Читать книгу Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik - Группа авторов - Страница 44
7. Mehrsprachigkeitsdidaktik 1. Definition und Rahmung
ОглавлениеMehrsprachigkeitsdidaktikMehrsprachigkeitsdidaktik (didactique du plurilinguisme, crosslinguistic didactics) bezeichnet ein Konzept, das in unterschiedlichen politischen und nationalen Kontexten und Fächern des Sprachunterrichts in jeweils anderer Färbung benutzt wird. Ziel der Mehrsprachigkeitsdidaktik ist neben der Förderung von Mehrsprachigkeit die von Sprachlern- und interkultureller Kompetenz auf der Grundlage einer vielfachen VernetzungVernetzungvon Ressourcen von lernerseitig bereits vorhandenen mit noch zu erwerbenden lingualen oder sprachlernbezogenen RessourcenRessourcenKonstituenten von Kompetenz. Hierzu notwendige plurilinguale und didaktische TransfereffekteTransfereffekte greifen sowohl proaktiv auf neue Zielsprachen zu als auch retroaktiv, indem sie das bereits vorhandene mehrsprachige mentale Lexikon mit neuen Informationen überformen. Die gezielt freigesetzten SynergienSynergien unterscheiden das vernetzende SprachenlernenSprachenlernenvernetzendes von der additiven MehrsprachigkeitMehrsprachigkeitadditive bzw. den beziehungslos nebeneinanderstehenden Curricula und Praxen des Unterrichts einzelner Sprachen. Bei der Konzeption der MehrsprachigkeitsdidaktikMehrsprachigkeitsdidaktik wurde von Anfang an mitgedacht, dass ihre Kehrseite die MehrkulturalitätMehrkulturalität ist (↗ Art. 28).
Der Wunsch nach plurilingualer Lernökonomie steht am Anfang des Desiderats eines GesamtsprachencurriculumsGesamtsprachencurriculum (↗ Art. 14) oder einer integrativen SprachdidaktikSprachdidaktikSprachdidaktikintegrative (didactique intégrée, integrated approach). Beide Dachbegriffe umschließen Mutter-, Zweit- und Fremdsprachen, Fachsprachen sowie unterschiedliche Bildungsziele und Methoden wie CLIL (↗ Art. 111, 115), frühes Fremdsprachenlernen, lebensbegleitendes Lernen, Sensibilisierung für Sprachen und SprachenlernenSprachenlernenInterkomprehnsionsdidaktik (↗ Art. 22), und zwar im Rahmen einer diversifizierten und abgestuften MehrsprachigkeitMehrsprachigkeitdiversifizierte und abgestufte. Die Pluralen AnsätzeRePA zu Sprachen und Kulturen (approches plurielles) (↗ Art. 20) mit den Schwerpunkten SprachenbewusstheitSprachenbewusstheit (Eveil aux languesEveil aux langues), interkulturelles Lernen, Interkomprehension (↗ Art. 85) und integrative Didaktik bieten Deskriptoren für miteinander zu vernetzende Lernkontexte und Methoden. Allen Konzepten gemeinsam ist die Orientierung an metakognitiven Strategien zur sprachen- und lernbezogenen Sensibilisierung und, wenn lernerseitig möglich, zum VergleichenVergleichen mehrsprachiger Strukturen. Zugrunde liegt ein von den Wissenschaften vom Lehren und Lernen entwickelter, fächerübergreifend fassender Kompetenzbegriff, der im Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für Sprachen (↗ Art. 18) Eingang fand. Je offener die Konzepte sind, desto stärker verlangen sie eine über die Schulzeit hinausgreifende Lernplanung, wie sie in der Unterscheidung zwischen einer vorhandenen und noch zu erwerbenden Mehrsprachigkeit entgegentritt (Hallet & Königs 2010).
Die Dachbegriffe MehrsprachigkeitsdidaktikMehrsprachigkeitsdidaktik, integrierte Didaktikintegrierte Didaktikintegrative DidaktikDidaktikintegrierte und Plurale Ansätze antworten auf einen Kontext, der global bis lokal von sozietaler Vielsprachigkeit und VielkulturalitätVielkulturalität gekennzeichnet ist, wie es die Begriffe Mehrheits- versus MinderheitensprachenMinderheitensprachen, autochthone Sprachen oder VarietätenVarietätenvon Migrantensprachen und MigrantensprachenMigrantensprachen andeuten (↗ Einleitung, Art. 7). Bei Letzteren geht es vor allem darum, dem Verlust von Herkunftssprachen oder regionalen Sprachen vorzubeugen. Die Vielsprachigkeit impliziert allerdings, dass die meisten auf dem Territorium eines Staates vorhandenen Sprachen – in Deutschland weit über hundert (Chlosta & Ostermann 2008) – nicht einmal als herkunftssprachlicher Unterrichtherkunftssprachlicher Unterricht berücksichtigt werden können, was die Relevanz von Einstellungszielen (Offenheit, Empathie, Toleranz usw.) und den Einsatz entsprechender Strategien unterstreicht. Vorrangig gilt allerdings europaweit das Erlernen der Staats- und UmgebungsspracheUmgebungssprache auf nativem Kompetenzniveau. Defizite hier verbinden sich mit einer geringen Chance auf IntegrationIntegration und beruflichem Erfolg in der aufnehmenden Gesellschaft.