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Das Finale (631 bis 610 v. Chr.)

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Über die wichtigsten Ereignisse, die nach dem Tod Assurbanipals zum Zusammenbruch des Neuassyrischen Reiches geführt haben, sind wir durch zwei babylonische Chroniken einigermaßen gut unterrichtet. Wichtige Ergänzungen liefern die in dieser Zeit ausgestellten Urkunden, da diese anhand ihrer Datierung erkennen lassen, wer wann und wo geherrscht hat. Weitestgehend unklar sind hingegen jene Faktoren, die den relativ schnellen Zusammenbruch des assyrischen Imperiums ausgelöst oder zumindest begünstigt haben.

Niedergang

Die Ausgangslage nach dem Tod Assurbanipals ist unübersichtlich: Assur-etelilani (631–627 v. Chr.), ein Sohn Assurbanipals, bestieg den Thron offensichtlich minderjährig. Sein Vormund und Regent war der einflussreiche Eunuch Sin-schumlischer. 627 v. Chr. fanden beide den Tod, zuletzt hat Sin-schum-lischer offensichtlich selbst nach der Krone gegriffen. Die genauen Umstände der Machtübernahme Sinschar-ischkuns (627–612 v. Chr.), der ebenfalls ein Sohn Assurbanipals war, liegen im Dunkeln. Bereits ein Jahr später erhob sich Babylonien; Ende 626 v. Chr. bestieg Nabopolassar (626–605 v. Chr.), der Begründer des neubabylonischen Großreiches, den Thron von Babylon. Als Sin-schar-ischkun 623 v. Chr. gegen Babylonien zog, brach in seinem Rücken ein weiterer Aufstand aus. Es war offensichtlich der Befehlshaber der assyrischen Truppen in Syrien, der sich erhoben hatte, und nun auf Ninive marschierte. Sin-schar-ischkun hat sich letztlich zwar behauptet, die Kontrolle über den aufständischen Westteil des Reiches konnte er jedoch nur mit ägyptischer Hilfe zurückgewinnen. Der Preis für diese Unterstützung war hoch, denn Sin-schar-ischkun musste dafür alle Gebiet westlich des Euphrats an Pharao Psammetich I. abtreten. König Josia von Juda (639–609 v. Chr.) hat der Abzug der Assyrer aus dem Westen und das geringe Interesse der nachrückenden Ägypter an seinem abseits der Küstenregion gelegenem Land eine weitreichende religiöse Reform ermöglicht (ab 622 v. Chr.): Ab jetzt sollte im ganzen Land nur noch ein Gott in einem zentralen Heiligtum (Jerusalem) verehrt werden. Alle anderen Kulte, von denen viele aus dem assyrisch-aramäischen Kulturkreis übernommen worden waren – wie zum Beispiel die nächtlichen Gestirnskulte –, wurden abgeschafft. Dies war „der entscheidende Augenblick bei der Herausbildung der biblischen Tradition, wie man sie heute kennt“. Für Griechenland begann mit dem Niedergang des Neuassyrischen Großreiches ein Traditionsstrom zu versiegen, der lange Zeit östliches Gedankengut in den Westen transportiert hatte. Fortan nahm der ägyptische Einfluss auf Griechenland zu.

620 v. Chr. mussten sich die Assyrer nach zähen Kämpfen auch vollständig aus Babylonien zurückziehen. Nabopolassar ging nun in die Offensive, die von unerwarteter Seite Unterstützung erhielt. 615 v. Chr. erschienen erstmals die Meder unter Kyaxares in Babylonien, ein Jahr später eroberten sie Assur und richteten ein Blutbad unter der Bevölkerung an. Kurz darauf traf auch Nabopolassar mit seiner Armee ein. Dem medisch-babylonischen Bündnis, welches nun geschlossen wurde, hatte Assyrien offensichtlich nichts mehr entgegenzusetzen. 612 v. Chr. eroberten die Verbündeten Ninive, „die fröhliche Stadt, die so sicher wohnte und in ihrem Herzen sprach: ‚Ich bin’s, und sonst keine mehr‘.“ Sin-schar-ischkun fand während der Kämpfe den Tod. Zum Finale kam es schließlich in Harran, wo ein assyrischer Prinz unter dem Namen Assur-uballit II. den Thron bestiegen und einen letzten Restaurationsversuch unternommen hatte. 610 v. Chr. wurde er durch die vereinigten medisch-babylonischen Truppen von dort vertrieben. Im folgenden Jahr versuchte Assur-uballit II. noch einmal, Harran mit ägyptischer Hilfe zurückzuerobern. Bei diesem Vorstoß wurden zwar die dort stationierten babylonischen Truppen geschlagen, Harran selbst konnte jedoch nicht zurückerobert werden. Danach verliert sich die Spur Assuruballits II., für das Neuassyrische Reich fiel der Vorhang.

Assyrien – ein Militärstaat?

Die sich am Ende zwangsläufig stellende Frage, ob Assyrien ein Militärstaat war, ist zuletzt positiv beantwortet worden. Befragt man die assyrischen Quellen, warum die assyrischen Könige beinahe jährlich Feldzüge unternommen haben, so findet sich darin eine ebenso knappe wie eindeutige Antwort: „Erweitere Dein Land!“ hatte der Reichsgott Assur schon vom mittelassyrischen König Tukulti-Ninurta I. (1233–1197 v. Chr.) gefordert, an Assurbanipal erging noch ein halbes Jahrtausend später genau derselbe Befehl. Auch wenn die meisten neuassyrischen Könige eher mit der Wiedergewinnung dessen beschäftigt waren, was im 11. und frühen 10. Jahrhundert v. Chr. verloren gegangen war, so haben Herrscher wie Salmanassar III. oder Tiglatpileser III. und seine Nachfolger den „göttlichen“ Befehl dann doch noch ausführen können. Eine regelrechte Vollzugsmeldung findet sich unter Asarhaddon, der eine eroberte ägyptische Stadt in „(Der-Gott-)Assur-hat-sein-Land-weit-gemacht“ umbenennen ließ. Ob Asarhaddon wohl die oben erwähnte Geschichte von der Spinne und der Eidechse gekannt hat?

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