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1.4 Urbanisierung – Effekte

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Vielfache epidemiologische Studien zeigen, dass das Leben in urbaner Umwelt mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von allergischen Erkrankungen, von Asthma und Neurodermitis einhergeht. Diese Studien zeigen in der Regel eine höhere Prävalenz von Asthma in der Stadtbevölkerung im Vergleich zur Landbevölkerung. Bislang ist nicht umfänglich verstanden, welche spezifischen Merkmale des Urbanisierungsprozesses dafür verantwortlich sein könnten (Rodriguez et al. 2019). Im Umkehrschluss zeigen weitere Studien, dass ein traditionelles Leben, erdverbunden, mit biodiverser Umwelt und häufigem Tierkontakt protektiv in Bezug auf Asthma und Allergien ist. Die zugrundliegenden Mechanismen sind vielschichtig, entlang einem roten Faden einer hohen mikrobiellen Diversität der Makro- und Mikro-Umwelt (Darm/Hautmikrobiom), die präventiv zu wirken scheint (Stein et al. 2016). Um besser zu verstehen, wie sich die Verstädterung auf Allergien und Asthma auswirkt, ist ein Forschungsansatz erforderlich, der die verschiedenen Dimensionen der Verstädterung anhand von kontextbezogenen Haushalts- und individuellen Indikatoren untersucht. Dieser Ansatz wurde bereits in einer umfassenden Panel-Studie gezeigt, die Exposition und Reaktion in einem komplexen Zusammenhang setzt und Vorhersagemodelle für Symptomentwicklung am Anfang einer Pollen-Saison erarbeitete (Gokkaya et al. 2020). Daraus folgende Maßnahmen sind im Rahmen der Klimaresilienz insbesondere deswegen unbedingt notwendig, weil zum einen im Jahr 2050 mehr als 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben und zum anderen in Städten durch den städtischen Wärmeinseleffekt verstärkte gesundheitsschädigende Effekte zu erwarten sind. Der städtische Wärmeinseleffekt ist gekennzeichnet durch erhöhte Umgebungstemperaturen, erhöhte Konzentrationen von Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid, sowie erhöhte Konzentrationen von Feinstaub und Ozon, was zu einer erhöhten Allergenproduktion führt (Beck et al. 2013). So können diese Faktoren sowohl die Pflanzenphysiologie verändern als auch die Allergenproduktion erhöhen und einen direkten Allergie-fördernden Effekt auf den Menschen haben (Alessandrini et al. 2016).

Gewitter-Asthma

Das Gewitter-Asthma ist ein relativ neu beschriebener, multifaktorieller Symptom-komplex, der bei Gewitter und gleichzeitiger hoher Pollenbelastung in der Luft auftritt. In Melbourne, Australien, wurden während eines solchen Asthma-Gewitters im November 2017 innerhalb von fünf Stunden 1900 Notrufe aufgezeichnet und ca. 8.500 Patient:innen suchten die Notaufnahmen der örtlichen Krankenhäuser auf. Die Kliniken waren daraufhin völlig überlastet, es kam zu insgesamt neun Asthma-bedingten Todesfällen (Silver et al. 2018). Gewitterasthma wird auch immer häufiger in Europa beobachtet (Damialis et al. 2020; AlQuran et al. 2021; D’Amato et al. 2019). Die Pathomechanismen sind nur anfänglich in der Tiefe verstanden. Es wird spekuliert, dass es durch Luftverwirbelungen und elektromagnetische Kräfte zum Bersten von Pollen kommt, wodurch kleinere Partikel entstehen, die dann auch in tiefere Lungenabschnitte vordringen können und schwere asthmatische Reaktionen hervorrufen können. Im Zuge des Klimawandels ist in Zukunft von einer Verschärfung dieser Gesundheitsgefahr auszugehen, da sowohl Gewitter als auch Allergien zunehmen werden.

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