Читать книгу Literatur und Mehrsprachigkeit - Группа авторов - Страница 26

a) Grundbegriffe: Leitsprachigkeit, Quersprachigkeit und Mehrsprachigkeit

Оглавление

Sowohl Einsprachigkeit als auch Mehrsprachigkeit können kulturell und gesellschaftlich integrativ fungieren bzw. politisch mit Blick auf Integration instrumentalisiert werden: Unter mittelalterlichen literati ist Latein das Integrationsmedium, in Luxemburger Schulklassen eine (orale) Mehrsprachigkeit, die mindestens Luxemburgisch, Deutsch und Französisch umfasst. Die Frage, wie genau welche Sprache(n) wo und wann Medium der Integration oder eben der Desintegration sind, hat daher entscheidenden Einfluss auf das Verständnis mehrsprachiger Literatur.

Fragen der gesellschaftlichen und kulturellen Integration werden in der Forschung in erster Linie, aber bei weitem nicht ausschließlich, mit Blick auf die Integration von Migranten in westliche Gesellschaften untersucht. Denkbar sind aber sehr unterschiedliche Konstellationen sprachlich-kultureller Integration. Im Folgenden geht es weitgehend um solche Konstellationen, die in der Gegenwart oder der jüngsten Vergangenheit beobachtet werden können. Historische Studien zum Zusammenhang von Sprache und Integration sind relativ selten.

Die Beherrschung einer Nationalsprache gilt verbreitet als Ziel und Beleg gelungener Integration in eine Gesellschaft. Dieser politisch gewollten »Leitsprachigkeit« steht aber die natürliche Variabilität der Sprachen und die Mehrsprachigkeit der Sprecherinnen und Sprecher entgegen. Mario WandruszkaWandruszka, Mario (Die Mehrsprachigkeit des Menschen) bezeichnet sie als ›innere Mehrsprachigkeit‹. Sie entwickelt sich zeitlebens mit dem Erschließen neuer Lebens- und Arbeitsbereiche weiter, obwohl gesellschaftliche Sanktionen und mangelnde Förderung in den frühen Lebensjahren nicht selten ihre volle Entfaltung behindern. Zu den Dimensionen des Variationskontinuums der inneren Mehrsprachigkeit gehören diatopische, diastratische, diasituative, diaphasische, mediale, modale, adaptive, pragmatische und andere mehr. Die Beherrschung der jeweils relevanten Umgebungssprache, auch wenn diese von den Normen der Leitsprache abweicht, ist das eigentliche Symbol gelungener Integration. Eine »quersprachige Kompetenz« besitzen Gudula List (»Eigen-, Fremd- und Quersprachigkeit«, 133) zufolge diejenigen, die in unterschiedlichen Umgebungen integriert sind und zwischen den Umgebungen wechseln und deren Symbolsysteme gegebenenfalls mischen können.

Literatur und Mehrsprachigkeit

Подняться наверх