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Aleph

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A. ist der Name des ersten Buchstabens im phönizischen sowie im hebräischen Alphabet. Es entspricht dem arabischen Alif; sein Lautwert entspricht dem Glottisschlag; sein Zahlenwert ist 1. Es steht für einen Konsonanten, den die Griechen, als sie das phönizische Alphabet für ihre ↗ Sprache adaptierten, als Graphem (↗ Schrift) für den Vokal Alpha umdeuten, woraus schließlich das lateinische A entsteht. Der Name des Buchstabens leitet sich von der stilisierten, um 90° gedrehten Darstellung eines Stierkopfes (hebr. alef, für ‚Rind‘) mit zwei Hörnern ab. In der Mengenlehre wird das Symbol à für die Kardinalzahlen unendlicher Mengen verwendet, die sog. A.funktion: Sie zählt alle unendlichen Kardinalzahlen auf; insbesondere wird die kleinste unendliche Mächtigkeit (↗ Macht), namentlich die der natürlichen Zahlen, mit à0 bezeichnet. In diesem Sinne findet A. im literarischen Werk von Jorge Luis Borges (1899–1986) Verwendung, von hier aus adaptiert der postmoderne (↗ postmoderner Raum) politische Geograph und Stadtplaner (↗ Stadt) Edward W. Soja A. als Signatur dessen, was er in seinem Buch Thirdspace von 1996 als ↗ Drittraum bezeichnet: ↗ Räume, die gleichermaßen real und imaginiert (↗ Imaginäres) sind. Damit orientiert sich Soja (2005) auch am trialektischen Konzept des französischen Soziologen Henri Lefebvre (↗ Repräsentation), das insbesondere die komplexen ↗ Prozesse gesellschaftlicher ↗ Produktion von Raum betont und dadurch eine simplifizierende, bipolare Unterscheidung zwischen ‚natürlichen‘ (↗ Natur) und ‚künstlichen‘ Räumen überwindet. Räume, die als A. zu verstehen sind, besitzen bei Soja eine nachgerade transzendente Qualität und Strahlkraft, die sich in der (Post-)Moderne paradoxerweise v.a. in völlig säkularisierten Räumen immaniert, welche somit in ihrer Bedeutung für die sozialen Dimensionen von Raum (↗ Sozialraum) an die Stelle zuvor primär durch Teilhabe am Numinosen definierter ‚↗ heiliger‘ Räume treten. In ähnlicher Weise Verwendung findet A. im Werk des italienischen Philosophen Giorgio Agamben (2002), um auf eine Mächtigkeit der Elemente im mengentheoretischen Sinne zu verweisen, die auch Elemente der Wirklichkeit umfassen kann (↗ Ausschluss), ohne diese einzeln aufzählen zu müssen.

Literatur: Heller-Roazen 2008; Kiening 2009.

Agamben, Giorgio (2002): Homo sacer, Frankfurt a. M. [ital. 1995].

Heller-Roazen, Daniel (2008): Echoalias, New York.

Kiening, Christian (2009): Schrift Räume, in: Raumkonzepte, hg. v. I. Baumgärtner, P.-G. Klumbies u. F. Sick, Göttingen, 29–50.

Soja, Edward W. (2005): Die Trialektik der Räumlichkeit, in: TopoGraphien der Moderne, hg. v. R. Stockhammer, München, 93–123 [amerik. 1996].

Martin Przybilski

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