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Bestandsaufnahme nach einer „Jahrtausendwende“

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Mittelassyrisches Reich

Im quellenarmen Zeitraum zwischen den assyrischen Königen Assur-bel-kala (1073– 1056 v. Chr.) und Assur-dan II. (934–912 v. Chr.) verliert sich die Spur eines noch unter Tiglatpileser I. (1114–1076 v. Chr.) greifbaren Reiches mit mindestens 27 Verwaltungsbezirken. Das sogenannte Mittelassyrische Reich umfasste ganz Obermesopotamien, seine wichtigsten Besitztümer lagen an den Flüssen Balih und Habur sowie am Oberlauf des Tigris. Der Aktionsradius der assyrischen Armee war indes viel größer gewesen – bezeugt sind unter anderem Feldzüge Tiglatpilesers I. nach Babylonien und zum Mittelmeer. Assur-dan II. kontrollierte anderthalb dunkle Jahrhunderte später nur noch einige kleine Gebietsreste des Mittelassyrischen Reiches (bspw. um Dur-Katlimmu am Habur) und das assyrische Kernland. Doch selbst hier müssen die vorangehenden Jahrzehnte unruhig gewesen sein, da er die Rückführung und Wiederansiedlung von Assyrern erwähnt, die während einer großen Hungersnot abgewandert waren. Assur-dan II. führte seine Armee nicht mehr ans Mittelmeer, sondern in das Gebiet südlich des Unteren Zab und die Gebirgsausläufer nördlich und östlich Assyriens. Seine Aktionen dienten in erster Linie dem Schutz und der Wiederbesiedlung des assyrischen Kernlandes.

Aktionsradius der assyrischen Armee

Adad-nirari II. (911–891 v. Chr.) und Tukulti-Ninurta II. (890–884 v. Chr.) setzten die Politik Assur-dans II. fort, wobei die Rückgewinnung verlorener Territorien wieder mehr in den Vordergrund rückte. Mehrfach wird die Wiederinbesitznahme assyrischer Städte und Festungen erwähnt, die in der vorangehenden Krisenzeit entweder aufgegeben und verfallen oder verlorengegangen waren. Ein langer Feldzug Tukulti-Ninurtas II., der 884 v. Chr. zunächst hinab nach Babylonien, dann entlang des Euphrats und Haburs wieder hinauf nach Norden führte, zeigt den sich kontinuierlich erweiternden Aktionsradius der assyrischen Armee. Es hat übrigens nicht den Anschein, als habe Tukulti-Ninurta II. mit dieser Kampagne ein konkretes strategisches Ziel verfolgt; sie war wohl eher eine Art „Schaulaufen“, mit dem aller Welt die militärische Überlegenheit der Assyrer vor Augen geführt werden sollte. Kleinere Herrschaften im stetig wachsenden Einflussbereich Assyriens wurden nach solchen Vorführungen oft ohne (größere) Kampfhandlungen zu tributpflichtigen Vasallen. In weiter entfernt gelegenen Gebieten konnte der assyrische König bei seinem Erscheinen immerhin noch mit großzügig bemessenen „Geschenken“ rechnen, die Schlimmeres verhindern sollten.

Aramäer

Zu den hartnäckigsten Gegnern Assyriens gehörten in dieser und der folgenden Periode die Aramäer: Tiglatpileser I. hatte noch weit entfernt vom assyrischen Kernland, jenseits des Euphrats, gegen sie gekämpft. Seitdem hatten die Aramäer mehrere große Fürstentümer östlich des Euphrats gegründet – zum Beispiel Bit-Adini am Balih. Der Völkername ist schon beinahe alles, was an gesicherten Informationen zu diesen Neuankömmlingen in Mesopotamien greifbar ist. Von ihnen gegründete Fürstentümer tragen Namen des Typs Bīt-NN „Haus des So-und-so“, was immerhin auf Stammesstrukturen schließen lässt. Dass die Aramäer anfänglich und zum Teil wohl auch später noch Nomaden waren, ist nicht unwahrscheinlich. Woher sie ursprünglich kamen, liegt allerdings völlig im Dunkeln. Ihre Sprache, das Aramäische, ist mit dem Akkadischen verwandt; im Laufe des Jahrtausends hat es Akkadisch als Umgangssprache mehr und mehr verdrängt. Schon Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr. musste Sargon II. von Assyrien (722–705 v. Chr.) seinen Diener Siniddina dazu anhalten, ihm auf Akkadisch zu schreiben und nicht auf Aramäisch.

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