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2.2 Handlungsmöglichkeiten für die Chirurgie

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Das britische „Center for Sustainable Healthcare“ hat für die umweltverträgliche Umgestaltung des Gesundheitssystems vier Grundprinzipien definiert, mit denen zum einen die Notwendigkeit der Inanspruchnahme des Gesundheitssystems an sich minimiert und zum anderen die umweltschädigenden Einflüsse des Gesundheitssystems reduziert werden sollen. Die Sicherheit und Qualität der medizinischen Versorgung ist dabei zumindest zu erhalten oder gar zu verbessern (Mortimer et al. 2018). Diese vier Grundprinzipien sind auch auf die Chirurgie anwendbar (Rizan et al. 2020).

1.Prävention: Der Bedarf an chirurgischen Maßnahmen kann durch eine verbesserte Gesundheit der Gesamtbevölkerung gesenkt werden. Die Wichtigkeit einer gesunden Lebensweise mit ausgewogener Ernährung, Bewegung sowie Alkohol- und Rauchverzicht sollte hier durch öffentliche Kampagnen verbreitet und von der Ärzteschaft in politischen und gesellschaftlichen Debatten erklärt werden (Rizan et al. 2020). Weiter gilt es, zur Inanspruchnahme von Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung oder gar Vermeidung von Krankheiten zu motivieren.

2.Patientenschulung und -eigenverantwortung: Menschen mit Erkrankungen sollten geschult werden, um ihre erkrankungsspezifischen Risiken zu minimieren, auch um eine Operation zu vermeiden oder bei erforderlicher Operation das perioperative Risiko zu reduzieren. Beispiele hierfür sind der Alkoholverzicht bei Lebererkrankungen, die Compliance bei Dauermedikation, Diät und Lebensstil bei Darmerkrankungen oder der eigenverantwortliche Umgang mit einer Bedarfsmedikation bei Schmerzsyndromen (Rizan et al. 2020). Patienteneigenverantwortung besteht auch bei der Inanspruchnahme des Gesundheitswesens: wann und vor allem wie sollte innerhalb des bestehenden Versorgungsnetzwerkes ärztliche Hilfe aufgesucht werden? Unser bestehendes Hausarzt-und überweisendes Facharztsystem kann viele überflüssige Krankenhausaufenthalte und Wegstrecken verhindern, die Entwicklung der digitalen Medizin wird hier weitere Möglichkeiten eröffnen.

3.Schlanke Behandlungspfade: Rationalisierte Behandlungspfade unter Vermeidung unnötiger Wiedervorstellungen können im perioperativen Management vielfältige Ressourcen einsparen wie Anfahrtswege und Arbeitsausfälle. Bei Operationen kann ein bedarfsgerechtes Material-Management unnötigen Abfall und ungebrauchtes Sterilgut verhindern, was vom Chirurgen allerdings nicht nur das Umdenken von „für alle Fälle gerüstet“ zu „bei Bedarf anfordern“, sondern auch die entsprechende Geduld und Gelassenheit hierfür erfordert (Rizan et al. 2020).

4.Umweltverträgliche Behandlungsmethoden: Bei gleichem Behandlungserfolg sollte die Behandlungsoption mit der geringsten Umweltbelastung favorisiert werden. Diese Abwägung ist oft komplex, liegt aber für Einzelbeispiele vor. So wurde 2011 gezeigt, dass der CO2-Fußabdruck der chirurgischen Therapie der gastroösophageale Refluxerkrankung geringer ist als der einer mehrjährigen medikamentösen Therapie (Gatenby 2011). Im Vergleich von operativer zu konservativer Therapie muss berücksichtigt werden, dass eine Operation zunächst zwar sehr Ressourcen verbrauchend ist, sich aber im Vergleich zu einer konservativen Langzeittherapie eines chronischen Krankheitszustandes als ressourcenschonender erweisen kann (Rizan et al. 2020). Selbstverständlich sind bei allen Operationen dieselben Müllvermeidungsstrategien anzuwenden wie in anderen Bereichen: „reduce, reuse and recycle“ (Kagoma et al. 2012).

Neben diesen Strategien zur Reduzierung der negativen Umweltauswirkungen („Mitigation“) sind vor allem in Regionen mit eingeschränkter Gesundheitsinfrastruktur zudem Anpassungsstrategien („Adaptation“) erforderlich, gerade hinsichtlich einer zuverlässigen chirurgischen Notfallversorgung bei Naturkatastrophen und Wetterextremen.

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