eines Mitmenschen, am Kreuz als Auferstandenen, in einem Lied, einem Bibeltext, einem Gottesdienst. Glaubende Menschen erfahren Gott.

Wochenspruch


Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit. Johannes 1,14a

Lieder der Woche


Fröhlich soll mein Herze springen (EG 36)

oder: Freuet euch, ihr Christen alle (EG 34)

Psalm


Psalm 71,1–3.12.14–18

Liturgische Farbe


weiß

Lesung aus dem Alten Testament | Jesaja 49,13–16


Nur nichts vergessen.

Manche Leute, die sich erinnern wollen,

schreiben sich das in die Handfläche.

Einkäufe, Hausaufgaben, Namen, Telefonnummern, Termine, Geburtstage.

Körperlich, ganz nah.

Ich wünschte, jemand hätte auch mich in seine Handflächen geschrieben.

Hört, was Jesaja notiert – in Kapitel 49.

Epistel | 1. Johannes 1,1–4


Worte reichen oft nicht aus,

um das zu beschreiben, was man erzählen will.

Es gibt Situationen, da muss man stammeln und immer wiederholen:

Ich habe es gesehen und gehört, gesehen und gehört.

Und betastet.

So ergeht es dem Autor des 1. Johannesbriefes.

Wir hören Worte aus dem 1. Kapitel:

Evangelium | Lukas 2,(22–24).25–38.(39–40)


Warteschleifen am Telefon.

Die meisten Menschen können sie nicht leiden.

Wenn sie plötzlich dran sind, erschrecken sie sich.

Das Evangelium erzählt von Simeon und Hanna.

Beide sind schon alt, sie warten seit langem.

Aber bei aller Warterei sind sie scharfen Sinnes geblieben.

»Nicht abstumpfen!« scheint ihre Botschaft zu sein, dann erkennst du auch die Zeichen.

Wache Sinne lohnen sich, sagt Lukas im 2. Kapitel:

Ralf Drewes

Hinführungen zu den Lesungen im Gottesdienst

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