Читать книгу Gestalttherapie in der klinischen Praxis - Группа авторов - Страница 78

5. Gestalttherapie und beziehungszentrierte Forschung

Оглавление

Wir haben eine ethische Verpflichtung, die Effektivität der Gestalttherapie aufzuzeigen, und ich bin der Meinung, dass dies am besten über eine Verbreiterung des Prozesses funktioniert, mit dem unsere Praxis evaluiert wird. Die epistemologischen Grundlagen der Gestalttherapie umfassen die Phänomenologie, die Feld-Theorie, den Holismus und den Dialog. Die gestalttherapeutischen Theorien und Werte orientieren sich innerhalb eines post-modernen Paradigmas, sodass die Gestalttherapie einfach nicht gut in das positivistische Paradigma passt, das einen Großteil der quantitativen Forschung untermauert (Evans 2007). Allzu oft gelingt es der quantitativen Forschung nicht, Kernthemen zu erfassen oder Aufschluss über Prozesse gelebter Erfahrung zu geben. Effektivitätsstudien müssen den reichhaltigen Fundus an Perspektiven von KlientInnen und TherapeutInnen anzapfen, indem sie Ansätze aus der qualitativen Forschung heranziehen.

Für uns als praktizierende GestalttherapeutInnen ist es wichtig zu erkennen, dass Aspekte unserer alltäglichen klinischen Arbeit als respektable »Forschungsaktivitäten« angesehen werden können, die für unseren Beruf und unsere KlientInnen etwas bewirken. Es gibt natürlich große Unterschiede zwischen Psychotherapie und Forschung. In der Forschung zielen wir darauf ab, Individuen und ihre soziale Welt zu verstehen, mit der Absicht, daraus Wissen zu erarbeiten. Unser Kontakt mit denen, die wir untersuchen, ist möglicherweise nur von kurzer Dauer und umfasst vielleicht nicht mehr als ein paar Stunden im Gespräch. In der Psychotherapie wollen wir einander über einen längeren Zeitraum verstehen und befähigen. Die Verbindung zwischen Gestalttherapie und Forschung wird durch die Elemente der gegenseitigen Entdeckung und das Gefühl hergestellt, sich in einem »Prozess« zu befinden, einem Prozess, der nach großem Engagement und Forschergeist verlangt.

Die meisten Bücher zur qualitativen Forschung beschreiben und evaluieren unterschiedliche Methoden. Zwar werden die »Unordnung« und Vielschichtigkeit der Bandbreite qualitativer Forschungsansätze angepriesen, doch sollte Forschung nicht ein für alle offenes Feld sein, in dem »alles möglich ist«. Während die große Anzahl an Forschungsmethoden, die uns zur Verfügung steht, von der Vielfalt und der Dynamik des Feldes zeugt, stellt sie auch eine Herausforderung für die Forschung dar. Wenn es darum geht, aus der Fülle der verfügbaren qualitativen Methoden eine auszuwählen, ist es wichtig, sehr genau über die Frage »Welche Methode(n) soll ich wählen, um das spezielle Forschungsprojekt zu unterstützen, um das es mir geht?« nachzudenken. Neulinge auf dem Gebiet der Forschung wissen möglicherweise nicht, wie sie anfangen sollen. Die Versuchung besteht darin, zu simplifizieren und »Methoden« wie Interviews oder eine qualitative thematische Analyse anzuwenden, statt mit einer »Methodologie« zu arbeiten, die Methoden, aber auch bestimmte philosophische und theoretische Perspektiven umfasst. Barber und Brownell bieten in ihrem Kapitel über qualitative Forschung einen prägnanten und hilfreichen Leitfaden zu qualitativen Methodologien und den dahinter stehenden Philosophien (Brownell 2008). Forschung ist eine Entdeckungsreise und die Methodologie hilft uns zu verstehen, welche Art von Reise wir machen, und stellt uns Landkarten und Reiseführer zur Verfügung. Wenn wir einfach nur Methoden ohne einen methodologischen Kontext anwenden, ist es ein bisschen so, als würden wir packen, bevor wir wissen, wo es hingehen soll! Aus Platzgründen kann ich dieses wichtige Thema nicht umfassender behandeln. Außer bei Barber und Brownell können Sie sich auch in Finlay und Evans (2009) informieren, wo die LeserIn durch das Labyrinth zu einer durchdachten Entscheidung für eine Methodologie geleitet wird.

Gestalttherapie in der klinischen Praxis

Подняться наверх