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Hinweise zum vorliegenden Quellenbuch
ОглавлениеDas vorliegende Quellenbuch hat sich zum Ziel gesetzt, ein möglichst umfassendes Bild der Verwendung des Nomadenbegriffes in der griechischsprachigen antiken Literatur aufzuzeigen.
Dafür wurde in der Vorauswahl festgelegt, dass vor allem jene Textstellen gesammelt werden, in denen von ‹menschlichen› Nomaden, d.h. Einzelpersonen oder Ethnien, die Rede ist. Diese Einschränkung war deshalb erforderlich, weil der Begriff ‹Nomade› oder ‹nomadisch› – die griechischen Pendants sind Formen von νομαδ* und νομασ* – in der griechischen Sprache weit umfassender gebraucht wird, als dies im Deutschen der Fall ist. So werden auch eine Reihe von tierischen Lebewesen oder unbelebten Dingen mit diesem Begriff belegt, wie wild lebende, umherschweifende Tiere, Weiden, ausschwärmende Bienen, mäandernde Flüsse oder ungebändigte Haarsträhnen.
Während die Nomaden als Personen oder Gemeinschaften in diesem Quellenbuch weitgehend vollständig aufgenommen wurden, findet sich das nicht-menschliche Nomadische lediglich in einer Auswahl, den »Spectabilia«, am Ende der Quellensammlung.
Das Quellenbuch hat nicht den Anspruch, alle Nomaden oder nomadisch lebenden Völker und deren Eigenschaften, Tätigkeiten, Motive und Aktionen zu erfassen. Diese Arbeit hätte den Rahmen des vorliegenden Quellenbuches und die zu erfassenden Begriffe nicht nur gesprengt und die Verwendbarkeit des Buches eingeschränkt, sondern wäre auch an der Zielsetzung des Projektes vorbeigegangen. Es handelt sich eben nicht um eine vollständige Auflistung aller nomadisch lebenden Völker und ihres Auftretens in den Quellen, sondern um eine Zusammenstellung der Verwendung der Begriffe ‹Nomade(n)›, ‹nomadisch› und ihrer Ambivalenz bei verschiedenen Autoren, in unterschiedlichen literarischen Genres und in verschiedenen Epochen.
Deshalb wurden nomadisch lebende Ethnien, bestimmte Regionen, Tiere etc., die im Fundzusammenhang nicht explizit mit νομαδ* oder νομασ* gekennzeichnet sind, in diesem Quellenbuch nicht erfasst. Stehen sie ausdrücklich zusammen mit solchen Bezeichnungen wurden sie in die Sammlung aufgenommen. Ebenso fanden keine Beschreibungen nomadischer Lebensweisen, die topisch in der antiken Literatur immer wieder auftauchen wie ‹Wagenbewohner›, ‹hauslos› oder ‹gemeinschaftlicher Besitz› Eingang in das Quellenbuch, sofern in ihrem näheren Kontext nicht die oben angeführten Begrifflichkeiten verwendet werden.
Neben der begrifflichen und thematischen Eingrenzung fand bei den in das Werk eingegangenen Quellen auch eine zeitliche Eingrenzung statt. Den Beginn der Quellensammlung setzten wir mit den frühesten literarischen Zeugnissen in griechischer Sprache – mit den homerischen Epen des 8./7. Jahrhunderts v. Chr. – an. Für das zeitliche Ende findet sich kein in diesem Maße paralleler Punkt, so dass wir uns aus Gründen der Praktikabilität, der Handhabbarkeit des Projekts und des Umfanges des entstehenden Buches für das 10. nachchristliche Jahrhundert entschieden haben. Um dem Umstand Rechnung zu tragen, dass eine solche Einschränkung aus historischer Sicht relativ willkürlich ist, sind wir dort wo es angebracht erschien (vor allem bei den Historikern), über diesen Zeitrahmen hinausgegangen, jedoch nie über das 12. Jahrhundert n. Chr. und Iohannes Zonaras, als Überlieferer von Cassius Dio, hinaus.
Für das Auffinden unserer Quellen war die Wahl des Such-Strings, also einer an den zu suchenden Begrifflichkeiten orientierten Buchstabenfolge, von entscheidender Bedeutung. Dieser String darf nicht zu eng sein, um keine relevanten Quellen zu übersehen, doch auch nicht zu weit, um durch die Vielzahl der Quellenfunde und deren notwendiger Selektion der Sache gerecht zu bleiben.
So erbrachte eine Suche nach νομα* eine Unzahl von Quellen, die sich mit Landbau und Weiden sowie dem mythischen römischen König Numa, nicht jedoch mit ‹Nomaden› befassten. νομαδ* und νομασ* dagegen lieferten deutlich weniger und passendere Belege, so dass wir uns dieser beiden Termini bei unserer Suche bedienten.
Zur editorischen Grundlage der Quellen wurde – wo dies möglich war – La Collection des Universités de France, publié sous les auspices de l’ Association Guillaume Budé der Reihe Les Belles Lettres, kurz (Sammlung) Budé gewählt. Die Einheitlichkeit der Verwendung soll ein möglichst gleich bleibendes Niveau der Editionen bewirken und bei der Weiterverwendung des Quellenbuches den Zugang zur editorischen Grundlage erleichtern.
Angesichts des großen Quellenspektrums konnte allerdings nicht immer auf eine Edition aus der Sammlung Budé zurückgegriffen werden. Vielmehr standen zu einer nicht kleinen Zahl von Texten jeweils nur einzelne Editionen, auch z.T. innerhalb anderer Publikationen, zur Verfügung.
Lesungen unklarer oder fragmentarischer Textstellen sowie die Systematik des Textes richten sich nach der begründeten Entscheidung des Herausgebers der zugrunde liegenden Edition. Eine Übernahme des kritischen Apparates fand nicht statt. Die Gliederung und Einteilung der Edition wurde überprüft und im gegebenen Falle übernommen. Auch andere Angaben wurden, wo es sinnvoll erschien, übernommen, weiterverwertet oder eingearbeitet. Dies betrifft insbesondere Fälle, in denen die Textgrundlage korrupt, die Identität des Autors unklar oder die Frage der Fragmentierung schwer zu beantworten ist.
Bei der Eingrenzung der Textstellen wurden die Überlegungen der früheren Editoren berücksichtigt, jedoch vielfach eigene Abschnitte gewählt. Zum einen, weil kürzere Passagen bei der Verwendung des Quellenbuches eine schnellere Erfassung und Neukontextualisierung der Texte erlauben sollen, zum anderen, weil so der Schwerpunkt auf die einzelnen Aspekte der Passage verteilt werden konnte.
Die häufig auftretenden Fragmente sind in der Regel dem ältesten zitierten Autor zugeordnet, die Zitationsspuren sind stets vermerkt. Bei den zitierenden Autoren findet sich ein Verweis auf den jeweiligen Autor und die entsprechende Stelle, unter der die gewünschte Passage zu finden ist. Eine Ausnahme von dieser Regel bildet lediglich Strabon VII, 3, 3–7, da diese Stelle wegen ihrer komplexen Literaturdiskussion nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden sollte, so dass sich ältere, zitierte Autoren dort und nicht in ihrem ursprünglichen Umfeld finden.
Bei den Scholien ist der Ausgangstext, auf den sie sich beziehen, dem Scholion vorangestellt, so weit der Ausgangstext tradiert ist. Diese Vorgehensweise wurde zur besseren Kontextualisierung des Scholions auch dann gewählt, wenn in dem Ausgangstext keines der Suchworte νομαδ* oder νομασ* enthalten ist.
Für die Übersetzungen galten die Kriterien stilistischer Schlichtheit und satzsemantischer (nicht wortsemantischer) Textnähe.
In den Fällen, in denen sich νομαδ* und νομασ* auf den eigentlichen Gegenstand dieser Quellensammlung, die Nomaden als Einzelpersonen oder Gemeinschaften, beziehen – dem Hauptteil des Quellenbuches –, wurden die entsprechenden Formen ausschließlich mit ‹Nomade/Nomaden› bzw. ‹nomadisch› übersetzt.
Eine Ausnahme stellen lediglich die nordafrikanischen Numider dar, die in der griechischen Literatur begrifflich nicht immer von Nomaden unterschieden wurden. Obwohl ihre Charakterisierung mit νομαδ* und νομασ* nicht zwingend auf die tlw. nomadische Lebensweise der Numider anspielt, finden sich diese Quellenbelege im vorliegenden Werk. Zum einen weil auch diese Stellen Zeugnis von der Verwendung der Termini im griechischen Sprachgebrauch ablegen, zum anderen weil es sich verschiedentlich nicht eindeutig entscheiden lässt, ob dezidiert numidische Personen ohne nomadischen Hintergrund gemeint sind oder es sich nicht doch um nomadisch-numidische Personengruppen handelt. Zwar gibt es spätestens seit Appian eine Trennung in νομαδ* und νουμίδ*,66 jedoch wird diese nicht von allen Autoren verfolgt, so dass selbst aus dem Kontext tlw. nicht eindeutig hervorgeht, ob es sich bei bestimmten Personen oder Verbänden um Numider oder (andere) Nomaden handelt. In den meisten Fällen wurde deshalb die Schreibweise ‹Nomaden/Numider› bzw. ‹nomadisch/numidisch› in der Übersetzung gewählt, selbst bei jenen Textpassagen, bei denen es zumindest wahrscheinlich ist, dass die Ethnie der Numider gemeint ist. Ein Urteil soll sich der Leser hier selbst bilden dürfen.
Während also Numiderstellen Eingang in das Quellenbuch fanden, sofern νομαδ* oder νομασ* in ihrer kontextuellen Nähe lagen, wurde das Begriffspaar νουμα*/νουμιδ* bewusst nicht in das Quellenbuch übernommen, da diese Termini ausschließlich zur Bezeichnung der nordafrikanischen Numider bzw. des Gebietes von Numidien verwendet wurden.
Für alle Textstellen außerhalb der »Spectabilia« gilt, dass auf andere mögliche Übersetzungen wie ‹umherschweifend›, ‹wandernd› oder ‹Wanderhirten› zugunsten der Einheitlichkeit des Quellenbuches bewusst verzichtet wurde.
Die Autoren wurden im Hauptteil in neun größere Gruppen unterteilt: »Dichtung«, »Geschichtsschreibung«, »Geographie«, »Biographie«, »Philosophie & Rhetorik«, »Medizinische Texte«, »Christliche Literatur«, »Byzantinische Literatur« und »Lexikographen & Suda«. Die Werke eines Autors finden sich immer nur in einer Gruppe, auch wenn wie z.B. im Fall Plutarchs die verschiedenen Schriften durchaus in unterschiedliche Kategorien eingeordnet werden könnten.
Innerhalb der einzelnen Gruppen sind die vertretenen Autoren chronologisch nach ihrer Lebenszeit geordnet. Dies ermöglicht einen ersten Einblick in mögliche Veränderungen bei der Verwendung des Begriffes ‹Nomade›.
In den »Spectabilia« sind ausgewählte Beispiele für die zahlreichen Fälle, in denen sich νομαδ* auf nicht-menschliche Lebewesen oder Objekte, z.B. auf ‹umherschweifende Wasser›, ‹Weidekühe›, ‹wandernde Locken›, ‹Hütehunde› und anderes mehr bezieht, präsentiert. Bei diesen wurde auf eine strenge Übersetzung mit ‹Nomade/nomadisch› verzichtet, da sich die Bedeutung vieler Bezeichnungen sonst nur schwer erschließen würde.
Es handelt sich bei den »Spectabilia« lediglich um eine Auswahl der entsprechenden Quellenstellen, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Trotzdem ist ihre Aufnahme in das Quellenbuch sinnvoll, um die gesamte Breite der antiken Verwendung des Begriffes νομαδ* zu verdeutlichen.
Die Quellen sind, wo dies für das Verständnis derselben und besonders ihres Kontextes nötig ist, mit einer kurzen Erläuterung einzelner Personen, Orte oder Begebenheiten versehen. Auf eine umfassendere Beschreibung des Quellenkontextes und -befundes sowie eines Kommentars wurde zugunsten der Quellen selbst verzichtet. Zudem ist eine detaillierte historische Einordnung eines beschriebenen Ereignisses für das Verständnis der Verwendung des Nomadenbegriffes für gewöhnlich nicht notwendig.
Soweit sinnvoll wurde die griechische Version für Autoren- und sonstige Eigennamen sowie geographische Bezeichnungen in lateinischen Buchstaben verwendet. Die Schreibung der Autoren richtet sich dabei weitestgehend nach den Vorgaben im DNP (Der Neue Pauly).
Ethnien werden mit ihrer griechischen Endung angeführt (z.B. Agathyrsoi, Patzinakai), sofern es sich nicht um noch heute gebräuchliche Bezeichnungen wie Ägypter, Äthiopier etc., griechische oder italische Stämme sowie ausgesprochen bekannte Gruppen wie die Thraker, Skythen und Karthager handelt. Zudem wurden auch alle Gemeinschaften, deren Namen auf ~phagen enden sowie die Abier und Troglodyten mit ihren hier angeführten deutschen Endungen versehen.
Im griechischsprachigen Text wurden die Satzstruktur, die Interpunktion und der Klammerapparat der jeweiligen Edition beibehalten. Ausnahmen bilden zum einen Textauslassungen, die bei der Auswahl der für das Quellenbuch relevanten Passagen gemacht wurden. Solche Auslassungen sind mit drei Punkten in eckigen Klammern […] gekennzeichnet. Zum anderen werden die einzelnen Textabschnitte einheitlich mit runden Klammern, bspw. (4), gegliedert.
Bei den Übersetzungen wurde durchgehend mit folgendem Klammerapparat gearbeitet:
[…] = Auslassung im Text
(Beispiel) = Texterläuterung zu Personen, Orten, zeitlicher oder kontextueller Einordnung
<sc. Beispiel> = Ergänzung im Text
Im Anhang des vorliegenden Quellenbuches finden sich ein Verzeichnis der verwendeten Editionen sowie ein Namens- und Sachindex.
Das Verzeichnis der verwendeten Editionen ist alphabetisch nach den Namen der antiken Autoren geordnet. Innerhalb der Autoren sind deren Werke in der Reihenfolge aufgeführt, wie sie im Quellenbuch erscheinen. Die Scholien finden sich unter dem Begriff Scholia und sind nach den Namen der Autoren sortiert, auf die sich das jeweilige Scholion bezieht.
Im Namens- und Sachindex sind lediglich Eigennamen und Begriffe indiziert, die im Hauptteil des Quellenbuches, d.h. in den Texten zu Nomaden (bzw. Nomaden/Numidern) erscheinen. Termini der »Spectabilia« sind nicht aufgeführt.
Der Index ist in drei größere Abschnitte unterteilt: Ein Verzeichnis listet die Eigennamen historischer und mythischer Personen sowie Götter und Geschlechter auf. Ein weiteres Register führt allgemeine geographische Bezeichnungen sowie die Namen von Regionen, Orten, Flüssen, Gebirgen, Stämmen und Völkern (realen oder fiktiven) an. Dabei sind Regionen und Völker, deren Namen sich von einander ableiten unter einem Lemma angegeben, z.B. Skythien/Skythen/skythisch. Das Begriffspaar ‹Nomade/nomadisch› erscheint im Index aus naheliegenden Gründen selbstverständlich nicht.
Der Sachindex beschäftigt sich mit ausgewählten Begriffen, Sachen und Motiven des Quellenbuches: a) mit Essen und Trinken, b) mit Pflanzen und pflanzlichen Produkten sowie Landwirtschaft, c) mit Tieren und tierischen Produkten sowie Tierhaltung, d) mit Amtsträgern, Titeln und Gruppierungen und e) mit Lebensweisen, Wohnverhältnissen sowie klimatischen Bedingungen.
Alle Index-Einträge beziehen sich sowohl auf den Singular und Plural als auch auf sämtliche deklinierte Formen eines Begriffs.
Der Index verzeichnet nicht die Seitenzahlen, unter denen ein Begriff im Quellenbuch aufzufinden ist, sondern die betreffenden Quellenstellen. Das bedeutet, dass die jeweiligen Autoren, ihre Werke und die schrifteninterne Gliederung in meist abgekürzter, den Vorgaben des Neuen Pauly (DNP) folgender Form angegeben sind (bspw. Philostr. Ap. I,20,2; Porph. abst. I,5; Eus. HE I,2,18–19). Diese Art der Angabe der Quellenstellen soll der unabhängigen Nutzung des Indexes dienen. Sollte es einen zitierten und einen zitierenden Autor geben, so sind stets beide angeben, auch wenn sich der Abschnitt nur bei dem zitierten Autor in diesem Band findet.
66 App. Proem. 1,3.