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Das große Fest kann jeden Moment beginnen

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Bin ich in Verbindung mit Gott, wenn ich bete? Für mich gibt es drei Weisen, wie ich die Verbundenheit vielleicht mit dem fern-nahen Geheimnis, der ewigen Gegenwart wie auch dem Ziel der Geschichte oder dem zärtlich-großen Du bewusst lebe:

1. Wenn ich von einer Empfindung des Schönen angerührt werde – sei es in der Natur oder durch Musik oder darstellende Kunst – oder wenn Menschen mich etwas von ihrem Glauben an das Gute spüren lassen, dann verstumme ich staunend und gebe der aufsteigenden Freude und der damit einhergehenden Einheitserfahrung Raum. In solchen Momenten spüre ich eine unermessliche Dankbarkeit und Geborgenheit bei der Quelle und dem Ziel allen Seins.

2. Wenn ich in mir einen Aufschrei spüre und nicht hinnehmen möchte, was zum Himmel schreit. Ich würde dies nicht nur als eine Verletzung meines Gerechtigkeitsempfindens bezeichnen, sondern auch als einen unmittelbaren Anruf vom Vater Jesu selbst.

3. Schließlich leben in mir die Bilder zweier biblischer Geschichten, die mich sowohl in den Begegnungen mit Menschen wie auch in der Gestaltung und Erledigung meiner Arbeit wie auch in meinem regelmäßigen Still-Sitzen nach der Art des Zen eine Transparenz auf die End-Gültigkeit (oder, wie es auch genannt wurde, die eschatologische Dimension) der Wirklichkeit erahnen lassen.

Da ist zum einen der Prophet Jona, der durch Ninive schreitet und die Bedrohlichkeit der aktuellen Situation zu benennen hat. Die Antwort der gesamten Bevölkerung ist überraschend und erfreulich: Die ganze Stadt kehrt um, wird gerettet, erlöst und befreit. Nicht mit der Gleichgültigkeit des Jona, sondern mit der Zuversicht JHWHs, die durch Jonas Auftrag zum Ausdruck kommt, möchte ich an die Dinge herangehen. Das andere Bild besteht aus dem unmittelbar bevorstehenden Fest des Bräutigams, zu dem ich als dessen Freund eingeladen bin und wo ich die Ehre habe, bei den letzten Vorbereitungen mithelfen zu dürfen. Alles, was ich tue und erlebe, kann ich in dieser Vorfreude tun: Überall, wo jetzt noch Menschen – und Tiere und Leben – unterdrückt, verachtet, ausgebeutet, zerstört werden, wird es ganz anders kommen. Nicht in der sozialen Isolation des Jona, sondern in der Vorfreude des Freundes des Bräutigams gehe ich durch die große Stadt. Daran orientiere ich meine Aufmerksamkeit, denn es kann jeden Moment beginnen, das große Fest!

Christoph Albrecht SJ, Basel, geb. 1966

Wie betest du?

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