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Ich schau einfach auf das Kreuz

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Wenn ich bete, sitze ich da und schaue einfach auf das Kreuz. Ich suche mir in einer Kirche immer einen Platz mit Blick auf das Kreuz als Sammelpunkt inmitten der Welt. Es ist mein Verständnisschlüssel für meine Erfahrungen in meiner Arbeit mit Flüchtlingen, die mich in die Konfliktgebiete unserer Welt, nach Syrien, in den Kongo, Afghanistan und Kolumbien führt. Wo Hass und Krieg herrschen, da leiden die Unschuldigen. Das Kreuz steht für die Sünde der Welt, die in Form von Gewalt, Hass und Ungerechtigkeit Wirklichkeit ist. Der Gekreuzigte wird zum Fokus dieser Sünde und dem von ihr verursachten Leid. Er steht für all die Menschen, denen ich immer begegne, deren Leben vom Krieg zerstört wurde, die auf der Flucht sind, die alles und vor allem Menschen verloren haben, die ihnen lieb waren.

So sitze ich oft da, schaue auf das Kreuz und lasse die Gedanken und Sorgen der Arbeit zur Ruhe kommen. Täglich bin ich mit den Problemen des Jesuitenflüchtlingsdienstes konfrontiert, der in unsicheren und sich wandelnden Situationen mit begrenzten Mitteln auf die große Not von Flüchtlingen zu antworten versucht. Das äußere politische Geschehen, das man nicht kontrollieren kann, lässt einen ohnmächtig zurück. Die menschlichen Unzulänglichkeiten, mit denen man in einer Leitungsposition zu tun hat, sind wie ein Kreuz, das man zusammen mit den eigenen Schwächen zu tragen hat.

Wenn ich so dasitze und auf das Kreuz schaue, kommen mir oft sehr gute Gedanken und Lösungen für Probleme. Ich gehe dann in den Alltag mit größerem inneren Frieden und Versöhnung. Im Blick auf den Gekreuzigten sehe ich den Auferstandenen. Diese Hoffnung aus dem Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen ist die Quelle, um in einer aussichtslosen Situation von Kriegen die Hoffnung nicht zu verlieren, sondern weiterzumachen, das zu tun, was in Flüchtlingen die Hoffnung nährt.

In meinem Beten unterscheide ich in der gegenwärtigen Arbeit drei Phasen. Ich bin sehr viel auf Reisen, besuche die Projekte des JRS und begegne Flüchtlingen und unseren Teams. Da bleibt manchmal nicht einmal Zeit zur täglichen Messe. Es fehlt an der Zeit zur Meditation und zum Schauen auf das Kreuz. Aber dies geschieht in der direkten Begegnung mit den Leidtragenden unserer Zeit. Die Dynamik von Internet und E-Mails bestimmt meinen Alltag auf Reisen und füllt die normal für das Gebet reservierte Zeit am Morgen oder Abend.

Zurück in Rom folge ich in der Generalskurie einem fast klösterlichen Rhythmus von Meditation und Frühmesse und Arbeit im Büro. Dieser Tagesrhythmus einer größeren Gemeinschaft fängt mich auf und stabilisiert mich. Einmal im Jahr ziehe ich mich für zwei Wochen in einen Karmel in Burgund zurück, wo mich die Stille, das Gebet mit den Schwestern und den Gästen und die Freundschaft mit den Schwestern auffangen. Im Zentrum des Gebetes und der Meditation steht das Kreuz, auf das wir alle schauen. Das Gebet dieser Schwestern für die Flüchtlinge und Nöte unserer Zeit trägt die Arbeit des JRS mit. Gemeinsam schauen wir auf das Leid der Welt, beten und arbeiten für die Notleidenden und finden trotz sinnloser Gewalt inneren Frieden und Hoffnung.

Peter Balleis SJ, Rom, geb. 1957

Wie betest du?

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