Читать книгу Prächirurgische Diagnostik und chirurgische Epilepsietherapie - Группа авторов - Страница 30
Diagnostik:
ОглавлениеEin erstes nicht-invasives Video-EEG-Monitoring mit 41 nach dem 10-10-System geklebten Hautelektroden ergab ein unauffälliges EEG ohne epilepsietypische Potenziale, ohne EEG-Änderung bei zehn habituellen Angstzuständen. Es folgte vier Monate später ein erneutes Monitoring in der Hoffnung, doch noch einen intensiveren, eventuell mit Aphasie einhergehenden Zustand aufzuzeichnen, wiederum mit normalem interiktualem EEG. Unter den mehr als elf Angstzuständen ergab sich lediglich einmal im EEG der schließlich doch nicht tragfähige Eindruck eines Anfallsmusters links temporal; beim Betrachten des Videos entlarvte sich das Theta-Muster als Artefakt durch Wippbewegungen des rechten Beins, mit Kontakt des Körpers zum Kabelbaum. Das Artefakt zeigte in typischer Weise ein unlogisches Feld links- und rechtshemisphärisch (Schulz 2011). Das MRT ergab eine Hippokampussklerose links ( Abb. 2.1).
Abb. 2.1: (A, B) MRT, koronare und axiale Schnittführung, FLAIR-Sequenz: Hippokampussklerose links, durch Pfeile markiert (nebenbefundlich und epileptologisch irrelevant: Arachnoidalzyste rechts temporal anterior). (C) Patient macht schnelle wippende Bewegungen mit dem rechten Bein; der Kabelbaum liegt über den Beinen (mit Pfeilen markiert). (D) EEG-Ableitung, temporale Längsreihen, rechts über links: Artefakt: rhythmisches Thetamusters links temporal (schwarzer Pfeil), aber auch rechts frontozentral (grauer Pfeil: Kanal C4-P4). Kein EEG-Anfallsmuster.
Wir entschlossen uns daraufhin zu einer invasiven Diagnostik mit bitemporalen Tiefenelektroden. Die Gründe für eine epileptische Genese der Zustände waren:
a. Der Beginn der Ereignisse lag im Kindesalter. Psychogene Zustände beginnen in der Regel später.
b. Im Unterschied zu psychogenen Zuständen waren die als Auren bewerteten Zustände sehr stereotyp, kurz; die Schilderung war sehr detailreich und klar (Reuber et al. 2009).
c. Im MRT lag eine typische epileptogene Läsion vor (Hippokampussklerose links).
d. Für die MRT-Läsion gab es die typische Anamnese eines komplizierten Fieberkrampfes im frühen Kindesalter (Schulz und Ebner 2001).
Die Ergebnisse des invasiven Video-EEG-Monitorings belegten die epileptische Genese der Angstzustände. Der Patient wurde im Sinne einer anteromedialen Temporallappenteilresektion behandelt und ist seither ohne Auren und ohne aphasische Anfälle. Er ist postoperativ sehr erleichtert, weil die Angstgefühle ihn stark beeinträchtigt hatten. Die antiepileptische Medikation wird schrittweise reduziert ( Abb. 2.2).
Abb. 2.2: (A) Angst-Aura mit EEG-Anfallsmuster an den medialen Kontakten der Tiefenelektroden (obere Kontakte CAL = Corpus amygdaloideum links, schwarzer Pfeil; AHL = anteriorer Hippokampus links, grauer Pfeil). (B) Elektrodenlage (das EEG der posterior gelegenen Elektrode – hellgrau – nicht in A gezeigt). (C, D) Postoperatives MRT mit Arachnoidalzyste rechts und Zustand nach Resektion des Corpus amygdaloideum und des Hippokampus links (Pfeile).