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Wer wissen will, wie Reis schmeckt, muss Reis essen. So sagt ein indonesisches Sprichwort. Wer wissen will, wie Beten geht, muss beten. Wer wissen will, wie Jesuiten beten, findet hier Zeugnisse unterschiedlichster Art.

Mein Mitbruder Michael Hainz hat mich schon vor Jahren zu diesem Unternehmen ermuntert. So habe ich Jesuiten der Deutschen, der Österreichischen und der Schweizer Provinz eingeladen, auf meine Frage »Wie betest du?« eine Antwort zu versuchen. Ich hatte ihnen dazu gesagt, dass ich kurze Beiträge wolle (was manchen Mitbrüdern schwer genug fällt). Weiter: bitte keine theologischen Abhandlungen, keine gelehrten Theorien, sondern persönliche Zeugnisse. Das Originelle und Ursprüngliche ihres Betens sollte ans Licht gebracht werden.

Und was da alles kam an Selbstverständlichem, Altgewohntem oder Erstaunlichem: Entwicklungen des Betens, Reifungen, Schwerpunkte, Beispiele. Der Leser erfährt von der Not und dem Segen des Gebets, vom Ringen, vom Scheitern, von Gottesferne, von Gottesnähe, von Lieblingsgebeten und Entdeckungen, vom Hören und vom Antworten, von Hilflosigkeit und von Tapferkeit, von dem, was Martin Buber »eine Stimme verschwebenden Schweigens« nennt, und von Herzensruhe.

Die Freude, das Danken, das Bitten, der Lobpreis, die Kräftigung für den Alltag – all das zieht sich durch die Zeugnisse, ebenso das Hoffen und Klagen, das Vorläufige und das Bleibende, die Trostlosigkeit und die Tröstung, das Schwanken und die Treue.

Bei aller Unterschiedlichkeit (wie könnte es bei Jesuiten auch anders sein!), gibt es die gemeinsamen Linien des Ignatianischen, eine Art jesuitischen Stallgeruch: viele Hinweise auf das Exerzitienbuch und prägende Phasen der ordenseigenen Ausbildung, eine Art »Weltfrömmigkeit«, wie man das Suchen und Finden Gottes in allen Dingen bezeichnen könnte. Die Welt in ihrer Großartigkeit und in ihrem Elend wird betend verhandelt. Dazu natürlich die Unterscheidung der Geister, zum Beispiel in der abendlichen Gewissenserforschung. Präsent ist auch die dem Beter anvertraute Aufgabe und die Zielgerichtetheit des Handelns, die Gefährtenschaft mit Jesus und das Suchen der »Größeren Ehre Gottes«, wie ein Wahlspruch des Ordens heißt. Es ist nicht verwunderlich, dass sich dies und vieles mehr im Beten der Mitbrüder niedergeschlagen hat. Und ganz wichtig: die Feier der heiligen Eucharistie. Auch die Verehrung Marias und das Beten des Rosenkranzes werden oft betont.

Es werden immer wieder geistliche Autoren genannt, die im Beten der Einzelnen wichtig sind. Dabei nimmt die Heilige Schrift, besonders die Evangelien und die Psalmen, eine herausragende Rolle ein. Gebete, die kostbar sind, neue und alte, bekannte und weniger bekannte, zeigen, dass die Beter eingetaucht sind in die großen Traditionen der Gebetserfahrungen unserer Vorfahren und unserer Zeitgenossen. Gebetshaltungen, Gebetssorte, Gebetszeiten, Meditationsformen werden vorgestellt. Das Beten in bestimmten Situationen oder in positiven oder negativen Stimmungen, in Müdigkeit, in Arbeitsüberlastung, in Krisen oder Zweifeln wird verhandelt, und wie sich darin oder daraus entsprechende Reaktionen ergeben. Es gibt Texte über das Sprechen, aber auch über das Verstummen und Schweigen, über Lobpreis, über Anbetung, über das Aufgeben aller Absichten und über Hingabe. Hinter allem ist der Atem des Heiligen Geistes zu spüren – »wir wissen nicht, worum wir in rechter Weise beten sollen. Der Geist selber tritt jedoch für uns ein mit Seufzen, das wir nicht in Worte fassen können« (Röm 8,26). Und auch der Atem der betenden Kirche ist in aller Vielfalt als einigendes Band zu spüren. Und auch die herrliche Freiheit der Kinder Gottes ist ausgedrückt in den Zeugnissen der Mitbrüder: Das Gebet macht frei für Gott und es macht frei für den Dienst an den Menschen. Und die Beiträge ermutigen – vielleicht unausgesprochen – zum Reisessen.

Allen Mitbrüdern, die sich an diesem Buch beteiligt haben, sage ich meinen Dank. Auch hier war ich wieder einmal erstaunt, wie die im Allgemeinen ja als kühl geltenden Jesuiten ihr Herz geöffnet haben.

Gundikar Hock SJ und Michael Koop SJ haben mir bei den Geheimnissen der Computertechnik sehr geholfen.

Vitus Seibel SJ

Wie betest du?

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