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6. Forschung und Gestalttherapie Ken Evans

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Bis vor Kurzem wurde der Forschung in der gestalttherapeutischen Gemeinschaft nur wenig Aufmerksamkeit zuteil. Daher scheint die Schlussfolgerung berechtigt, dass das Motto »Verliere den Verstand und komm zu deinen Sinnen« in diesem Kontext allzu wörtlich genommen wurde. Zu den beachtenswerten Ausnahmen gehört die Arbeit von Professor Leslie Greenberg, der seit vielen Jahren eine bedeutende Rolle sowohl in der Veröffentlichung als auch in der Anwendung der psychotherapeutischen Forschung spielt. Greenbergs Arbeit verkörpert die Werte und Praxis der Gestalttherapie. Sein Buch Emotionale Veränderung fördern (Greenberg / Rice / Elliott 2003) war für mich die Hauptmotivation hinter meiner Entscheidung, 1994/1995 an einer britischen Universität einen forschungsorientierten Masterstudiengang in Gestalttherapie zu belegen und 2000 in diesem Bereich zu promovieren.

Weitere aktuelle Forscher von Bedeutung sind Uwe Strümpfel (Therapie der Gefühle. Forschungsbefunde zur Gestalttherapie, 2006; s. a. Strümpfel 2005, 2008), Paul Barber (Becoming a Practitioner Researcher: A Gestalt Approach to Holistic Inquiry, 2006) und Philip Brownell (Handbook for Gestalt Theory Research and Practice, 2008) (vgl. a. Amendt-Lyon 2007; Teschke 1999; Gegenfurtner 2005).

Da ich selbst gerade zwei Jahre lang an einem Buch über Forschung für PsychotherapeutInnen mitgeschrieben habe (Finlay / Evans, Relational Centred Research for Psychotherapists: Exploring Meanings and Purpose, 2009), fiel es mir schwer, mich auf einen Schwerpunkt für ein einzelnes Kapitel festzulegen. Schlussendlich ist das simple, aber ehrgeizige Ziel dieses Kapitels, GestalttherapeutInnen in Ausbildung und erfahrene GestalttherapeutInnen zu motivieren, sich der Forschung zu widmen. Inwiefern dieses Ziel erreicht wird, mag jede LeserIn selbst beurteilen.

Sowohl Psychotherapie als Forschung beinhalten eine Entwicklung des Verhältnisses vom Selbst zu Anderen und des Wachstums. Eine Schlüsselhypothese, die Linda Finlay und ich in unserem oben erwähnten Buch aufstellen, ist, dass viele der bekannten Fähigkeiten, Werte und Interessen von GestalttherapeutInnen in Wirklichkeit direkt auf den Forschungsbereich übertragbar sind. Gesprächsführung, reflexiv-intuitive Interpretation, inferenzielles Denken und die Fähigkeit zu Wärme, Offenheit und Empathie sind Qualitäten, die man sowohl in der Praxis als auch in der Forschung braucht. Tatsächlich sind wir der Meinung, dass eine kompetente, beziehungsorientiert arbeitende GestalttherapeutIn mit einer entsprechenden Einführung in qualitative Forschungsmethoden zugleich eine kompetente ForscherIn sein kann. Die Forschung wird durch die beruflichen und emotionalen Kompetenzen, die von einer beziehungszentrierten GestalttherapeutIn erwartet werden, erheblich bereichert. Umgekehrt kann die Forschung einer praktizierenden TherapeutIn indirekte therapeutische Erfahrungen bieten (Polkinghorne 1999), die unser Verständnis für die Welten unserer KlientInnen erweitern und unsere Ansichten zur Therapie infrage stellen (Cooper 2004). Gute Forschung, schreibt du Plock (2004), »sollte aus den Seiten herausspringen, um einige Aspekte unseres Daseins als TherapeutIn neu zu beleben. [Übers. a. J.]«

Gestalttherapie in der klinischen Praxis

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