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4.3 Grenzen des Lebens
ОглавлениеDie Fähigkeit eines Planeten, Leben entwickeln und tragen zu können, nennt man Habitabilität. Vom physikalischen Standpunkt aus sind damit vor allem Einschränkungen der Temperatur, des Umgebungsdrucks und der Anwesenheit von Wasser gemeint. Hinzu kommen noch Grenzen der Belastung durch elektromagnetische Strahlung sowie durch radioaktive Teilchen. Aber natürlich gibt es auch Eigenschaften wie pH-Wert der flüssigen Lösungen, Salzgehalt oder gar Anteil an aggressiven Gasen, Metallen oder Salzen. Grenzen der Bewohnbarkeit werden auch durch die Zusammensetzung der Atmosphäre, ihre Konzentration an Gasen und Aerosolen bestimmt.
Je mehr Funktionen ein Lebewesen erfüllt, desto spezieller müssen die äußeren Rahmenbedingungen sein. Jede neue Funktion erfordert ein neues biochemisches Prozessnetzwerk, das nicht nur seine eigentliche Aufgabe erfüllen soll, sondern sich zugleich auch noch in die bereits vorhandenen Regulations- und Steuerungsmechanismen einfügen muss. All diese biochemischen Vernetzungen und Verknüpfungen laufen gleichzeitig ab und müssen einwandfrei, d.h. ohne große Fehlertoleranz funktionieren. Um es ganz drastisch anthropozentrisch zu formulieren: Wer nicht genügend geeignete Nahrung und Flüssigkeit bekommt, kann nicht mehr denken.
Die Schranken für die Entstehung und Entwicklung höherer Lebewesen sind also hoch. Natürlich kann es auf einem Planeten einfache Formen von Leben geben, biochemische Kreisläufe, die sich bei Materie- und Energieaustausch mit der Umwelt über sehr lange Zeit bewähren. Sie können allerdings auch nur sehr einfache Funktionen erfüllen.
Höheres Leben, das höhere Funktionen erfüllt, benötigt hingegen mehr Energie, mehr Stoffaustausch, höhere Organisationsstrukturen und damit vor allem intensiveren Informationsaustausch, intern wie extern. Höhere Lebewesen bestehen aus einfachen Unterabteilungen, die miteinander in ständiger Verbindung stehen und die zugleich äußere Signale wie elektromagnetische Strahlung oder Schallwellen wahrnehmen, aufnehmen, chemisch verarbeiten können.
Lebewesen, die über einen kognitiven Apparat verfügen, Instinkte entwickeln, lernfähig sind und vielleicht auch über ein Bewusstsein verfügen, stellen noch schärfere Bedingungen an ihre Umwelt. Ihre Existenz setzt voraus, dass die einfachen Lebensvorgänge so gut wie perfekt ablaufen, damit sich das Lebewesen weder über seine Atmung noch über wichtige innere Funktionen, wie Stoffwechsel oder Organfunktionen, „Gedanken machen“ muss. Das setzt voraus, dass es selbst intern biochemisch gesichert ist, aber auch, dass die äußeren Bedingungen ihm zu leben ermöglichen.
Das also ist mit planetarer Bewohnbarkeit gemeint: die Summe aller Bedingungen und Leistungen, die ein Planet ständig erbringen muss, damit Lebendigsein möglich ist.