Читать книгу Wie betest du? - Группа авторов - Страница 18

Wie ich bete? Je nach Situation

Оглавление

Es war früher anders als jetzt mit 85 Jahren. Als Kind lernte ich bei der Mutter beten – sicher war das von entscheidendem Einfluss für mein späteres Leben.

Im Krieg kam ich mit der »Kinderlandverschickung« von Duisburg-Hamborn nach Ellwangen. Um dem Militäreinsatz zu entgehen, kam ich im März 1945 auf eine Nazisonderschule in Süddeutschland. Von dort floh ich im April und geriet auf dem Rückweg nach Ellwangen in französische Gefangenschaft. Obwohl ich kein Soldat war, marschierte ich mit 400 gefangenen Soldaten in Richtung Frankreich. Als ich am 30. April morgens den Rosenkranz betete, gelang mir mittags die Flucht. Abends, als die Gefangenen weitergegangen waren, ging ich mit den Leuten, die mich versteckt gehalten hatten, in die Dorfkirche zur Eröffnung der Maiandacht, mit Empfindungen, die ich nur schwer vermitteln kann.

Nachdem ich im Herbst 1945 nach Hause zurückgekehrt war, erlebte ich, wie der Kaplan am Ende der Kindermesse rief: »Herz Jesu, du sollst ganz allein« – und alle fuhren laut fort – »in meinem Herzen König sein!« Das wurde mir ein liebgewordenes Gebet, Programm und Bitte zugleich für mein ganzes Leben.

Nach dem Noviziat (1947–1949) ging es zum Philosophiestudium nach Pullach. Dort empfahl mir unser Spiritual Pater Steger: »Beten Sie oft, ›Jesus, du hast mich lieb!‹, das bringt Sie weiter als das ganze kommende Theologiestudium.« Ich vergaß es zwar im Lauf der Jahre, bis ich in Köln Pater Schuh predigen hörte: »Mensch, du kannst leben, wie du willst. Gut oder nicht, beten oder nicht, in die Messe gehen oder nicht: Du bist immer von Gott geliebt!« Das erinnerte mich an den kurzen Gebetssatz von Pater Steger. Seitdem ist es mir ein vertrautes Gebet.

Zu Beginn des Betens oder der Betrachtung spreche ich gewöhnlich Jesu Gebet der Lobpreisung, des Vertrauens und der Anbetung: »Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde …« (Mt 11,25). Ich fahre fort, indem ich mir mit Paulus auf dem Areopag die Gegenwart Gottes bewusst mache: »In dir leben wir, bewegen wir uns und sind wir« (Apg 17,28), und schließlich noch mit Johannes: »Du hast in unserer Seele Wohnung genommen« (Joh 14,23).

Wenn ich mir Zeit nehmen kann, spreche ich öfter die einzelnen Bitten des Vaterunser, des Gebets ›Seele Christi, heilige mich‹ nach Art des Rosenkranzgebets, jede Bitte zehn Mal langsam wiederholend.

Auch sonst wechsle ich gerne ab: Je nach Anliegen zu Gott, dem Vater als sein Kind, zum menschgewordenen Gottessohn als sein ›Gefährte‹ in der ›Gesellschaft Jesu‹, zum Heiligen Geist als Quell der Gottes- und Nächstenliebe. Dabei wiederhole ich gerne beliebig oft die Kyrie-Rufe.

Ich lasse mich also anregen vom »Geist, der weht, wo er will« (Joh 3,8).

Erwin Bücken SJ, Berlin, geb. 1928

Wie betest du?

Подняться наверх