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1 Allergologie
ОглавлениеClaudia Traidl-Hoffmann
Allergische Erkrankungen gehören zu den häufigsten Nichtübertragbaren Erkrankungen (NCDs, noncommunicable diseases). Sie sind durch Umweltfaktoren verursacht und getriggert (Traidl-Hoffmann 2017). In den vergangenen Jahrzehnten kam es zu einer Epidemie-ähnlichen Ausbreitung allergischer Erkrankungen, deren Prävalenz, Erscheinungsformen und Schweregrad durch Klimawandel und Luftverschmutzung verschlechtert werden (Heuson u. Traidl-Hoffmann 2018; Alkotob et al. 2020). Mittlerweile leiden in Europa mehr als 128 Millionen Menschen an Allergien – bei steigenden Zahlen. In der jüngeren Bevölkerung sind Allergien mit über 30% Erkrankten weit verbreitet und führen über alle Altersklassen hinweg zu deutlichen Einbußen in der Lebensqualität, aber auch zu sozioökonomischen Schäden durch verminderte Leistungsfähigkeit in Schule, Studium und Beruf. Für die Gesellschaft entsteht ein sozioökonomischer Schaden, der sich auf geschätzt 151 Milliarden Euro pro Jahr beläuft (in Europa) (Traidl-Hoffmann et al. 2014).
Dieser jährlich neu durch Allergien verursachte sozioökonomische Schaden und Verlust an Lebensqualität wird sich im Zuge des Klimawandels noch vergrößern. Grund dafür sind direkte Effekte des Klimawandels bzw. der Umweltverschmutzung auf den Menschen und indirekte Effekte, die über die Veränderung von Ökosystemen wirksam werden (Ludwig et al. 2021). Eine Herausforderung besteht darin, die einzelnen äußeren Umweltexpositionen (externes Exposom) und ihre Wirkung auf zellulärer Ebene (internes Exposom) zu erkennen und zu verstehen. Hinzu kommt, dass spezifische externe Exposome, z.B. Luftverschmutzung und Aeroallergene, miteinander interagieren. Unspezifische externe Exposome, z.B. der Klimawandel, beeinflussen darüber hinaus das interne Exposom. Diese komplexen Vorgänge erzeugen dann unterschiedliche phänotypische Ausprägungen organspezifischer, atopischer Erkrankungen. Das Verständnis, wie diese Umweltfaktoren die Entwicklung von Allergien und den Status bestehender Erkrankungen beeinflussen, ist entscheidend, um gegensteuerndes Präventions- und Therapiemanagement festzulegen.