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A. als Kurzform für Welta., auch Weltraum oder Universum bezeichnet die Gesamtheit des sichtbaren, mit ↗ Materie erfüllten ↗ Kosmos. Über die räumliche Beschaffenheit gibt es bislang keine eindeutige wissenschaftliche Meinung (↗ Wissen) – eine Vorrangstellung besitzt jedoch das ‚Standardmodell‘, mit dessen Hilfe das A. durch eine flache, euklidische (↗ Euklidik) Raumstruktur (↗ Struktur) beschrieben wird. Nach den mythologischen Anfängen der Kosmologie, die ab dem 3. Jh. v. Chr. zunächst im alten China und Babylonien entsteht, entwirft Anaximander (ca. 610–ca. 547 v. Chr.) die erste philosophische Kosmogonie des A.s. Als Ursubstanz nimmt er das Apeiron an, welches sich durch räumliche sowie zeitliche Unbegrenztheit (↗ Grenze) auszeichnet. Der Kosmos selbst wird von Anaximander als ein räumlich begrenztes Schichtenmodell (↗ Schicht) verschiedener ↗ Elemente beschrieben, welche in harmonischer Anordnung nebeneinander bestehen. Platon (427–347 v. Chr.) entwickelt in seinem Dialog Timaios die Vorstellung des Demiurgen, der das A. nach mathematisch-harmonischen (↗ Harmonie) Prinzipien schmiedet. Aristoteles (384–322 v. Chr.) entwirft eine endliche A.vorstellung, die zusammen mit dem ptolemäischen Weltbild (↗ Geozentrik) die philosophische Tradition des Mittelalters prägt. Es ist die Vorstellung eines endlichen A.s, in dem es keinen exzentrischen ↗ Ort geben kann. Giordano Bruno (1548–1600) kommt das Verdienst zu, als erster nachantiker Denker ein räumlich und zeitlich unbegrenztes Universum anzunehmen. Nikolaus Kopernikus (1473–1543) transformiert das ptolemäische Modell in ein heliozentrisches, in welchem sämtliche Planeten (einschließlich der Erde) um die Sonne kreisen. Mit Galileo Galilei beginnt das Zeitalter der teleskopgestützten Astronomie, es entwickelt sich allmählich die Vorstellung einer homogenen Isotropie des A.s. Isaac Newtons (1643–1727) ↗ Theorie von ↗ Raum und ↗ Zeit entwirft das A. als einen unendlichen euklidischen Raum, in dem die Planeten sich auf Bahnen bewegen, die den Gesetzen der Mechanik und Gravitation (↗ Kraft) folgen. Seit der Allgemeinen Relativitätstheorie (↗ Relativität) Albert Einsteins (1879–1955) wird das A. als eine raumzeitlich (↗ Raumzeit) strukturierte ↗ Ordnung betrachtet. Die Gravitation bewirkt nach Einstein (1916) im A. eine Krümmung des Raum-Zeit-↗ Kontinuums. Das mit der Quantentheorie (↗ Quant) verquickte Standardmodell beschreibt die heute gängige kosmogonische Vorstellung: Vor ca. 15 Mrd. Jahren ist das A. auf einen winzigen Punkt konzentriert – der sog. Beginnsingularität (↗ Singularität) –, seitdem dehnt es sich zufolge der Theorie des ‚Urknalls‘ (engl. big bang) explosionsartig aus. Die Möglichkeit mehrer Universen scheint in jüngerer Zeit durchaus vorstellbar (Hawking 1988). Ebenfalls gewinnt in den vergangenen Jahren das sog. Anthropische Prinzip (Breuer 1981) an Bedeutung, nach welchem aus der Gegebenheit der menschlichen (↗ Mensch) Existenz (↗ Ekstase) innerhalb der räumlichen Unendlichkeit auf die Richtigkeit der gemessenen physikalischen Eigenschaften des A.s geschlossen wird.

Literatur: Greene 2004; Kanitscheider 1991; Koyré 1969; Weinberg 1977.

Breuer, Reinhard (1981): Das anthropische Prinzip, Wien.

Einstein, Albert (1916): Die Grundlage der allgemeinen Relativitätstheorie, in: Annalen der Physik 49, 769–822.

Greene, Brian (2004): Der Stoff aus dem der Kosmos ist, München [engl. 2004].

Hawking, Stephen (1988): Eine kurze Geschichte der Zeit, Reinbek b. Hamburg [engl. 1988].

Kanitscheider, Bernulf (1991): Kosmologie, Stuttgart.

Koyré, Alexandre (1969): Von der geschlossenen Welt zum unendlichen Universum, Frankfurt a. M. [amerik. 1957].

Weinberg, Steven (1977): Die ersten drei Minuten, München [engl. 1977].

Philipp Weber

Lexikon Raumphilosophie

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