Читать книгу Ermutigung zum Aufbruch - Группа авторов - Страница 42

Anfängliches Desinteresse der Konzilsväter an den Medien

Оглавление

Ein Weltereignis wie das Konzil musste unweigerlich die Weltpresse anziehen. Teilweise waren es bis zu tausend Journalisten, die akkreditiert waren, bei der Eröffnungsfeier sogar 1200. Für einen solchen Journalistenansturm bedurfte es eines eigenen Pressebüros, das in der Vorbereitungsphase eingerichtet wurde. Es bestand allerdings ein Problem: Eine Institution mit der jahrhundertealten Tradition, alle wichtigen Entscheidungen hinter verschlossenen Türen zu treffen, mit ein paar Hintertürchen für Indiskretionen, war im Umgang mit einer freien Presse nicht nur ohne jegliche Praxis, sondern geradezu hilflos. Zudem hatte der bereits ernannte Generalsekretär der Vorbereitungskommission, Kardinal Pericle Felici (1911–1982), ein mehr als gespanntes Verhältnis zu den Medien. Für ihn als Kurienbeamten waren sie störend und lästig. Was sich hinter den Mauern des Vatikans abspielte, ging in seinen Augen niemanden etwas an, außer die zuständigen Instanzen waren selber bereit, etwas öffentlich zu machen. Das Konzil hielt er für eine rein innerkirchliche Angelegenheit und war vom festen Willen beseelt, nichts davon nach außen dringen zu lassen. Erst wenn die Beschlüsse gefasst wären, sollte die Öffentlichkeit etwas davon erfahren und die Presse informiert werden. Nach diesen Grundsätzen behandelte Felici auch die Vertreter der Presse.

Am 3. Dezember 1960 berief er die erste Pressekonferenz ein, bei der er die Einrichtung des Konzils-Pressebüros bekanntgab. Er hielt es für erforderlich, dass

„die Berichterstattung – abgesehen von aller Rhetorik und journalistischer Aufmachung, die nicht immer erforderlich, aber gelegentlich recht nützlich ist – im Wesentlichen bei Fragen des Glaubens und der Sitten exakt ist und der Lehre der Kirche vollauf entspricht. Die Lücken, die man in der nicht katholischen oder einfachen Nachrichtenpresse hingehen lässt, können bei der katholischen Presse nicht geduldet werden. Darum ist der Kontakt mit den offiziellen oder wenigstens offiziösen Informationsorganen erforderlich. Ehe man eine sensationelle Neuigkeit weitergibt, muss man feststellen, was an ihr wahr ist … Ich wünsche, dass sich alle daran halten und ihr Verlangen nach dem Überraschenden und Sensationellen beherrschen. Besser eine Minute später mit einer wahren Nachricht, als eine Minute früher mit einer falschen …“

Er fuhr fort, das Pressebüro werde von Zeit zu Zeit nützliche und wahre Informationen mitteilen, die nach Möglichkeit den Bedürfnissen der Journalisten entsprächen. „Ich erinnere Sie, meine Herren, an das lateinische Sprichwort: ‚Von Freunden verlangt man nur Ehrenhaftes‘. Dringen Sie nicht in Dinge ein, die für Sie verschlossen und Ihnen verwehrt sind. Nur unter dieser Voraussetzung werden wir gute Freunde sein.“3 Im Anschluss daran ermahnte er die Journalisten, ein integres Familienleben zu führen.

Am 21. Mai 1961 wusste Felici zu berichten, dass das Pressebüro nach Bedarf organisiert werde.

„Der Bedarf ist heute begrenzt, und daher ist die Tätigkeit des Büros eine begrenzte. Die Öffentlichkeit und die Journalisten müssen sich gedulden. Und wenn auch der Papst oft erklärt hat, dass es äußerst wünschenswert ist, wenn die Gläubigen dem Konzil ein lebhaftes Interesse entgegenbringen, so darf man doch nicht vergessen, dass das Konzil ein Akt der höchsten Lehr- und Regierungsgewalt der Nachfolger der Apostel unter der Autorität des Papstes ist. Alle müssen zu diesem mit ehrfürchtigem Schweigen aufschauen und den Heiligen Geist bitten, sie zu erleuchten …“ 4

Die Empörung der Weltpresse war vorauszusehen. Das Unverständnis wuchs nun auch auf der anderen Seite: knapp zwei Monate nach der ersten Pressekonferenz am 30. Januar 1961 distanzierte sich Kardinal König mehr als deutlich vom Verhalten Felicis:

„Äußerlich erscheint das Konzil als eine Sache des Papstes und der Bischöfe; in Wirklichkeit ist es Sache der ganzen katholischen Kirche, das heißt aller Gläubigen. Von Ihnen, den katholischen Journalisten, hängt es zum guten Teil ab, ob es wirklich so sein wird … Ich denke hier vor allem an Journalisten, die nicht in der katholischen Presse schreiben … Es ist die Aufgabe der Journalisten, das öffentliche Gewissen der Katholiken zu sein. Wenn Sie etwas über das Konzil zu sagen haben, warten Sie nicht auf ein Wort des Bischofs, nicht auf Nachrichten aus Rom. Warnen Sie, so Sie glauben, warnen zu müssen; gehen Sie mutig voran, wo Sie glauben, voran gehen zu müssen; informieren Sie, sooft sich eine Gelegenheit bietet, die Welt über das Konzil zu informieren. Wenn Sie das Konzil zu Ihrer Sache machen, dann wird auch das Konzil die Sache aller Christen werden. Reden Sie auch von allem, was die öffentliche Meinung und die Gläubigen vom Konzil erwarten.“5

Angesichts dieser Turbulenzen sah sich der Papst selbst herausgefordert, eine eigene Rede vor der Auslandspresse zu halten.

Am 24. Oktober 1961 äußerte Johannes XXIII. sein Verständnis für die Bedeutung der öffentlichen Meinung und das Anliegen der Journalisten und versprach einen Ausbau des Pressebüros. Das Konzil als öffentliches und weltpolitisches Ereignis war nun verstanden worden, aber es bedurfte weiterer Schritte. Im Mai 1962, bei einer erneuten Rede gegenüber der Auslandspresse, war ein neuer Ton spürbar. Die Presse sollte sich nicht nur als geduldet empfinden, sondern habe eine wichtige Aufgabe auf dem Konzil:

„Wir zählen in der Tat auf Sie, meine Herren (!) und ganz besonders jetzt, beim Herannahen des Zweiten Ökumenischen Vatikanischen Konzils, jenes bedeutenden Ereignisses, von dem man hoffen kann, dass es auch über die Grenzen der Kirche hinaus auf alle Menschen guten Willens einen positiven Einfluß ausüben wird. Zur Erreichung dieses Zieles sind die Presseorgane heute nicht nur ein unentbehrliches Mittel.“6

Ermutigung zum Aufbruch

Подняться наверх