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Bevölkerung und Landnutzung
ОглавлениеNorbert Ortmayr
Dreifaches Wachstum
Die Welt um 1800 unterschied sich in Vielem von der Welt um 1200: Die Bevölkerung war zahlreicher, die Städte waren größer und die Staaten kontrollierten mehr Land. Um 1200 lebten vermutlich um die 400 Millionen Menschen auf der Welt, 600 Jahre später waren es fast eine Milliarde. Um 1200 gab es drei Großstädte mit über 200.000 Einwohnern, um 1800 waren es schon 17. Auch die Staaten und Imperien waren größer und stabiler geworden; und sie hatten unzählige staatenlose politische Organisationsformen, wie Gruppen, Stämme und Häuptlingsreiche, an die Ränder der besiedelten Welt abgedrängt.
Es war ein dreifaches Wachstum, das die 600 Jahre unseres Untersuchungszeitraumes wie ein roter Faden durchzieht. Möglich wurde dieses Wachstum von Bevölkerung, Städten und Staaten, weil die Agrarökonomien der Welt insgesamt leistungsfähiger geworden waren. Nur dadurch gelang es, die wachsende Bevölkerung zu ernähren, die neuen und größeren Städte zu versorgen sowie die Beamten und Soldaten der gewachsenen Staatsapparate zu unterhalten. Letztendlich ruhte auch der beschleunigte technologische Wandel im Untersuchungszeitraum auf dieser vergrößerten landwirtschaftlichen Basis.
Rund um die Welt wurde neues Ackerland gewonnen oder vorhandenes Ackerland intensiver genutzt. Neue Ländereien wurden dem Meer abgerungen, Sümpfe trockengelegt, Wälder gerodet und Grasländer in Viehweiden und Getreidefelder verwandelt. Der „kolumbische Austausch“ nach 1492 brachte die Haustiere der Alten Welt in die beiden Amerikas und ließ in den Prärien und Pampas der Neuen Welt riesige Viehherden mit Millionen von Rindern, Pferden und Schafen entstehen. Im Gegenzug gelangten die kalorienreichen indianischen Kulturpflanzen der Neuen Welt – wie Mais, Kartoffel, Süßkartoffel und Maniok – auf die Äcker der Bauern in Afrika, Asien und Europa und steigerten dort die Leistungskraft der einheimischen Landwirtschaft erheblich (s.S. 101f.).