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Saul, David und Salomo

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Nach diversen Anläufen ist es im 10. Jahrhundert v. Chr. offenbar als erstem Saul gelungen, ein Stammeskönigtum auf mittelpalästinischem Boden zu errichten, das in der biblischen Überlieferung den Namen „Israel“ trägt. In Juda sind es David und sein Sohn Salomo, die als erste Könige in Erscheinung treten. Nach Salomos Tod differenzierte sich die kanaanäische Staatenwelt weiter aus. Nacheinander entstanden im 10. bis 9. Jahrhundert v. Chr. die beiden Reiche Israel und Juda, die fortan ihr Eigenleben führten. Über die drei Gründerfiguren sind wir nur unzureichend informiert. Außerbiblische Quellen gibt es so gut wie keine. Lediglich eine aramäische Inschrift vom Tel Dan aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. erwähnt das „Haus Davids“ und bestätigt damit die Darstellung der Bibel, wonach sich das Königtum in Juda auf David als Dynastiegründer zurückführte. Doch von Saul und Salomo fehlt bisher jede Spur. Die Überreste einer monumentalen Architektur in den Städten Hazor, Megiddo und Geser, die man für Salomo reklamiert hat, werden heute in das 9. Jahrhundert v. Chr. datiert. Auch die Besiedlung nimmt erst ganz allmählich zu, so dass für die Anfänge mit sehr bescheidenen Verhältnissen zu rechnen ist. Im Jahre 926 v. Chr. zog der ägyptische Pharao Schoschenk I. (945–924 v. Chr.) nach Palästina und nahm Megiddo ein, wo er eine Stele hinterließ. In seinen Feldzugberichten ist von Israel und Juda keine Rede.

Ganz anders sieht die historische Erinnerung in der biblischen Überlieferung aus. Sie lässt den Pharao, der hier Schischak heißt, nach Jerusalem ziehen und Tempel sowie Palast ausrauben. Auch sonst weiß die Überlieferung in den Büchern Samuel und Könige sehr viel mehr über die Anfänge des Königtums in Israel und Juda zu berichten. Doch das meiste beruht auf überkommenen Legenden oder ist frei erfunden und trägt spätere Verhältnisse und Vorstellugen in die Zeit des Anfangs ein. Wie wenig man tatsächlich wusste, zeigt etwa die Angabe der Regierungszeiten Davids und Salomos, für die jeweils vierzig Jahre, also eine Generation, veranschlagt werden, entsprechend der runden Zahl der sagenhaften „Richter“ Israels. Die Unkenntnis wurde durch Legendenbildung und theologische Programmatik aufgefüllt.

Saul

Von Saul handelt die Erzählung über einen, der auszog, die Eselinnen seines Vaters zu suchen, und das Königtum fand. Die Erzählung besagt, dass man sich in Israel auf Saul als Begründer einer 1. Dynastie berief. Sie wurde im Laufe der Zeit zu einer umfangreichen Saul-Überlieferung im 1. Buch Samuel ausgebaut. Darin wird die Übermacht der Philister als entscheidendes Motiv zur Gründung des Königtums betont. Doch das Motiv dürfte stark übertrieben sein und trägt dem späteren, theologisch motivierten Vorwurf Rechnung, Israel habe sein wollen „wie alle Völker ringsum“. Eine ältere Tradition bringt den Aufstieg der Sauliden denn auch mit einem Sieg über die Ammoniter in Verbindung. Beides sind Versuche, sich im Nachhinein die Anfänge des Königtums zu erklären. Tatsächlich wird es nicht so sehr der Druck von außen, sondern der Drang zur Expansion gewesen sein, der Saul von Gibea und seine Mannen zur Errichtung eines kleinen Stammeskönigtums diesseits und jenseits des Jordan antrieb. Doch Saul und sein Königtum waren nur eine flüchtige Episode auf dem Weg zur Gründung des Reiches Israel, wenn auch eine, die in der literarischen Tradition Geschichte gemacht hat.

David und Salomo

Auch von David und Salomo sind nur Legenden erhalten. Den Kern der Überlieferung bildet eine Sammlung von Erzählungen im 2. Buch Samuel aus dem Umkreis des Jerusalemer Hofes, die von allerlei Intrigen in der Familie des Königshauses berichten und um die Nachfolge Davids kreisen. Diese Sammlung ist zum einen mit der Überlieferung über Saul verbunden worden, um David als legitimen Nachfolger Sauls darzustellen, zum anderen um die Salomo-Überlieferung im 1. Buch der Könige erweitert worden, die den Bau von Palast und Tempel in Jerusalem sowie die – eher für Israel als für Juda typischen – internationalen Handelsbeziehungen mit Phönizien und Ägypten zum Inhalt hat. Auf Grund der kritischen Analyse der Texte sowie der archäologischen Befunde wird man für die historische Rekonstruktion auch hier erhebliche Abstriche von der Überlieferung machen müssen. Was sich in aller Vorsicht sagen lässt, ist vielleicht dies, dass David ein begabter Kriegsherr war, der sich in Juda – nicht zuletzt durch das Mittel der Einheirat – eine Hausmacht aufbaute und zum Rivalen Sauls wurde. Seine Kriegs- und Beutezüge, wofür er eine Truppe von „Kreti und Pleti“ unterhielt, trug ihm zunächst das Königtum über Juda (Ziklag, Hebron, Jerusalem) und vorübergehend offenbar auch die Herrschaft über das Territorium Sauls ein. In Jerusalem, dem Zentrum des judäischen Stammeskönigtums, scheinen sich unter David und seinem Nachfolger Salomo (wieder) Ansätze einer städtischen Kultur und Verwaltung etabliert zu haben, wie sie bereits in der Bronzezeit dort bestanden hatten, nur um einiges bescheidener.

Auch David und Salomo waren, historisch betrachtet, nur eine Episode, wenn auch eine, die für die Dynastiebildung nachhaltiger war als Saul. Verglichen mit der Entwicklung im Norden, hinken Juda und Jerusalem jedoch rund hundert Jahre hinterher. In der biblischen Überlieferung wurde das Verhältnis umgekehrt. Hier dient das goldene Zeitalter des davidisch-salomonischen Großreiches „von Dan bis Beerscheba“ als Folie, vor der sowohl die Anfänge unter Saul verblassen als auch die Geschichte der beiden Reiche Israel und Juda als religiöser und politischer Niedergang erscheinen sollten. Tatsächlich wurde das „davidisch-salomonische Großreich“ jedoch erst unter den Hasmonäern in hellenistischer Zeit realisiert.

wbg Weltgeschichte Bd. II

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