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Das Reich Israel und das Reich Juda

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Als 926 v. Chr. Schoschenk I. Palästina bereiste, war man im Gebiet des ehemaligen Königtums Sauls gerade dabei, das Reich Israel zu etablieren. Die Phase der Reichsbildung war noch immer nicht abgeschlossen, und doch setzt in den biblischen Büchern der Könige von nun an die annalistische Überlieferung ein, die die Regierungszeiten der Könige von Israel und Juda sowie einige verstreute historische Nachrichten mitteilt. Auch die außerbiblischen Quellen beginnen von nun an reichlicher zu fließen.

Anläufe der Dynastiebildung

Nach Saul und seinem Sohn Ischboschet (Ischbaal) kam es im zentralpalästinischen Bergland zu weiteren Anläufen der Dynastiebildung mit wechselnden Hauptstädten (Sichem, Pnuel, Tirza). Den Versuchen wurde jedes Mal durch Putsch ein Ende bereitet, bis sich im frühen 9. Jahrhundert v. Chr. der Heerführer Omri durchzusetzen vermochte. Die instabile Situation zeugt von einem Gärungsprozess, in dem sich die Usurpatoren mit einer Vielzahl von Konkurrenten auseinanderzusetzen hatten: Palästinischen Stämmen in der unmittelbaren Umgebung, Aramäern im Norden und Osten, Phöniziern und Philistern im Westen, Judäern im Süden. Angesichts dieser Gemengelage ist es ganz unwahrscheinlich, dass schon der erste der israelitischen Könige nach der Gründergeneration, Jerobeam I. (927–907 v. Chr.), „ganz Israel“, das heißt das gesamte Gebiet zwischen Bethel und Dan einschließlich der Ebenen und großen Städte (Jesreel-Ebene, Megiddo, Hazor, Dan, Bet Schean) sowie Teile des Ostjordanlandes beherrscht haben soll. Vielmehr waren die einzelnen Regionen zwischen den rivalisierenden Stämmen heftig umkämpft und fielen erst unter den Omriden – vorübergehend – in israelitische Hand. Doch auch danach hörten die Auseinandersetzungen mit den Nachbarn nicht auf.

Omriden

Nach den vielen gescheiterten Anläufen gelang es schließlich dem Heerführer Omri, eine Dynastie zu begründen, die sich rund vierzig Jahre lang (882–845 v. Chr.) hielt und deren Hauptsitz die Stadt Samaria war. Die Bedeutung der Dynastie kann man daran ermessen, dass sie in den assyrischen Königsinschriften dem Nordreich Israel seinen Namen gab. Hier heißt Israel „das Land des Hauses Omri“ und wird selbst dann noch so genannt, als die Omriden in der Mitte des 9. Jahrhunderts von der nächsten großen Herrscherlinie, der Dynastie Jehu, abgelöst worden waren. Der Erfolg der Omriden hing mit einer außenpolitischen Veränderung zusammen, die das Schicksal des Reiches Israel bis an sein Ende bestimmen sollte. Omri und seine Nachfahren profitierten von der assyrischen Expansion nach Westen, die in Syrien begann und zunächst die Aramäer unter Druck setzte. Dies gab den Israeliten die Möglichkeit zur territorialen Ausdehnung nach Norden und Osten. Hiervon zeugt die Inschrift des moabitischen Königs Mescha, der seinerseits die Israeliten aus seinem Gebiet wieder vertreiben konnte. Um sich selbst vor der assyrischen Expansion zu schützen, schlossen sich die Omriden unter Ahab gleichzeitig einer Koalition von Aramäern und Phöniziern an, die sich 853 v. Chr. in der Schlacht von Qarqar den Assyrern unter Salmanassar III. in den Weg stellte. Der politischen Verbrüderung mit den Nachbarn im Norden diente auch die Heirat mit der phönizischen Prinzessin Isebel, die dem Ahab nachträglich einen so schlechten Ruf eingebracht hat.

Sturz der Omriden

Doch der Koalition war auf Dauer kein Erfolg beschieden. Interne Konflikte und der massive äußere Druck führten in der Mitte des 9. Jahrhunderts v. Chr. zum Zerwürfnis und in Israel selbst zum Sturz der Omriden durch den Feldhauptmann Jehu. Aus dieser Situation stammt die schon erwähnte Inschrift vom Tel Dan, die die Ermordung Jorams, des letzten israelitischen Königs aus dem Hause Omri, und seines Verwandten, des judäischen Königs Ahasia aus dem „Haus David“, der tatsächlich ein Sohn der Atalja aus dem Hause Omri war, nicht Jehu, sondern dem aramäischen König Hasael zuschreibt.

Jehu leitete einen Richtungswechsel in der Außenpolitik Israels ein und sicherte seiner Dynastie auf diese Weise eine erstaunlich lange Lebensdauer von rund hundert Jahren (845–747 v. Chr.). Statt des Bündnisses mit den Nachbarn unterwarf sich Jehu den Assyrern und erkaufte sich durch Tributzahlungen ihre Gunst. Zwar hielten die Kämpfe mit den Nachbarn im Norden und Osten auf Grund des Ausbleibens der Assyrer eine Weile an, doch als die assyrische Expansion gegen Ende des 9. Jahrhunderts v. Chr. unter Adad-narari III. (810–783 v. Chr.) wieder anlief, trug die Politik Jehus und seiner Nachfolger ihre Früchte. Mit Rückendeckung der assyrischen Großmacht erholte sich das Reich Israel und stieg im 8. Jahrhundert v. Chr. unter Joasch (802–787 v. Chr.) und Jerobeam II. (787–747 v. Chr.) aus dem Hause Jehu zu politischer und wirtschaftlicher Blüte auf. Einen ähnlichen Weg scheinen um 800 v. Chr. der aramäische Fürst Zakkur von Hamat, der sich durch seine Bündnistreue zu Assyrien einer aramäischen Koalition erwehren und sein Gebiet erweitern konnte, und etwas später auch die Dynastie von Ja’udi/Sam’al, deren Geschichte in den Sendschirli-Inschriften dokumentiert ist, gegangen zu sein.


Juda und Israel in der Königszeit.

Das Ende Israels

Der gewaltsame Sturz der Dynastie Jehu läutete das Ende Israels ein. Aus den Thronwirren ging zwar zunächst wieder ein besonnener Herrscher, Menachem von Israel (747–738 v. Chr.), als Sieger hervor, der die Politik des Hauses Jehu fortsetzte und seinen Tribut an Assyrien entrichtete, doch wurde sein Sohn und Nachfolger erneut gewaltsam gestürzt. Die Ereignisse koinzidieren kaum zufällig mit einem Thronwechsel in Assyrien, dem Herrschaftsantritt Tiglatpilesers III. im Jahre 745 v. Chr., der sich sogleich dem Westen zuwandte. Hier war man sich jedoch unterdessen nicht mehr einig darüber, ob man den Tributforderungen Folge leisten oder – mit Unterstützung Ägyptens – den Aufstand wagen sollte. Das führte zu einem Hin und Her zwischen den Fronten und löste die vielen Königswechsel gegen Ende des Reiches Israel aus.

In den Jahren 734 bis 732 v. Chr. bildete sich in Syrien und Palästina eine antiassyrische Koalition, an der sich Israel nach einem Putsch beteiligte, Juda jedoch nicht. Gegen diese Koalition schritt Tiglatpileser III. ein, unterwarf Samaria und verkleinerte das israelitische Herrschaftsgebiet. Nach dem Aufstand des letzten Königs von Israel, Hoschea, der von Tiglatpileser III. selbst eingesetzt worden war, nach dessen Ableben aber die Tributzahlungen eingestellt hatte, wurde Samaria im Jahre 722 v. Chr. von Salmanassar V. (727–722 v. Chr.) und Sargon II. (722–705 v. Chr.) ein zweites Mal erobert. Die Bevölkerung Samarias und des Umlandes wurde deportiert, das Gebiet neu besiedelt und einem assyrischen Statthalter unterstellt. Das – ohnehin geschrumpfte – Reich Israel war fortan kein Königtum mehr, sondern eine assyrische Provinz, die den Namen der ehemaligen Hauptstadt des Reiches und jetzigen Provinzhauptstadt Samaria trug.

Politik und Wirtschaft

Sowohl die Herrschaft der Omriden als auch die Dynastie Jehu, insgesamt ein Zeitraum von rund 140 Jahren, waren je auf ihre Weise eine Glanzzeit für Israel. Unter den Omriden wurde die künftige Hauptstadt Samaria zu einer Residenzstadt ausgebaut und mit Jesreel eine eigene Garnisonsstadt gegründet. Andere Städte und Stützpunkte im Ostjordanland dienten der militärischen Sicherung des Reiches und dem weit verzweigten Handel. Die archäologischen Überreste – Tore, Mauern, Wassersysteme, Befestigungsanlagen sowie Monumentalbauten – lassen auf eine entwickelte Infrastruktur schließen und setzen die Ausdifferenzierung der Gesellschaft in verschiedene Berufszweige sowie eine entsprechende Bevölkerungsdichte voraus. Jehu und seine Nachfahren konnten – bei aller Verschiedenheit in der außenpolitischen Ausrichtung – an diese Entwicklung nahtlos anknüpfen und sie als assyrischer Vasallenstaat ungestört fortsetzen. Einen kleinen Einblick in die wirtschaftliche Situation geben die Samaria-Ostraka, die Wein- und Öllieferungen an den Hof bezeugen.

Religion

Mit dem politischen und wirtschaftlichen Aufstieg ging der Aufstieg des Gottes Jahweh als Reichsgott des Reiches Israel einher. Jahweh war eine Wetter- und Berggottheit vom Typ des syrischen Baal und des aramäischen Hadad, der mit der Zeit auch Züge des höchsten Gottes El und des Sonnengottes annahm. Auf der Ebene der lokalen Kulte in den Familien und an den regionalen Höhenheiligtümern wurde Jahweh zusammen mit seiner Gemahlin Aschera und neben anderen Göttern oder göttlichen Wesen verehrt, die von dem nordwestsemitischen Pantheon des 2. Jahrtausends v. Chr. in dieser Region noch übriggeblieben und in der kanaanäischen Mischbevölkerung beheimatet waren. Vermutlich auf dem Wege der israelitischen Dynastien stieg dieser Jahweh in Gestalt des „Jahweh von Samaria“ auch zur Reichsgottheit auf, so wie in Ammon der Gott Milkom oder in Moab der Gott Kamosch.

Erst nach dem Untergang der beiden Reiche wandelte sich Jahweh zu dem einen und einzigen Gott, der keine anderen Götter neben sich duldet und außer dem es keinen anderen gibt. Diesen Gottesbegriff setzt die hebräische Bibel voraus, die den Gang der Geschichte Israels am Fremdgötter- und Bilderverbot des Dekalogs bemisst und sowohl den Omriden als auch dem Hause Jehu und allen anderen Königen Israels die „Sünde Jerobeams“ als Inbegriff des kanaanäischen Baalskultes zum Vorwurf macht. Elia, der einstige Magier des Wettergottes Jahweh, wird zum Propheten des einen und einzigen Gottes, der politische Umsturz des Jehu zum Heiligen Krieg gegen den Baal stilisiert. Neben dem Kult geraten auch der ökonomische Erfolg und die sozialen Verhältnisse insgesamt ins theologische Zwielicht und werden in den Büchern der Propheten Amos und Hosea aufs schärfste verurteilt. Historisch ist diese Sicht der Dinge nicht für das vorexilische Israel, sondern für das exilisch-nachexilische Judentum von Bedeutung, dem wir die biblische Überlieferung verdanken.

Mit dem Ende der politischen Selbständigkeit im Jahre 722 v. Chr. hörte das Leben im Gebiet des ehemaligen Nordreiches Israel nicht auf. Die hier zurückgebliebene, zugewanderte oder von den Assyrern neu angesiedelte Mischbevölkerung ist in archäologischen Resten zu greifen und hat sich in der Provinz Samaria eingerichtet. Wenigstens Teile der Bevölkerung werden sich weiterhin als „Israeliten“, andere – vor allem im mittelpalästinischen Benjamin – eher als Juda zugehörig und somit als „Judäer“ begriffen haben. Die Kontakte zum Reich Juda, in dem dieselbe Sprache gesprochen und derselbe Gott (Jahweh) nach wie vor als Reichsgott verehrt wurde, dürften nach dem Untergang des Reiches Israel, nicht zuletzt durch Flüchtlinge aus dem Norden, eher zu- als abgenommen haben.

Das Reich Juda

Der Süden hat sich später als der Norden Palästinas entwickelt. Nach der sagenhaften Vorgeschichte unter David und Salomo im 10. Jahrhundert v. Chr. weiß selbst die Bibel nicht viel von den Anfängen des Reiches Juda zu berichten. In die Regierungszeit Rehabeams, des Sohnes Salomos, fällt der Feldzug des Pharao Schoschenk I., den die Bibel gegen Jerusalem ziehen lässt, wovon die ägyptischen Zeugnisse aber nichts wissen. In den Exzerpten der Annalen, die sich in den Büchern der Könige finden, ist immer wieder davon die Rede, dass Krieg zwischen Juda und Israel geherrscht habe, in den teilweise auch die Aramäer verwickelt gewesen sein sollen. Dabei dürfte es um den Grenzverlauf gegangen sein, bei dem strittig war, zu wem die strategisch und wirtschaftlich wichtige Region Benjamin mit den Grenzposten Mizpa und Geba gehörte. Ähnliche Konflikte scheint es im Westen mit den Philistern und im Süden mit den Edomitern gegeben zu haben, so dass die Ausdehnung des Königtums von Juda anfänglich sehr bescheiden war und sich auf Jerusalem und sein Umland beschränkte. Sehr viel mehr geben die Annalenauszüge für diese Zeit nicht her, außer der Information, dass der König Asa seine Mutter vom Amt der Königinmutter abgesetzt habe und an den Füßen (den Genitalien?) erkrankt gewesen sei.

Geringe Ausdehnung des Königtums von Juda

Das weitere Schicksal des Reiches Juda war von anderen Mächten abhängig. Der Grenzkonflikt mit Israel scheint sich in der Omridenzeit beruhigt zu haben, was auch zur innenpolitischen Stabilisierung beigetragen haben dürfte. Dafür sprechen die langen Regierungszeiten der Könige Asa (908–868 v. Chr.) und Joschaphat (868–847 v. Chr.). In den Annalen wird ausdrücklich notiert, dass Friede zwischen Joschaphat und dem König von Israel geherrscht habe. Die beiden Königshäuser waren zeitweise miteinander verschwägert, und vorübergehend wurde Juda sogar von der Omridin Atalja, einer Schwester des Königs Ahab von Israel, regiert. Bis zuletzt sieht man die Könige der beiden Reiche in Waffenbrüderschaft gegen die Aramäer kämpfen und – sei es durch die Hand Jehus oder die Hand des Aramäers Hasael von Damaskus – sterben. Aufs Ganze gesehen scheint Juda zur Zeit der Omriden ein deutlich unterlegener Koalitionspartner des Reiches Israel gewesen zu sein, was der omridischen Bündnispolitik gegen Assyrien entsprach und Juda nicht schlecht bekommen ist.

Politische Selbständigkeit

Mit dem Aufstieg der Dynastie Jehu in Israel, die das Haus Omri stürzte und einen Politikwandel einleitete, wendete sich auch in Juda das Blatt. Durch Jehus Abkehr von der antiassyrischen Bündnispolitik gewann Juda an politischer Selbständigkeit. Dementsprechend setzen nun wieder die Meldungen über Auseinandersetzungen mit den Nachbarn ein. Gewaltsame Königswechsel lassen ahnen, dass der politische Kurs nicht unumstritten war, doch ist nichts über die Motive bekannt – vielleicht ging es um die Ablösung von Israel. Wiederum sprechen jedoch die langen Regierungszeiten der judäischen Könige, die zeitgleich mit der Dynastie Jehu regierten, für eine Stabilisierung der Verhältnisse. Auch archäologisch lässt sich der Ausbau der judäischen Städte und eine rege Wirtschaftstätigkeit in der Öl- und Textilherstellung sowie der Eisenherstellung beobachten, die sich die Handelszentren und Wege der Philister zunutze machte. An besonderen Vorkommnissen berichten die königlichen Annalen, dass Ussija mit Krankheit geschlagen gewesen sei und Jotam ein Tor am Tempel gebaut habe.

Hiskija

Die politischen Turbulenzen des ausgehenden 8. Jahrhunderts v. Chr. und den Untergang des Reiches Israel hat Juda schadlos überstanden. Der Grund liegt in der politischen Weitsicht des judäischen Königs Ahas (741–725 v. Chr.). Er ist dem Beispiel Jehus und des aramäischen Königshauses von Sam’al gefolgt und hat seinen Tribut an den assyrischen König entrichtet. Was sich hinter der Erzählung verbirgt, dass Ahas nach Damaskus gereist sei, um seinen Schutzherrn, den assyrischen König Tiglatpileser III. zu treffen, und von dort das (aramäische oder assyrische?) Modell eines Altars mitgebracht habe, den er in Jerusalem für den Kult Jahwehs nachbauen ließ, ist schwer zu sagen. Jedenfalls ist er der erste judäische König, der in den assyrischen Inschriften Erwähnung findet. Unter Hiskija (725–697 v. Chr.), dem Sohn und Nachfolger des Ahas, wurde – vermutlich auf Grund der großen Zahl von Flüchtlingen aus dem Norden – der Westhügel Jerusalems besiedelt und die Stadt befestigt. Bei der Wasserleitung, die er gebaut hat, dürfte es sich um den Schiloach-Tunnel handeln, der das Wasser der Gihon-Quelle in die befestigte Stadt leitete und von dessen Bau eine vor Ort angebrachte Inschrift handelt. Festungsbauten und Königsstempel auf Vorratskrügen lassen darauf schließen, dass Juda unter Hiskija einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte und sich auch territorial ausdehnen konnte.

Verschonung Jerusalems

Der Tod des assyrischen Königs Sargon II. (705 v. Chr.) wird der Anlass gewesen sein, dass Hiskija jedoch die Seiten wechselte und sich den philistäischen Küstenstädten anschloss, die sich gegen Assyrien erhoben und sich dafür der Hilfe Ägyptens bedienten. Hiskija stellte die Tributzahlungen ein und setzte Padi von Ekron, einen treuen Vasallen der Assyrer, gefangen. Die assyrische Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Auf seinem dritten Feldzug schlug Sanherib (705–681 v. Chr.) den Aufstand nieder. Bei Elteke lieferte er sich eine Schlacht mit Ägypten, befreite das philistäische Ekron und wandte sich danach um 701 v. Chr. Juda und Jerusalem zu. Dabei wurden viele judäische Ortschaften zerstört, unter ihnen auch das wichtige Verwaltungszentrum Lachisch, von dessen Einnahme ein berühmtes Relief zeugt, das heute im Britischen Museum zu bestaunen ist. Jerusalem wurde belagert, aber nicht eingenommen. Hiskija hatte sich unterdessen eines Besseren besonnen und entrichtete wieder den von ihm geforderten Tribut. Die biblische Überlieferung hat aus der Verschonung Jerusalems einen machtvollen Sieg des Gottes Jahweh und seines Propheten Jesaja über den fremden König und seine Götter gemacht. Doch ganz ungestraft kam Hiskija nicht davon. Teile der judäischen Bevölkerung wurden deportiert, das Königtum verkleinert und auf Jerusalem und sein Umland begrenzt. Die Schefela wurde in das assyrische Provinzsystem eingegliedert und den Königen von Aschdod, Ekron und Gaza unterstellt.

Das 7. Jahrhundert v. Chr. war eine ruhige und gute Zeit für den kleinen Reststaat Juda. Man zahlte seine Tribute an Assyrien und leistete Truppenhilfe gegen Ägypten. Hiskijas Nachfolger, der König Manasse (696–642 v. Chr.), hielt sich auf diese Weise sehr lange auf dem Thron und konnte den Einfluss nach Süden, auf den Negev, wieder etwas ausdehnen. Archäologische Spuren in Jerusalem und dem nahegelegenen Ramat Rahel zeigen, dass Juda unter Manasse einen ebensolchen Aufschwung erlebte wie die benachbarte Philisterstadt Ekron. In der biblischen Überlieferung hat ihm diese Blütezeit den Ruf eines verkommenen Götzenanbeters eingetragen.

Joschija

Etwa ab der Mitte des 7. Jahrhunderts v. Chr. begann das Assyrische Reich aus inneren Gründen zu schwächeln, wovon in erster Linie Ägypten profitierte, das seinen Einfluss auf Palästina auszudehnen begann. In Juda gewannen die antiassyrischen Kräfte wieder an Gewicht. So kam es unter Amon (641–640 v. Chr.), dem Sohn und Nachfolger Manasses, zu einem Putsch, der den jungen, noch minderjährigen König Joschija auf den Thron Judas brachte. Joschija (639–609 v. Chr.) nahm vermutlich den Tod des assyrischen Königs Assurbanipal (um 630 v. Chr.) zum Anlass, sich von Assyrien loszusagen und die Embleme assyrischer Macht, die von seinen Vorgängern am Tempel und im Palast in Jerusalem angebracht worden waren, zu entfernen. Auch scheinen ihm Gebietsgewinne im Negev und in der Schefela und vielleicht sogar darüber hinaus nach Norden gelungen zu sein.

Unterdessen fiel das Neuassyrische Reich der Koalition der Babylonier und Meder zum Opfer. Im Jahre 614 v. Chr. wurde die Hauptstadt Assur, kurz darauf (612 v. Chr.) die Residenzstadt Ninive erobert. Als 609 v. Chr. der Pharao Necho II. nach Haran zog, um den übriggebliebenen assyrischen Rumpfstaat in Haran zu stützen und seine Vorherrschaft auf Palästina gegen das aufstrebende Babylon zu sichern, beging Joschija den jugendlichen Leichtsinn, ihm nach Megiddo entgegenzugehen, sei es in der Absicht, den Pharao zu stoppen, sei es, um ihn freundlich zu begrüßen – in Verkennung der Lage, dass Necho II. nicht gegen, sondern für Assyrien zu Felde gezogen war. Den Leichtsinn hat der judäische König mit seinem jungen Leben bezahlt. Die biblische Überlieferung hat aus alldem geschlossen, dass Joschija für den rechten Glauben, das heißt das Fremdgötter- und Bilderverbot, gestorben sei, und ihm wie auch Hiskija eine durchgreifende Kultreform in ganz Juda und darüber hinaus zugeschrieben.

Die Ablösung von Assyrien trug Juda somit nicht die erstrebte politische Selbständigkeit, sondern die Vorherrschaft Ägyptens ein. Der Nachfolger Joschijas, Joahas, war kaum drei Monate im Amt, als er von Necho II. abgesetzt, nach Ägypten deportiert und durch Eljakim/Jojakim (608–598 v. Chr.) ersetzt wurde. Doch auch die ägyptische Vorherrschaft währte nicht lange. Nachdem Nebukadnezar II. (605–562 v. Chr.) Ägypten in der Schlacht von Karkemisch (605 v. Chr.) besiegt hatte, fiel Palästina in die Hand Babylons. In Juda war man sich jedoch uneins darüber, ob man es mit Ägypten oder mit Babylon halten solle. Nach dem gescheiterten Versuch Nebukadnezars II., sich Ägyptens zu bemächtigen (601 v. Chr.), schloss sich Jojakim der proägyptischen Partei an und verweigerte Babylon den Tribut. Dies führte 597 v. Chr. zum ersten Feldzug Nebukadnezars gegen Jerusalem, wo unterdessen Jojachin, der Sohn Jojakims, die Nachfolge auf dem davidischen Thron angetreten hatte. Die Stadt wurde belagert und eingenommen, Teile der Oberschicht wurden nach Babylonien deportiert. Unter ihnen befand sich der König Jojachin, der 562 v. Chr. begnadigt und vom babylonischen Hof versorgt wurde.

Ende des Reiches Juda

In Juda selbst wurde Mattanja/Zedekija als König eingesetzt. Doch auch er hoffte auf ägyptische Hilfe und verweigerte Babylon den Tribut. Damit war das Ende des Reiches Juda besiegelt. Nebukadnezar II. nahm 587 v. Chr. abermals Jerusalem ein. Der entflohene Zedekija wurde gefangengenommen und musste mit ansehen, wie seine Söhne vor seinen Augen erschlagen wurden, bevor er selbst geblendet und nach Babylon geführt wurde. Die Stadt und der Tempel wurden geplündert und niedergebrannt, weitere Teile der Bevölkerung deportiert. Von den dramatischen Szenen, die sich zwischen den beiden Eroberungen Jerusalems in Juda abspielten, legen Ostraka, die in Lachisch gefunden wurden, ein erschütterndes Zeugnis ab.

Nach der zweiten Einnahme und Zerstörung Jerusalems wurde Juda einem einheimischen Statthalter namens Gedalja unterstellt, der in Mizpa residierte. Er gehörte der probabylonischen Partei an, die gegen den Aufstand war und für die bewährte Politik der Vasallentreue gefochten hatte. Einer der Wortführer dieser Politik war der Prophet Jeremia gewesen, der auch Gedalja beraten zu haben scheint. Beide bezahlten ihre politische Haltung mit dem Leben. Gedalja wurde von judäischen „Nationalisten“ unter dem Davididen Jischmael ermordet, Jeremia – der Legende zufolge – nach Ägypten verschleppt. Damit verlor das Reich Juda endgültig seine politische Selbständigkeit und wurde babylonische Provinz.

Politik und Wirtschaft

Das Reich Juda ist etwa zeitgleich mit dem Reich Israel entstanden, hat sich aber langsamer entwickelt und hat es schließlich um rund 130 Jahre überlebt. Es stand stets im Schatten größerer Mächte, zuerst des Reiches Israel, sodann der neuassyrischen, vorübergehend der ägyptischen und schließlich der neubabylonischen Großmacht. Es ging Juda immer dann am besten, wenn es sich in seine Rolle als Vasallenstaat fügte. Die Tribute verliehen dem Reich außenpolitische Sicherheit und trugen zur Steigerung der wirtschaftlichen Produktivität bei. Beides verhalf Juda zu politischem und wirtschaftlichem Aufschwung. Schlecht bekommen ist dem Haus David hingegen das Streben nach politischer Unabhängigkeit, was Gegenmaßnahmen der Großmächte provozierte und wozu dem kleinen politischen Gebilde schlechterdings die Mittel fehlten.

Religion

Auch in religionsgeschichtlicher Hinsicht war Juda in gewisser Weise ein Satellitenstaat. Mit Israel teilte Juda den Reichs- und Dynastiegott Jahweh, der auch in der persönlichen Frömmigkeit mehr und mehr Einzug hielt. Doch handelte es sich nicht etwa überall um ein und denselben Gott. Der geographischen und politischen Trennung entsprach die Differenzierung in lokale Manifestationen desselben Gottes, wie man es im gesamten Alten Orient kennt. Dasselbe dürfte für die Göttin Aschera und andere göttliche Wesen gelten, die neben Jahweh verehrt und bis ins 6. Jahrhundert v. Chr. auch figürlich dargestellt wurden (Pfeilerfigurinen, Pferd-und-Reiter-Figurinen). Wie Israel war auch Juda von anderen Völkern und ihren Göttern umgeben, mit denen man in ständigem Austausch stand. In der religiösen Bildwelt dominieren zunächst ägyptische und phönizische Einflüsse mit einer starken Tendenz zur Solarisierung. Unter der assyrischen Oberherrschaft kommen astrale und lunare Züge hinzu, die sich mit den ägyptisierenden Motiven mischen oder diese mit der Zeit ablösen.

Im Rahmen der biblischen Überlieferung ist von dem internationalen religiösen Symbolsystem der vorexilischen Königszeit in Israel und Juda meist nur in der religiösen Polemik die Rede. Hier wurden nicht nur die älteren israelitischen mit den judäischen Traditionen verquickt. Vielmehr ist der Name „Israel“ auf Juda übergegangen und so zum Inbegriff des Gottesvolkes geworden, das einem Gott gehört, neben dem es keinen andern gibt. Aus dieser Perspektive werden die politischen und religionsgeschichtlichen Verhältnisse der Königszeit dargestellt und beurteilt, wie man vor allem am Beispiel Hiskijas, Manasses oder Joschijas sehen kann. Die theologischen Maßstäbe für diese Darstellung stammen aus dem jüdischen Gesetz, insbesondere dem 5. Buch Mose (Deuteronomium), das Vorläufer in der israelitischen und judäischen Rechtstradition besitzt, seine jetzige Fassung aber erst nach dem Untergang Judas erhalten hat.

wbg Weltgeschichte Bd. II

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