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4. Enkulturation und Sprachen 1. Begrifflichkeit

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Der Begriff EnkulturationEnkulturation wurde zuerst von Herskovits (1948: 39-42) verwendet. Nach seiner Definition bezeichnet enculturation alles, was in einem menschlichen Leben gelernt werden kann unter dem Aspekt dessen, was auf der Welt ist.

SozialisationSozialisation ist nach der Definition von Child (1954: 655) „the whole process by which an individual, born with behavioral potentialities of enormously wide range, is led to develop actual behavior which is confined within a much narrower range – the range of what is customary and acceptable for him according to the standards of his group“.

Zum großen Teil ist LernenLernen sowohl mit Enkulturation als auch mit Sozialisation verknüpft, wie am Beispiel von Sprache gut erkennbar ist. Ein Teil des erstmaligen SpracherwerbSpracherwerbs (L1) beim Kind ist gesteuert. Lernende werden in der formalen Bildungformale Bildung, also durch Unterricht, ausdrücklich und systematisch sprachlich instruiert und lernen – dem Alter entsprechend – bewusst. Ein erheblicher Teil des Spracherwerbs erfolgt aber ungesteuert und unbewusst, also informell, vor und nach der Einschulung bzw. unabhängig davon. Ähnliches gilt für das Erlernen weiterer Sprachen parallel zur ersten oder nacheinander (↗ Art. 52).

Verwandt mit den Begriffen Enkulturation und Sozialisation sind die Begriffe AkkulturationAkkulturation und AssimilationAssimilation (sinngemäß: Angleichung). Im Vergleich zur Enkulturation sind diese Prozesse als sekundär und spezifisch zu verstehen. Sie erfolgen also ggf. im Rahmen der Enkulturation, wenn das Individuum – ob in der Kindheit oder später – durch Migration sich in eine Umgebung einfügen muss, die sprachlich und/oder soziokulturell sich von der seiner Herkunftsfamilie und -region unterscheidet (↗ Art. 100). Berry (1997: 9f.) versteht Assimilation als eine der möglichen Varianten des Vorgangs Akkulturation, eine andere ist IntegrationIntegration. Seit den 1930er Jahren haben die Begriffe Akkulturation und Assimilation (sowie der Begriff IntegrationIntegration) in der soziologischen und in der anthropologischen Terminologie, namentlich in der Migrationsforschung, verschiedene Gewichtungen und Konnotationen erhalten (Geisen 2018).

In Bezug auf den Erwerb bzw. das Erlernen von Sprache(n) im Rahmen von Enkulturation, Sozialisation und Akkulturation sind solche Bedeutungsverschiebungen wichtig. Wenn eine Gesellschaft und ein Schulsystem das Modell der Assimilation als Ideal vorgeben und somit EinsprachigkeitEinsprachigkeit in der Ankunftssprache (für Zugewanderte L2) als Norm voraussetzen, sind die Bedingungen anders als wenn eine Gesellschaft und ein Schulsystem MehrsprachigkeitMehrsprachigkeit akzeptieren oder gar fördern. Auch die KommunikationKommunikationin der Familie im Rahmen der einzelnen Familie wird vom gesellschaftlichen Klima beeinflusst. Ein starker Assimilationsdruck seitens der Politik (↗ Art. 11) und der Schule kann sich auf den SprachgebrauchSprachgebrauch in der Familie auswirken: Diese wird sich für den Verzicht auf die HerkunftsspracheHerkunftssprache(n) entscheiden. Auch die Größe der Gemeinschaft der Sprachteilhaber sowie das PrestigePrestigevon Migrantensprachen der jeweiligen Minderheiten- oder der MigrationssprachenMigrantensprachen können dabei eine Rolle spielen.

Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik

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