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1.2. Mehrsprachigkeit als sprachenpolitische Leitlinie der EU

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Die EU-Leitlinie zur Fremdsprachenkompetenz steht in einer 50jährigen Tradition, die mit der European Cultural Convention (1954) ihren Anfang nimmt. Obwohl mehr Sprachenkenntnis per se noch nicht zu einem friedlichen Zusammenleben der Völker führt (was auch die politisch verantwortlich Handelnden immer wussten), geht die EUEU davon aus, dass mehr individuelle Mehrsprachigkeit ihren Bürgerinnen und Bürgern mehr Verständnis füreinander („mutual understanding“) ermöglicht. Dies erklären explizit oder implizit zahlreiche EU-Dokumente, darunter der Gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen (GeRGeR) (2001) und das diesen ergänzende Companion VolumeCompanion Volume (2018) (↗ Art. 18, 19), der Guide for the Development and implementation of curricula for plurilingual and intercultural education (Beacco et al. 2016) und Linguistic integration of adult migrantsIntegrationsprachliche, von erwachsenen Migranten. Guide to policy development and implementation (Council of Europe 2014), um nur die vielleicht wichtigsten programmatischen Publikationen zu nennen. Mit den zuletzt genannten Dokumenten hat die EU ein unübersehbares Signal zur Entwicklung von mehr Mehrsprachigkeit an ihre Mitgliedsstaaten gesendet. Und diese bemühen sich, wie die Eurostatistiken (Eurydice 2012) belegen, die Empfehlungen auch umzusetzen (↗ Art. 21).

Generell sieht die EU in der Mehrsprachigkeit eine „SchlüsselkompetenzSchlüsselkompetenz“, die es erlaubt, innerhalb der Union Freizügigkeit des Arbeitsplatzes und der Residenz wahrzunehmen. Mit dieser Formulierung knüpft die Europäische Kommission an ihr Weißbuch Lehren und Lernen (…) Auf dem Weg zur kognitiven Gesellschaft (1996: 3) an. Die individuelle und diversifizierte Mehrsprachigkeit selbst gilt auch als eine Strategie, um die EU zu dem „wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt“ zu entwickeln (ebd.).

Zur Wechselwirkung zwischen einer breiten individuellen Mehrsprachigkeit und dem Funktionieren einer vielsprachigen Europäischen Demokratie schweigen sich die EU-Publikationen indes aus. Dabei wird eine diversifizierte Mehrsprachigkeit umso wichtiger, desto stärker die Finalität der Union auf eine solche Demokratie und die ihr zugrunde liegende WertegemeinschaftWertegemeinschaft zielt, in der sich das in weit über zwanzig Muttersprachen und Nationen ausdrückende (souveräne) WahlvolkWahlvolk ein gemeinsames europäisches Parlament gibt und dieses die Exekutive wählt. Mag auch die Finalität der EUEU umstritten sein; unbestreitbar ist das Unvermögen der einzelnen europäischen NationalstaatenNationalstaaten, allein die epochalen Herausforderungen unserer Zeit zu lösen: den Klimawandel bekämpfen, Wohlstand und Sicherheit der Bevölkerung sichern, der europäischen Bevölkerung eine Stimme in der Welt geben. Dazu reicht ein lockerer Staatenbund nicht.

Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik

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