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Zum Kontext der Situation

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Es handelt sich um den instrumentalen Gruppenunterricht Gitarre in einer 2. Klasse in einer Grundschule im Ruhrgebiet. Die Kinder (drei Jungen und zwei Mädchen) haben erst vor wenigen Wochen mit dem Gitarrenspiel begonnen. Zu Beginn der Stunde initiiert der Lehrer eine Übung in der Gruppe: Er weist jedem Kind einen unterschiedlichen Ton einer Skala zu und demonstriert, wie dieser zu greifen ist. Jeder Schüler und jede Schülerin ist also für einen der Töne verantwortlich, die nun „wie in einer Kette“ aneinandergereiht werden sollen. Der erste Schüler beginnt, übergibt an den nächsten, der dann an die neben ihm sitzende Schülerin übergibt usw. Der Lehrer beschließt jeweils die Reihe und lässt den ersten Schüler (initiiert durch eine Geste) wieder beginnen. Es werden auf diese Weise mehrere Durchgänge ohne Unterbrechung wiederholt, bei denen ein Schüler auffällig Probleme bei der Tonerzeugung hat. Sein Ton schnarrt in drei von vier Fällen erheblich und durchbricht so das ansonsten eher homogene Klangbild der Gruppe. Aufgrund des Nacheinanders wird die differente Klangerzeugung unüberhörbar.

Auf unsere Frage nach der Stunde an den Lehrer, warum er in dieser Situation nicht auf diese Differenz reagiert habe, gibt der Lehrer zu bedenken, dass er den Jungen in dieser Situation nicht bloßstellen wollte, den abweichenden Klang also bewusst übergangen habe. Das „Ignorieren der Lern- und Leistungsunterschiede“ bezeichnet Franz E. Weinert als eine typische „passive Reaktionsform“ (Weinert 1997, 51)9 auf Heterogenität. Offensichtlich steht aber bei diesem Lehrenden nicht ein passives Ignorieren nach Weinert im Zentrum, sondern eher ein Ignorieren als aktive Reaktionsform, das mit der Wahrnehmung des differenten Klangs verbunden ist, aber auch mit der Entscheidung, diesen bewusst nicht zu thematisieren. Die Reaktion des Lehrenden könnte hier als Positionierung in einer Dilemma-Situation im Spannungsfeld von individueller Förderung und möglicher Gefahr der Exposition verstanden werden (Heberle und Kranefeld 2014; Heberle und Kranefeld 2012 b).

In einer Interaktionsanalyse kann nun in Stufen verfolgt werden, welche Konsequenzen dieser Versuch des Ignorierens auf die folgende Interaktion in der Gruppe hat:

Herzstück Musizieren

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