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4.6 Fazit

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Leben ist ein sehr sensibles materielles Phänomen, dessen Existenz sehr empfindlich auf die physikalischen Parameter der planetaren Umgebung reagiert und davon abhängt. Je höhere und damit komplexere Lebensformen sich entwickelt haben, umso enger wird der mögliche Korridor der Schwankungsbreite von Temperatur, Dichte, Säuregrad oder Salzkonzentration. Für Lebewesen, die ihre Körpertemperatur selbst regeln, sind vor allem die beiden Parameter Luftfeuchtigkeit und Außentemperatur von Bedeutung.

Die globale Erwärmung auf der Erde, angetrieben vom anthropogenen Klimawandel, steigert durch gekoppelte Prozesse beide Anteile. Es erhöhen sich sowohl die Außentemperatur als auch die Verdunstungsrate von Wasseroberflächen und damit die Luftfeuchtigkeit in weiten Teilen des Planeten Erde. Neueste Klimaszenarien für dieses Jahrhundert prognostizieren eine weitgehende, massive Verschlechterung der Lebensbedingungen für Mensch und Tier in Bereichen rund 1.000 Kilometer nördlich und südlich des Äquators – unter Business-as-usual-Bedingungen. Damit werden die Lebensbedingungen von Milliarden Menschen äußerst prekär. Die Anzahl der Tage über dem tödlichen Limit wird in diesen Regionen so groß, dass dort kein Mensch mehr ein menschenwürdiges Leben führen kann.

Die Kühlgrenztemperatur ist nur ein Beispiel für den „Kipppunktcharakter“ vieler Parameter natürlicher Systeme, die hier nur stichpunktartig erwähnt werden können. Ein Beispiel: Überschreiten die Ozeane einen kritischen Säuregrad, ändern sich wichtige Stoff- und Lebenskreisläufe in den Meeren. Das verändert die Nahrungskette und die globale Rate der Photosynthese. Im schlimmsten Fall geht dem Leben der Sauerstoff aus.

Schmelzen die Eismassen an Land, steigen der Meeresspiegel und die Küsten werden in weiten Teilen der Welt, vor allem in Asien, unbewohnbar. Taut der Permafrost in Sibirien und Kanada großflächig auf, heizt sich die Atmosphäre mit dem hochpotenten Treibhausgas Methan weiter auf. Durch alle Kipppunkte werden die Versorgung mit Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser immer problematischer.

Von zentraler Bedeutung ist das Verständnis für den Katastrophencharakter der Kipppunkte: Sie sind „points of no return“, sind sie einmal erreicht, gibt es kein Zurück mehr! So wird das Auftauen des Permafrostes oft als „Explosion einer Methanbombe in Superzeitlupe“ beschrieben. Die ökologischen Krisen und Probleme des Anthropozäns werden „sozialer Meteoriteneinschlag“ genannt.

Viele dieser Kippmomente deuten sich ganz leise und langsam an, bis es plötzlich zu spät ist, auf sie einzuwirken. Die Geschwindigkeit der Katastrophe ist dann „Alles in einem Augenblick“, während die Geschwindigkeit HIN zur Katastrophe so langsam wie eine Schnecke schien. Die Einmaligkeit des Katastrophengeschehens verbietet auch jede Art von statistischer Prognose. Der Zusammenbruch ökologischer Systeme vollzieht sich einmalig und unvergleichbar.

Vielleicht steht jede globalisierte Zivilisation irgendwann unweigerlich an diesem Punkt. Wenn sie fast alles Wasser, aller Böden Erde und auch die Atemluft mit ihren Abfällen verschmutzt hat und die sie umgebende Natur mit globaler Erwärmung reagiert, dann steht das denkende, reflektierende Wesen, das für all dies verantwortlich ist, vor dem ökologischen „Flaschenhals“. Entweder wir respektieren Natur als das, was sie ist, die Bedingung der Möglichkeit überhaupt leben zu können, oder wir verschwinden für immer.

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