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5.2 Feier der Tagzeiten und Formen täglicher Gemeindeliturgie
ОглавлениеLange galt die Stundenliturgie als Standesgebet der Priester und Ordensleute, erst im Zuge der Liturgischen Bewegung entdeckten die Gläubigen den Reichtum des kirchlichen Betens zu Christus und mit ihm zum Vater. Dies greift das Konzil auf, wenn es wünscht, „daß die Haupthoren, besonders die Vesper an Sonntagen und höheren Feste, in der Kirche gemeinsam gefeiert werden“ (SC 100). Allerdings hat das „öffentliche und gemeinsame Gebet des Volkes Gottes“20 nur wenig Resonanz in der gottesdienstlichen Praxis der Pfarrgemeinden gefunden.
Das wirkt sich heute als äußerst problematisch aus. Denn nach dem Rückgang der volksnahen Andachten blieb die Messe der einzige täglich gefeierte Gottesdienst in den Gemeinden. Weil aber nun durch die geringer gewordene Zahl der Priester die tägliche Messe nicht mehr sicher gestellt werden kann, bedeutet ihr Ausfall das Ende der täglichen Gottesdienstfeier insgesamt. Dieses Defizit trifft in das Herz der Kirche. Denn die tägliche Feier von Gebet und Gottesdienst kennzeichnet die Kirche nicht nur seit apostolischer Zeit, als betende Kirche realisiert sie auch ganz ausdrücklich ihre unaufgebbare Verbindung mit Christus und damit ihr Kirche-Sein. Insofern lässt sich die Krise des Gottesdienstes nicht trennen von der Krise der Kirche wie des tradierten christlichen Glaubens überhaupt.
Darum liegt im Anliegen der Liturgiekonstitution, Tagzeitenliturgie und Wort-Gottes-Feiern zu fördern und als täglichen Gottesdienst neben der Eucharistie in den Pfarrgemeinden zu etablieren, ein Impuls, der das Wesen der Kirche betrifft. Damit die Kirche ecclesia orans sein und bleiben kann, wird es wichtig, gemeindegerechte und zeitgemäße Formen dieser Feiern zu entwickeln und damit zu einer Schule des Betens und einer gemeindlichen Spiritualität beizutragen, denen zudem ökumenische Bedeutung zukommen und auch liturgieungewohnten und -ungeübten Menschen Zugang zur Feier des Glaubens zu eröffnen vermögen.21