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Ihn suchen und finden

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Ich kann nicht gut beten. Aber ich ahne oder weiß, dass ein Beten etwas zu tun haben soll mit meinem Leib, den ich überallhin mitnehme. Ich »weiß«, dass der heilige Gott in allen geschaffenen Dingen gegenwärtig ist, ich weiß auch, dass ich ihn auf Menschen hin »ausatmen« soll, begreife natürlich auch, dass ich ihn vorher »einatmen« muss. Täglich und stündlich teilt er sich mir ja mit: nicht nur in der Bibel (dem Wort Gottes) kann ich ihm begegnen, sondern in allen Menschen und Dingen. In jedem Augenblick ist er da – immer neu, immer anders, immer unauslotbar.

Wie bete ich? Natürlich bete ich die Psalmen, sehr gerne sogar. Natürlich freue ich mich auf die tägliche Eucharistie. Aber mein »Gott-finden« ist nicht darauf beschränkt, was mir die Kirche aus ihrem reichen Gebetsschatz an die Hand gibt. Ich versuche aus der beglückenden Wirklichkeit zu beten und zu leben, dass Gott »der immer Größere« ist. – Ich versuche es; können aber tue ich es noch längst nicht.

Manchmal kommt mir das anmaßend und eingebildet vor. Dann sage ich einfach zehnmal oder zwanzigmal »Heiliger Geist, bete du in mir«. Oder einfach: »Lass mich dich erfahren in allem, was heute ›ist‹«. Oder: »Jesus, sei mir Jesus«.

Manchmal ist mir aber auch das Wenige, das ich da stottere, schon zu viel. Dann erinnere ich mich an den stillen Kapellenraum in unserem Haus (ganz in der Nähe), setze mich dort still in eine Ecke und versuche nur zu hören. Er spricht ohne Worte. Aber ihn zu hören ist schwierig, weil ich, weil wir, meistens zu laut sind. Er spricht ja auch dann, wenn er nichts sagt. Daran glaube ich.

Bisweilen hilft es mir, mich an die großen Heiligen und ihre Liebe Gott gegenüber zu erinnern: an Petrus und Paulus, Franziskus, Ignatius, an Edith Stein oder an Friedrich Spee und seine wunderbaren Lieder. Dann genügt mir oft eine »gestotterte« Strophe.

Es gibt (geformte) Gebete, die ich wirklich hundertmal wiederholen kann, ohne sie sattzuhaben, ohne sie je sattzubekommen (z.B. vom Lied »Ich steh’ an deiner Krippen hier« die 1., 2. oder 4. Strophe). Man muss sie auswendig können: Hier schmecke ich etwas vom tiefsten Geheimnis der Liebe Gottes.

Ich kann nicht gut beten. Aber ich glaube, dass Er mir wirklich nahe ist und hilft, schon ehe ich ihn darum bitte. Wichtig, ja das Wichtigste, scheint mir zu sein, dass ich ihn suche. Ich möchte ihn suchen, um ihn zu finden. Ich glaube, ihn finden zu können, weil ich weiß, dass er schon da ist.

Josef Bill SJ, Köln, geb. 1927

Wie betest du?

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