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Zeit der Erwartung

2. Sonntag im Advent

Auch wenn die Tugend der Geduld auf den ersten Blick veraltet erscheint: Moderne Bewerbungsportale raten ebenso zum Erlernen von Geduld wie aktuelle Ratgeberliteratur. Wie können wir mit unseren Sehnsüchten, Erwartungen, Ängsten und Enttäuschungen umgehen? Auch in den starken Bildern der Texte des zweiten Advents finden sie ihren emotionalen Ausdruck:

Heute geht es um das noch Ausstehende der Verheißungen Gottes und um die zweite Ankunft Jesu (am Jüngsten Tag). Von den kosmischen Vorzeichen für Gottes Kommen ist im Evangelium (Lk 21) die Rede: Erde, Meer und Himmelskörper geraten ins Wanken und die Menschen in Angst, bevor der Menschensohn in seiner Herrlichkeit wiederkommt. Die Christen aber – so der Wochenspruch (Lk 21,28) – sollen sich nicht ängstlich wegducken, sondern in froher Erwartung aufschauen und die kosmischen Ereignisse neu interpretieren: als Zeichen für das nahende Gottesreich.

In Psalm 80 und in der alttestamentlichen Lesung (Jes 63) bekommen die Erfahrungen des Elends und der Sehnsucht Raum: »Ach, dass du den Himmel zerrissest und führest herab!« (V. 19). Friedrich Spee nimmt diese Bilder auf im Lied der Woche O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7) – ein gefährlicher Wunsch, selbst wenn er auf Gott gerichtet ist. Ganz anders die Epistel (Jak 5): Auch sie wendet sich an Menschen, die leiden und sehnsüchtig das rettende Kommen Gottes erwarten. Der Brief mahnt sie zur Geduld und stellt ihnen dafür zwei einprägsame Vorbilder vor Augen: den Bauern, der nach der Saat geduldig das Wachsen und Reifen erwartet, und Hiob, der auch im tiefsten Leid das Vertrauen auf Gott nicht aufgegeben hat.

Das Elend der Welt und unser eigenes im Wissen um das kommende Gottesreich klagend, fürbittend und hoffend zu ertragen, macht die Klangfarbe dieses Adventssonntags aus. Im Gottesdienst können konkrete Berichte von Lebenssituationen der Not mit Liedstrophen von EG 7 oder Versen aus Psalm 80 singend und betend verbunden werden.

Wochenspruch


Sehet auf und erhebt eure Häupter,

weil sich eure Erlösung naht. Lukas 21,28

Lieder der Woche


O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7)

oder: Es kommt die Zeit (EG.E 8)

Psalm


Psalm 80,2.3b.5–6.15–16.19–20

Liturgische Farbe


violett

Lesung aus dem Alten Testament | Jesaja 63,15–64,3


»O Heiland, reiß die Himmel auf!«

Im Advent sehnen wir den offenen Himmel herbei und rufen zu Gott:

»Herab, herab vom Himmel lauf!

Wir wollen dich ansehen und spüren: Da ist keiner wie du!

Die Hoffnung auf dich macht uns heil!«

Hört von der Erwartung auf das Kommen Gottes.

Worte aus dem Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 63 und 64.

Epistel | Jakobus 5,7–8.(9–11)


Warten.

Stehen an der Haltestelle.

Blick auf die Uhr.

Verspätung.

Wieder Blick auf die Uhr.

Warten kann Qual sein.

Wir warten auf die Ankunft Jesu.

Jedes Jahr warten wir, Kerze um Kerze.

Geduld zahlt sich aus.

Zwei Kerzen brennen schon.

Und auch in Dunkelheit seufzt Gott mit uns.

Und dann – dann, wenn er kommt – wird alles strahlen.

Die Epistel steht im Jakobusbrief, Kapitel 5.

Evangelium | Lukas 21,25–33


Kopf hoch!

Kopf hoch, es kommen andere Zeiten!

Advent, das heißt: warten.

Die Augen aufschlagen, den Kopf heben und den Blick richten auf den, der kommt.

Mit Jesus sind andere Zeiten angebrochen.

Du kannst die Zeichen lesen in deiner Welt.

Und es wird wieder passieren.

Hört das Evangelium. Worte aus dem 21. Kapitel bei Lukas:

Elisabeth Rabe-Winnen

Hinführungen zu den Lesungen im Gottesdienst

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