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3.3 Subdurale Elektroden oder Tiefenelektroden?

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Vorteile von Tiefenelektroden:

• Epileptische Aktivität kann in tieferliegenden Arealen fokusnah erfasst werden: Dies war in unserem Falle mit einer im Sulcustal gelegenen Läsion von Vorteil.

• Die Implantation von Tiefenelektroden erfolgt über Bohrlöcher und nicht über eine Kraniotomie, anschließend könne sie leicht wieder in einer Kurznarkose entfernt werden: Dies war im Hinblick auf die Alternativhypothese – dass die Läsion nicht der Ort des Anfallsursprungs, sondern nur ein unbedeutender Zufallsbefund ist – günstig. In diesem Falle hätte man die Elektroden am Ende des Monitorings ohne nachfolgende Operation gezogen. Der Aufwand hätte sich auch bei negativem Ergebnis für den Patienten in einem vertretbaren Ausmaß gehalten (keine Kraniotomie und somit keine große Narbe). Die Ableitung mit Tiefenelektroden ist im Vergleich zu subduralen Elektroden darüber hinaus postoperativ weniger schmerzhaft.

• Eine Operation muss nicht unmittelbar folgen. Dies ist dann von Vorteil, wenn zum Beispiel das Nutzen/Risiko-Verhältnis nicht so günstig ausfällt (z. B. die Chance auf postoperative Anfallsfreiheit als nur mäßig gut eingeschätzt wird). Dann hat der Patient die Möglichkeit einer längeren Bedenkzeit.

Nachteile von Tiefenelektroden:

• Kein umfassendes Mapping eloquenter Regionen möglich: Dies war bei unserem Patienten nicht notwendig, da das Broca-Areal und der Motorkortex weit davon entfernt lagen.

• »Schlüssellocheffekt«: Man leitet nur die unmittelbar an den Kontakten liegenden Areale ab, sodass geringfügige Fehllagen falsch-negative Ergebnisse liefern können.

• Zeitaufwändige Planung.

• Spezifische Risiken durch die langen Trajektorien durch das Gehirn (v. a. Verletzung von Blutgefäßen).

Vorteile von subduralen Elektroden:

• Umfassendes Mapping eloquenter Regionen (Sprache, Motorik) möglich ( Fallbeispiel 3.2).

Nachteile von subduralen Elektroden:

• Erfordert eine Kraniotomie für die In- und Explantation (im Vergleich zu Tiefenelektroden schmerzhafter).

• Bei tiefer liegendem Anfallsgenerator kann sich eine zu große Zone des Anfallsursprungs an die Hirnoberfläche projizieren.

Überlegungen zu den Fallbeispielen:

• Beim Patienten im Fallbeispiel 3.1 war der Beleg der Epileptogenität der flauen MRT-Läsion entscheidend. Hier war die Ableitung über Tiefenelektroden die Methode der Wahl.

• Bei oben genannter Patientin im Fallbeispiel 3.2 handelte es sich um eine unifokale Epilepsie mit klarer Läsion in Form einer fokalen kortikalen Dysplasie, die allerdings in räumlicher Nähe zum Wernicke-Zentrum lag. Deshalb wurde zunächst die Sprachlateralisation untersucht. Das Sprach-fMRT erbrachte nach gründlicher Vorbereitung der Patientin ein Ergebnis, welches auf eine linksseitige Sprachlateralisation deutete. Bei nur geringer Aktivierung wurde dieses Ergebnis jedoch als nicht sicher beurteilt. Deshalb wurde ein Wada-Test ergänzt. Letzterer bot sich bei der kognitiv eingeschränkten Patientin an, da die Anforderungen geringer und die Ergebnisse eindeutiger zu interpretieren sind. Da sich bei der genannten Patientin im Wada-Test eine linksseitige Sprachlateralisation bestätigte, entschied man sich für die Implantation einer Gitterelektrode. Eine Gitterelektrode kann im Gegensatz zum Wada-Test Sprachfunktionen lokalisieren/kartieren (Davies et al. 1994).

• Wäre die Sprachlateralisation rechts-hemisphärisch gewesen, was bei Patienten mit früh erworbenen Läsionen und früh beginnender Epilepsie häufiger ist als bei gesunden Menschen (Rasmussen und Milner 1977; Helmstaedter et al. 1997), wäre eine invasive Diagnostik verzichtbar gewesen.

Prächirurgische Diagnostik und chirurgische Epilepsietherapie

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