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Worauf ich achten muss beim Lesen im Gottesdienst – und bei den Hinführungen

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Hinführungen

Hinführungen sollen auf den biblischen Text neugierig machen. Sie sind »Hinhörer« und nehmen noch nicht vorweg, was wir später im Text hören. Während die biblischen Lesungen – wie das Wort schon sagt – wirklich gelesen werden (also auch auf den Text geschaut wird), leben die Hinführungen vom Kontakt mit der Gemeinde. Ich blicke sie an – und bereite sie auf den biblischen Text vor. Deshalb ist es gut, sich den Text der Hinführung so anzueignen, dass ich ihn frei sprechen kann – auch in dem Sinne, dass ich ihn zu meinem eigenen mache, ihn also auch verändere.

Lesungen

Zum Konfirmandenunterricht gehörte es bei uns, dass die Konfirmandinnen und Konfirmanden auch hier und da im Gottesdienst mitmachten. Viele übernahmen im Gottesdienst gern eine biblische Lesung – am liebsten nicht allein, sondern mit einigen zusammen.

Wir probten die Lesungen vorher – und so bekamen sie Spaß am Lesen, gingen in die einzelnen Rollen, sie wurden richtig gut. So gut, dass eines Tages einige aus dem Kirchenvorstand (die normalerweise für die Lesungen »zuständig« waren) kamen und sagten: Können wir uns nicht mal an einem Sonnabend treffen? Wir wollen auch Lesen üben.

Es zeigte sich an dem verabredeten Sonnabend, dass das Lesen biblischer Texte Jugendlichen offenbar viel leichter fällt. Erwachsene haben viel mehr Ehrfurcht vor den biblischen Texten, sie trauen sich in der Regel nicht, richtig in eine Rolle »hineinzuschlüpfen« und mal eine »richtig fiese Schlange« zu sein oder der Teufel.

Genau das ist aber notwendig, wenn die biblischen Lesungen wieder zur wahrgenommenen, zur gehörten »Mitte« des Gottesdienstes werden sollen. Sie sind in ihrer lebensverheißenden Aussage, mit ihrer prophetischen Perspektive und ihrer heilenden Verkündigung zu wichtig, als dass sie »blass« bleiben und schon vor dem Ende des Gottesdienstes wieder vergessen sein können.

Lesen vorbereiten

Die Vorbereitung auf die biblische Lesung besteht zunächst darin, den Text abzuschreiben,

‒ mit den entsprechenden Umbrüchen, die ich haben möchte (und die mir den Text übersichtlich machen),

‒ mit den Rollenbeschreibungen (ich schreibe vor die entsprechenden Zeilen: Jesus/Teufel/Erzähler/Erzählerin … – z. B. bei dem Text Matthäus 4,1–11)

‒ und mit Absätzen, wenn Pausen notwendig sind.

Dann lese ich mir den Text mehrfach laut vor.

Ein Beispiel für das Aufschreiben:

Evangelium: Matthäus 4, 1–11

Erzähler/Erzählerin: Jesus wurde vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde.
Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.
Teufel: Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, dass diese Steine Brot werden.
Erzähler/Erzählerin: Er aber antwortete und sprach:
Jesus: Es steht geschrieben:
»Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht.«
Erzähler/Erzählerin: Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt …

Eine Geschichte vorlesen

Oft prägen bestimmte Rollen, bestimmte Charaktere die Lesungen. Da gibt es Auseinandersetzungen zwischen Jesus und den Schriftgelehrten. Da gibt es traurige Menschen, die durch eine Heilung glücklich werden. Da ist Gott sauer auf sein Volk – und Mose versucht, ihn von Strafen abzubringen.

Im »richtigen« Leben drücken wir solche Gefühle auch aus. Davon leben Situationen, Augenblicke. Bei biblischen Texten haben wir oft Angst davor. Aber: Wir müssen uns die Charaktere ganz genau anschauen und dürfen (!) in sie »hineinschlüpfen«, sind einen Moment Schriftgelehrter, Jesus oder Gott. Gefühle, die sie leiten, versuchen wir zu erspüren und »in sie hineinzugehen«. Oft gibt es Spannungen, Entwicklungen. Davon leben die Texte. Wenn wir versuchen, etwas davon »abzubilden«, dann erblickt das Lebendige, das die Texte in sich bergen, neu das Tageslicht – 2000 oder 3000 Jahre, nachdem sich eine Geschichte ereignet hat.

Ein Erzähler bzw. eine Erzählerin führt durch eine Geschichte. Oft ist sie dafür verantwortlich, dass sich die Zuhörenden das Geschehen vorstellen können, dass das, was passiert, wie ein Film vor ihren Augen abläuft. Dafür ist in der Regel vor allem die erzählende Person verantwortlich. Und dazu muss sie sich selber vorstellen, was passiert. Vor ihren Augen sieht sie, wie Jesus hungert, nachdem er 40 Tage und 40 Nächte (so lange!!) gefastet hat. Sie sieht den hohen Berg, auf den der Teufel Jesus führt. Sie sieht die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit, die der Teufel Jesus verspricht. Und sie sieht auch die Engel, die zu ihm treten und ihm dienen, bevor oder spätestens, wenn sie die Worte liest (wieder in dem Beispiel Matthäus 4,1–11).

Das Lesen mit so einer Ausrichtung braucht oft mehr Zeit als wenn ich etwas »sachlich« (oder »mechanisch«) »herunterlese«. Das macht aber nichts. Wir haben ganz viel Zeit für so wichtige Momente, in denen wir biblische Geschichten im Gottesdienst darstellen.

Manchmal, wenn die »Partner« (die Rollen) einer Geschichte klar sind, ist es übrigens besser, einen Part der Erzählerin zwischendurch wegzulassen, wenn sie nur sagt: »Er aber sprach«. Oft haben wir solche Möglichkeiten durch das Setzen von Klammern gekennzeichnet: [ ]. Abgesehen davon hat eine erzählende Stimme in Dialogen oft eine »neutrale«, dienende Funktion – im Gegensatz zu den erzählenden Passagen.

Während der Erzähler oder die Erzählerin die Geschichte vor Augen malt und Zeit braucht, geht es bei den »Rollen«, den Charakteren oft schneller. Sie entwickeln Geschwindigkeit, sprechen miteinander, reiben sich aneinander, setzen auch fast immer sofort, ohne Pause ein, nachdem es heißt: »Er antworte und sprach: …«

So kann also die Redegeschwindigkeit sehr unterschiedlich sein – und dadurch auch richtig Dynamik entstehen.

Wir haben viel Zeit für eine Lesung. Und wir brauchen keine Angst zu haben, Pausen zu machen. Denn besonders in den Pausen stellen sich die Zuhörenden die Dinge vor, sehen sie vor ihren Augen.

Deshalb bietet es sich bei Lesungen auch immer wieder an, kurze Zwischenmusiken einzubauen, gerade wenn ein Abschnitt einer Geschichte zu Ende ist und etwas Neues – vielleicht sogar an einem anderem Ort – beginnt.

Der Ort, die Position der Sprechenden in der Kirche, »predigt« mit. Gerade wenn mehrere agieren, kann und muss nicht immer alles um das Lesepult herum passieren.

Überlegen Sie sich die Position der verschiedenen Charaktere zueinander – und positionieren Sie sie, wie es Ihnen für die Emotion bzw. emotionale Entwicklung einer Geschichte sinnvoll erscheint. Beziehen Sie ruhig den ganzen Kirchenraum ein, wo das möglich ist.

Manchmal kann es auch sinnvoll sein, eine Person (wie z. B. Gott) aus dem »OFF« sprechen zu lassen. Das heißt: Die Person ist nicht sichtbar.

Einen Brief vorlesen

Wenn ich eine Epistel lese, dann mache ich mir klar: Das war einmal ein Brief – also ein Text mit stark verdichteter Sprache.

Da ist es besonders wichtig, sich die Umbrüche der Zeilen klarzumachen – und dann schreibe ich immer eine Zeile und lese sie (nach dem Schreiben) laut. Danach schreibe ich die nächste Zeile und lese sie laut (etc.). Auch wenn ich im Gottesdienst selber die langen Pausen zwischen den Zeilen nicht mache: Ich bekomme doch ein Gefühl für den Text, wie er geschrieben worden ist – und lese ihn ganz anders.

Auch wenn ich dann im Gottesdienst aus der Bibel oder dem Lektionar lese, habe ich nach so einer Vorbereitung die einzelnen Zeilen(-umbrüche), die Rollenzuweisung etc. vor Augen. Und der Text wird von den Zuhörenden (und auch von mir) nicht mehr vergessen.

Hinführungen zu den Lesungen im Gottesdienst

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